Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
an den Saum des Waldes. Dann hielt es an und drehte sich noch einmal zu den Gefährten, die ihm mit Bewunderung nachschauten, um.
„Vearas ist mein Name, meine Freunde“, sprach es schließlich, „und mein Gefühl sagt mir, dass sich unsere Wege noch einmal kreuzen werden in nicht sehr ferner Zeit. Lebt allesamt wohl bis dahin!“ Das warme Leuchten, das in seinen Augen glimmte, erfüllte alle, die es sahen, mit Zuversicht und einem unbeschreiblichen Wohlgefühl.
Danach machte das reinweiße Tier einen großen Satz und wurde vom Dunkel der Föhren verschluckt.
„Eine große Freundschaft bestand einst zwischen Zwergen und Einhörnern“, sagte Dwari, während er wie die anderen noch immer zu der Stelle hinsah, an der er ihren Retter zuletzt gesehen hatte. „Legendär ist vor allem diejenige Geschichte, die davon handelt, wie unser Volk, kurz nachdem es das Milmondo Auron besiedelt hatte, von Fluag, einem besonders grausamen Drachen,angegriffen wurde. Damals waren es die Einhörner, die plötzlich auftauchten und das Ungeheuer, das viel zu langsam war, um sie zu verletzen, mit ihrem Erscheinen beinahe um den Verstand brachten. Dies erst ermöglichte uns schließlich, den Feind in seiner Verwirrung zu vernichten.“
Die Menschen und der Zwerg verloren keine weitere Zeit, um der Empfehlung des Einhorns – was die Bestattung von Perlor anbelangte – nachzukommen. Nachdem sie sich dem Hain genähert hatten, forschten sie für eine Weile sorgfältig an seinen Rändern, bis sie schließlich eine geschützte Stelle innerhalb eines Einschnitts zwischen den Baumreihen gefunden hatten. Mit der Schaufel, die sie von dem hinter dem Haus liegenden Bereich herbeiholten, hoben sie anschließend eine Grube aus. Dies gestaltete sich als eine recht mühselige Arbeit, denn der Erdboden war ganz und gar von widerspenstigen Wurzeln durchwirkt.
Während sich Arnhelm, Kogan, Braccas und Dwari bei der Plackerei abwechselten und mit der Zeit immer besser vorankamen, waren Aidan und Sanae ausgesandt worden, um Ulven und Marcius von dem tragischen Geschehenen zu unterrichten. Marcius war für eine Zeitlang sprachlos vor Bestürzung, als er die schlimme Nachricht erfuhr, und Ulven hatte gar Mühe, seine Tränen zurückzuhalten. Beide bestanden sie ferner vehement darauf, bei der Abschiednahme und Beerdigung für ihren gefallenen Freund dabei sein zu dürfen.
Aidan und Sanae, die den Getöteten erst weitaus kürzer als die beiden jungen Rhodrim gekannt hatten, blieben daraufhin bei den Pferden zurück. Ulven und Marcius hingegen ließen sich den Weg erklären, griffen sich eine Fackel und eilten sich, in das hinter den Felsen verborgene Land zu gelangen. Als sie die Stelle, welche die letzte Ruhestätte Perlors werden würde, erreichten, kamen sie gerade recht, denn die anderen schickten sich soeben an, den Leichnam in die Tiefe hinabzulassen. Als dies geschehen war, füllten die sechs die Grube einer nach dem anderen mit brauner Erde. Anschließend trugen sie einige größere Steine herbei, die sie am Fuß der Böschung fanden, und deckten diese über das Grab, um dadurch einen zusätzlichen Schutz gegen wühlende Tiere zu erreichen. Dies taten sie, obgleich sie sich sicher waren, dass Vearas – als er sagte, die Einhörner würden über den toten Gefährten wachen – nicht leichtfertig gesprochen hatte.
Als sie die Arbeit vollendet hatten, stellten sie sich im Kreis um den Platz herum. Sie wollten nun Abschied nehmen von Perlor, wie es unter den Menschen Arthiliens Brauch war und wie sie es schon nach Borgas’ Dahinscheiden getan hatten. Braccas ergriff das Wort und bekundete die Trauer, die sie alle empfanden. Die anderen schwiegen dabei und hielten ihre Köpfe andächtig gesenkt. Schließlich schloss er seine Rede mit der Bitte an Aldu, ihrem gefallenen Freund auf seinem nunmehr folgenden Weg gnädig zu sein.
Nachdem jene notdürftige Bestattungszeremonie beendet war, begaben sich die Menschen und der Zwerg wieder zu dem eingesäumten Pfad, welcher den Wald teilte und von dieser Stelle aus nach Norden führte. Auf ihm wanderten sie solange dahin, bis sie den steil ansteigenden Hang erreichten, der aus der Ebene hinausführte. Von Müdigkeit gezeichnet, stolperten sie den steinigen Aufstieg hinauf und betraten hernach den tiefschwarzen Tunnel, der das Felsmassiv durchquerte. Unter dem echowerfenden Klang ihrer Schritte schlenderten sie durch die Dunkelheit, ehe sie nach einer Weile wieder nach außerhalb des Verborgenen Landes
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