Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
Arnhelm bildeten die erste Wache. Die erste Zeit über wanderten die beiden unruhig umher, denn noch immer waren sie aufgewühlt von den tragischen Ereignissen des Tages und dem Erhalt des kostbaren Schwertes. Dann aber setzten sie sich nieder und redeten so leise miteinander, dass sie die anderen nicht störten und umgekehrt niemand sonst ihren Gedanken lauschen konnte.
Die Zeit, die seit ihrem Aufbruch in Dirath Lum vergangen war, erschien den beiden so überaus lange, dass sie sich beinahe eigentümlich fühlten bei dem Gedanken daran, nach ihrer Reise, die sie über Lemuria und das Wächtergebirge bis in die Wildnis geführt hatte, nunmehr den Weg nach Hause anzutreten. Wie sie ferner wussten, würde ihnen auch dann würde ihnen nur eine kurze Rast und kein Verweilen gestattet sein, denn neue Aufgaben und Herausforderungen würden sie mit Sicherheit bereits erwarten.
Das Schlimmste, das sie empfanden, war – neben der Erinnerung daran, dass zwei ihrer Gefährten den Tod gefunden hatten – die Ungewissheit darüber, was während ihrer Abwesenheit im Westen Arthiliens geschehen war und was sie nach ihrer Rückkehr dort vorfinden würden. Auf jeden Fall hatten der Sohn Imalras und sein einstiger Mentor viel zu bereden zu dieser Stunde, während ihre sechs Begleiter ruhevoll schliefen. So kam es, dass sie Dwari und Aidan, die sich zuvor freiwillig zu ihrer Ablösung gemeldet hatten, erst deutlich später als vorgesehen weckten.
Noch immer jedoch war die nächtliche Umgebung in tiefe Dunkelheit gebettet und von einer undurchbrochenen Stille erfüllt. Dwari kam jene Gelegenheit gerade recht, um sich mit seinen eigenen Gedanken zu befassen. Es war wahrlich Zeit für ihn, über sein weiteres Handeln nachzudenken, denn er hatte seinen Teil des Bundes, den er gemeinsam mit seinen menschlichen Freunden eingegangen war, erfüllt. Die Gemeinschaft würde sich auflösen, spätestens wenn das Goldene Schwert nach Pír Cirven zurückgebracht sein würde, und die Belange der Menschen waren nicht länger die seinen, wenn er dies denn nicht ausdrücklich wünschte.
Somit stand er nun vor der Wahl, von hier aus auf direktem Wege in das Goldene Gebirge zurückzureisen oder aber seine Gefährten wenigstens bis nach Luth Golein zu begleiten, wo sich viele weitere seines Volkes befanden. Andererseits würde ihn auch nichts daran hindern, den Kriegern der menschlichen Reiche im ihrem bevorstehenden Verteidigungskampf gegen die Orks mit seiner Axt beizustehen, denn die Scharmützel der zurückliegenden Reise hatten ihm nicht übel Lust auf weiteren solcher Kraftproben gemacht. Immerhin bezeichnete er Braccas Rotbart als seinen engen Freund, ebenso wie er für den Thronerben Rhodrims großen Respekt fühlte.
Ohne von dem Zwerg Notiz zu nehmen, hockte sich der Sohn Kherons bequem gegen einen etwas entfernt stehenden Baum. Dabei machte er einen so schläfrigen Eindruck, als würden ihm jeden Augenblick die Augenlider zufallen.
Dwari hingegen setzte sich vor das angenehm wärmende Feuer auf einen Stein, zog seine Stiefel aus und streckte die Beine mit einem wohligen Stöhnen von sich. Seine Axt legte er derweil neben sich auf den Boden, damit Ihr die Flammen nicht zu nahe kamen. Nachdem er es sich auf diese Weile gemütlich gemacht hatte, stopfte er sich eine gute Pfeife mit dem besten Kraut, das er bei sich hatte. Zwar fühlte er sich nicht gerade in Feierlaune, doch immerhin war er aus einer wahrlich brenzligen Situation mit dem Leben davongekommen, und der schändliche Radament war für seine Missetaten endlich bestraft worden. Zudem hatte er zum ersten Mal in seinem Leben ein Einhorn gesehen, ein Geschöpf, das man in den felsernen Wänden von Zwergenauen in vielen prächtigen Bildnissen als Freund seines Volkes verewigt hatte.
Als die Pfeife endlich brannte und dicke Rauchfäden zwischen seinen wuchernden Barthaaren emporstiegen, versuchte er, die Vor- und Nachteile der verschiedenen Möglichkeiten, die sich ihm im Folgenden boten, gegeneinander abzuwägen. Schon nach einer Weile jedoch fand erdies langweilig, denn Zwerge beschäftigten sich für gewöhnlich wenig mit der Zukunft und richten ihr Verhalten weniger nach Verstandeskraft und kühler Berechnung als nach dem Drängen ihres Herzens. Wobei sie sich sehr wohl im Klaren darüber waren, dass einer solchen Gewohnheit nicht immer Vernunft und Weisheit entspringt.
Auf jeden Fall kreisten Dwaris Gedanken ungewollt um alle möglichen Dinge, vor allem um solche, die er als
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