Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
überhaupt noch heil war. Dann aber ertönte das Klacken des Riegels, und mit dem Knirschen der Scharniere sowie einem quietschenden, in empfindlichen Ohren schmerzhaften Schleifgeräusch öffnete sich die schwere Tür.
Endlich wieder verließen Arnhelm, Braccas, Kogan, Dwari, Sanae und Aidan die in die Erde hineingemauerte Zelle. Zwar atmeten sie vor Erleichterung allesamt durch, doch waren sie weniger frohen Mutes über ihre Rettung und das kostbare Gut, das sie mit sich trugen, als niedergeschlagen und erschüttert über den Tod von Perlor, ihrem Gefährten und liebgewonnenen Freund.
Den gleichfalls toten Radament, ihren hinterlistigen Gastgeber und Peiniger, hatten sie liegen lassen, nachdem sie den Metallring mit den Schlüsseln, von denen sie wenigstens einen benötigten, an seinem Gürtel gefunden hatten. Perlor jedoch nahmen sie mit sich, um ihn an einer geeigneten Stelle mit einiger Würde zu bestatten.
Im Halbdunkel durchschritten sie einen kurzen Gang und gelangten an eine schmale Treppenflucht. Im Schein der Flamme, die am Kopf ihrer von Kogan getragenen Fackel brannte, tasteten sie sich die teilweise zersplitterten, steinernen Trifflächen nach oben. Nachdem sie eine gewisse Höhe erklommen hatten, machte der Aufgang eine Kehre nach rechts und führte sie bis an eine hölzerne Tür. Ein fahles Licht drang durch deren Ritzen nach innen hinein. Arnhelm betätigte die Klinke, doch rührte sich nichts, was zeigte, dass sie ebenfalls verschlossen war.
„Leuchte mir“, sagte der Fürstensohn zu Kogan, der neben ihm her ging, „vielleicht passt hier ein anderer von Radaments Schlüsseln.“
„Spare dir die Mühe, das Holz erscheint mir nicht sehr stabil, und der Hausherr wird uns einen kleinen Schaden verzeihen“, gab sein hünenhafter Freund zur Antwort. Daraufhin versetzte Kogan der Tür einen mächtigen Tritt mit dem rechten Bein.
Das Holz barst krachend, und der Fuß des Rhodrims brach ein großes Loch in das Hindernis hinein. Ein weiterer gezielter Tritt sorgte für noch mehr Schaden und fegte mehrere der zusammengenagelten Bretter hinfort. Auf diese Weise entstand eine Lücke, die für die Menschen und den Zwerg ausreichend groß war, um sich hindurchzuzwängen und das Freie zu erreichen.
Sie traten in die Nacht hinaus und atmeten deren Frische in ihre Lungen hinein. Der Mond ragte vor ihnen über die felsernen Erhebungen, welche das Tal umgaben, und verstrahlte ein weißlich schimmerndes Licht. Außer ihm prangten die Sterne verstreut am Horizont und wirkten wie zahllose kleine Einstiche an einem dunklen Vorhang. Das Gewitter des vergangenen Tages hatte die Luft gereinigt, sodass nunmehr eine klare Sicht und eine milde Witterung herrschten.
Die sechs, die ihrer Gefangenschaft entkommen waren, schauten sich um und erkannten, dass sie sich an der Hinterseite des Hauses befanden. Der Hügel, der das Anwesen trug, fiel nicht weit von ihnen wieder ab und mündete in einen Streifen von Nadelbäumen. Bald dahinter türmten sich auch schon die von grauen Schatten verhüllten Gebirgshänge auf.
In die hintere Hauswand war ein einzelnes, großes Fenster eingelassen, dessen Fensterläden stark beschädigt und beschmutzt wirkten. Der rechte der beiden war nur noch an einer Verankerung befestigt und hing deshalb schief. Weiterhin sahen sie einen großen, länglichen Bottich aus versiegeltem Holz, in dem sich Regenwasser sammelte und der außerdem Wasser auffing, das aus der Dachrinne herunter tropfte. Einige Schritt entfernt lagerte ein Haufen Brennholz, vor dem ein massiver Hauklotz mit einem darin festsitzenden Beil stand. Manche der Scheite waren bereits zerteilt und in kleine Stücke zerhackt worden. Säge, Hammer und Schaufel lagen als weitere Werkzeuge auf dem Erdboden umher.
Die Gefährten gingen um die rechte hintere Hausecke herum nach vorne, woraufhin sie an einer verkohlten Feuerstelle vorüberkamen. Ein drehbaren Eisenspieß war dort zwischen zwei Pflöcken verklemmt. An ihm klebten noch die Reste von geröstetem Tierfleisch, möglicherweise von dem eines Hasen. In der Nähe fanden sie ferner eine Konstruktion, die aus zwei Baumstümpfen und einem darüber gelegten und daran festgenagelten, stabilen Pfahl bestand. Vermutlich sollte dieses Werk einen grob gezimmerten Balken zum Anbinden von Pferden darstellen. Offenkundig war der bisherige Hausbesitzer doch mehr auf Besucher eingestellt, als er zugegeben hatte.
Als sie schließlich wieder die Vorderseite des Anwesens erreichten, wurden sie
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