Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
wir sogar eines zu viel, es sei denn, dass unser Zwerg von nun an allein reiten will.“
„Ich? Allein? Auf einer dieser großen Langnasen?“ Dwari wirkte wahrhaft erschocken. Dann aber bemerkte er, dass sich alle Blicke auf ihn gerichtet hatten und fühlte sich bei seinem zwergischen Stolz gepackt. „Nicht dass Ihr Menschen denkt, wir Zwerge würden jemals bei etwas kneifen, denn, wie jeder weiß, sind wir mit ein bisschen Übung jedweder Herausforderung gewachsen! Allerdings in meinem Zustand, mit einer Beule in der Größe eines Dracheneis und einem Schädel, der dröhnt wie die Schritte eines Bergriesen? Außerdem ...“
„Schon gut, dann sollst du heute bei Marcius in den Sattel steigen“, unterbrach ihn Braccas. Jetzt, da der Sohn Imalras ob Aidans Tat und des Verlusts des Goldenen Schwertes noch allzu wütend über seine eigene Unvorsichtigkeit war, ergriff der älteste der Menschen in der Gemeinschaft eindeutig deren Führung. „Kogan, du führst Perlors Pferd neben dir her, denn wir werden es keinesfalls zurücklassen! Und nun packt all Eure Sachen, damit wir rasch aufbrechen können und wenigstens eine geringe Chance erhalten, Aidan noch einzuholen. Ich werde an der Spitze reiten und versuchen, seiner Fährte zu folgen, was in der vom Regen aufgeweichten Landschaft gut möglich sein dürfte. Eilt Euch!“
Binnen weniger Minuten waren die Angehörigen der Gemeinschaft zum Aufbruch bereit. Dann setzten sie sich in Bewegung, und Braccas jagte vornweg, gefolgt von Arnhelm auf seinem edlen Hengst Windspiel und den anderen. Am Ende kam Marcius, vor dem sich Dwari an das Zaumzeug des Pferdes krallte und seinen brummenden Schädel verfluchte.
Die Gefährten nahmen zunächst den Weg zurück, den sie gekommen waren und der sie nach Westen hin an den Ausläufern des schroffen Gebirgszuges vorüberführte. Sie passierten die vielen, sich im leichten Wind wiegenden Zypressen und tauchten schließlich in das hügelige Gelände ein, welches sie vom schnell fließenden Filidël trennte.
Während der ersten Stunde ihrer Verfolgung gab es keine Zweifel darüber, dass der Sohn Kherons ebenfalls die von ihnen angeschlagene Strecke geritten war. Dann aber wurden die Spuren des einzelnen Reiters zusehends schwieriger zu lesen, denn der Untergrund wurde schieferhaltig und beständiger gegen die Feuchtigkeit, sodass es weniger Abdrücke gab. Zudem vermischten sich diejenigen, die offensichtlich von Aidan stammten, mit vielen anderen, länger zurückliegenden Spuren, die von vielen verschiedenen Hufen, Pfoten und Schuhen verursacht wurden und sich in gänzlich unterschiedliche Richtungen hin trennten.
Der rotbärtige Rhodrim verlangsamte immer häufiger die Geschwindigkeit und brachte sein Pferd manchmal sogar vollends zum Stehen. Als sie nach einiger Zeit an eine Stelle gelangten, an der die Grasnarbe besonders auffällig zerschlissen und niedergetrampelt war, runzelte er angestrengt die Stirn und entschied sich schließlich, abzusteigen.
Das Land war hier ausnahmsweise weitgehend eben zwischen den vielen bewaldeten Anhöhen und Schluchten. Braccas durchstöberte das feuchte Gras, das sich zu einer dicht gewachsenen, hochragenden Wiese vereinte und von zahlreichen Kieseln durchwuchert war. Von der einen begab er sich in die andere Richtung und forschte auf diese Weise in einem größeren Umkreis auf der Erde, rasch, aber gründlich. Während er umherlief und sich oftmals bückte, um verbogene Grashalme oder Steine, auf denen sich etwas Sichtbares abzeichnete, zu untersuchen, hielt er sich stets abseits der üblichen Laufwege, um mögliche Spuren nicht zu zerstören. Seine Begleiter bedachten sein Tun mit neugierigen, anerkennenden Blicken, denn sie sahen, dass er seinem Ruf als ausgezeichneter Fährtenleser gerecht wurde.
Schließlich brach der alte Haudegen seine Nachschau ab und bestieg wieder sein Ross.
„Ich weiß nicht, ob Aidan sich nicht mehr an den Weg erinnerte oder aber absichtlich eine andere Route wählte, um uns zu verwirren“, begann er zu erläutern. „Auf jeden Fall scheint es, dass er hier nach Süden abgebogen ist und nicht auf die Furt zuhielt. Um diese Entscheidung zu treffen, hat er entweder lange überlegt oder er ist aus anderen Gründen aufgehalten worden, denn die Spuren sind noch recht frisch, sodass er kaum mehr als eine Stunde Vorsprung haben dürfte.“
„Das ist eine wahrlich gute Nachricht!“, rief Dwari aus. „So lasst uns weiterreiten und uns das Schwert zurückholen!“ Sein
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