Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
angenehm empfand. Er stellte sich den Geschmack würzigen, dunklen Bieres vor und leckte sich dabei brummend über die Zunge. Danach dachte er an Zwerginnen, die lachten und tanzten und von denen einige dicht hinter ihm standen, seinen müden Nacken massierten und ihn am Kopf streichelten. Wie sehr er doch seine Heimat vermisste!
In diesem Augenblick wurde ihm schwarz vor Augen. Während sein Körper ermattend zur Seite kippte, meinte er noch, kopfüber in ein Meer zu fallen, welches aus endlos vielen silbernen Sternen bestand. Dann war er weggetreten und sah und fühlte nichts weiter.
„Dwari!“, rief Braccas zum wiederholten Male, wobei er dem Zwerg mit beiden Händen unentwegt leichte Schläge auf die Wangen versetzte. „Er hat so viele Haare, dass er meine Hände kaum spürt“, sagte er ärgerlich zu den anderen. „Bringt mir einen Schluck Wasser!“
Marcius ging schnell zu einem der Pferde hinfort und brachte einen prall gefüllten Trinkbeutel herbei. Ungeduldig wurde ihm dieser von seinem rothaarigen Landsmann aus den Händen gerissen.
Braccas leerte dem auf dem Boden liegenden Dwari einen Teil der Flüssigkeit über das Gesicht. Daraufhin begann sich dieser zum ersten Mal, seit sie ihn vor einigen Minuten in jener unglücklichen Lage gefunden hatten, zu bewegen und gab gleichzeitig blubbernde Atemgeräusche von sich. Danach öffnete der ältere Rhodrim seinem zwergischen Freund den Mund, hob seinen Kopf an und kippte ihm einen gehörigen Schluck kühles Nass in die Kehle.
Bald darauf fasste sich Dwari prustend an die Lippen und wischte sich das Wasser ab, das mittlerweile überall durch seinen langen Bart sickerte. Anschließend begann er so laut und kraftvoll zu husten, dass seine Begleiter neuerlich um seine Gesundheit fürchteten, denn ein solch intensives Gebärden hatten sie bei einem Menschen noch selten gesehen.
„Du rauchst zu viel und trinkst zu schnell, mein alter Freund“, sagte der Rotbärtige, der im Gegensatz zu den anderen Umherstehenden gelassener als noch kurze Zeit zuvor wirkte. Seine Sorge um den Zwerg war enorm gewesen, sodass er sich nun, da er sah, dass diesem offensichtlich nichts Ernsthaftes zugestoßen war, um so mehr beruhigte.
„Ein Baum muss mir von hinten auf den Kopf gefallen sein“, brummte Dwari und rieb sich über den Hinterkopf, wo er eine dicke, schmerzhaft pochende Beule spürte. „Aber deswegen müsst Ihr mich nicht gleich ersäufen!“
„Wahrscheinlich wäre es dir lieber gewesen, wenn wir statt klarem Wasser dunkles Bier genommen hätten!“, sagte Kogan.
„Dwari“, sagte Arnhelm, dem sichtlich nicht nach einem Scherz zumute war, nun eindringlich, „kannst du uns sagen, was während der Nacht geschehen ist? Aidan ist verschwunden und mit ihm Aurona, das in meiner Scheide steckte!“
„Das Goldschwert ist weg?“, entgegnete der Zwerg entgeistert. Dabei fuhr er sich versehentlich so fest gegen die Beule, dass ihm dies erheblich weh tat. „Oh, oh“, jammerte er daraufhin und kniff die Augen zusammen.
Mittlerweile hatte er seine Benommenheit soweit abgeschüttelt, dass er seine Umgebung wieder sehr genau wahrnahm. Um ihn herum war es taghell, obwohl das Feuer längst ausgegangen war und der Aschehaufen nur noch einen schwachen Qualm verströmte. In der Nähe zwitscherten einige Vögel, die auf den Zypressen oder Felsvorsprüngen saßen, ein Lied, das angesichtsder jetzigen Situation weitaus zu fröhlich wirkte und ihn zudem in seinem immer noch dröhnenden Kopf schmerzte.
„Ich weiß nur noch, dass ich mich nach der Wachablösung ans Feuer setzte und mir ein Pfeifchen ansteckte. Der junge Lemurier saß seitlich hinter mir an einem Baum. Er schien recht müde zu sein, weshalb ich ihn in Ruhe ließ und wir nichts miteinander sprachen. Ansonsten war es still, und ich nutzte die Zeit, um nachzudenken. Das war alles, bis ich plötzlich diesen Schlag spürte und mir die Sinne schwanden. Vielleicht sind Elben in diesen Wäldern lebendig geworden ...“
„Oder aber es waren Einhörner“, sagte Sanae wie zum Spott.
„Aidan hat Aurona gestohlen, und es scheint so, als habe er die Tat sogar seit längerem geplant“, sagte Arnhelm verbittert und senkte das Haupt.
„Jeder von uns hatte so seine Schwierigkeiten mit ihm, doch so etwas konnte niemand erwarten“, sagte Braccas und legte seinem einstigen Schüler eine Hand auf die Schulter. „Immerhin war er so anständig, uns unsere Pferde zu lassen“, fuhr er schmunzelnd fort. „Genaugenommen haben
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