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Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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seiner offensichtlichen körperlichen Schwäche nicht mehr ohne fremde Hilfe aufstehen können. Seine Kleidung war an diesem Morgen nachlässig, denn er trug weite, bequeme Hosen aus einem seidenen Tuch, einen Überwurf aus blauem, anschmiegsamem Leinenund nur ein dünnes, weißes Wollhemd darunter. Sein fliehendes Kopfhaar war unbedeckt und wirkte zerzaust. Für ihn war solch ein Erscheinungsbild reichlich ungewöhnlich, da er sich üblicherweise niemals ohne eine ausgiebige Körperpflege, ein förmliches, würdevolles Gewand, das ihn unmissverständlich als König aller Menschen Mundas auszeichnete, sowie insbesondere die prunkvolle Krone und das kostbare Szepter Lemurias außerhalb seiner Schlafstätte zeigte.
    Die Miene des Herren des Wolkenturmes wirkte ferner leer und unverständig, so als ob er seine Tochter in keiner Weise wahrgenommen habe und überdies zu keinen anspruchsvollen Denkvorgängen mehr befähigt sei. Seine Lider waren halb geschlossen, und seine eine Wange ruhte auf seiner zittrigen, linken Hand, wobei er den zugehörigen Arm auf die Stuhllehne aufgestützt hatte. Er erschien mit jeder Faser seines Körpers müde, ausgezehrt und gebeugt zu sein, und sein körperlicher Verfall war in diesen Augenblicken unübersehbarer als jemals zuvor.
    „Ist Euch nicht gut, Vater?“, fragte Merian, und ihre Augen drückten große Besorgtheit aus. „Soll ich nach Mutter oder einem Diener schicken, der Euch zu Bett bringt?“
    „Nein, mein Kind, lass nur. So krank und schwach bin ich noch nicht, auch wenn ich weiß, dass es so erscheinen mag“, antwortete Kheron träge und mit heißerer Stimme. Dennoch beruhigte es die junge Frau, dass er überhaupt noch auf ihre Worte zu reagieren vermochte.
    Dann fiel ihr Blick auf den aus dunkelbraunem Holz gefertigten, glatt geschliffenen Tisch in der rechten Hälfte des Raumes. Auf diesem stand ein Tablett, das einen Teller mit Speisen und einer Tasse Tee trug. Nichts davon schien angerührt worden zu sein. „Es ist bereits eine Stunde vor dem Mittag, und Ihr habt noch nicht gefrühstückt?“, fragte sie. Jedoch bohrte sie anschließend, als ihr Gegenüber keine Antwort erwiderte, nicht weiter, da sie wusste, dass Stolz und Sturheit ihres Vaters so groß waren, dass sie ihn weder von irgendeiner Notwendigkeit überzeugen, noch ihm auch nur ein leises Eingeständnis seines angeschlagenen Zustands abringen konnte.
    „Ich habe heute Nachricht aus Rhodrim erhalten, Merian“, begann Kheron nun zu erzählen, wobei er die einzelnen Wörter mühevoll aneinanderreihte, „und meine schlimmen Befürchtungen haben sich bestätigt. Die Orks sind dort eingefallen und haben alles zerstört, was sich zwischen ihnen und der Stadt Arth Mila befand. Dort begegnete ihnen schließlich Imalras Armee und wurde vollständig aufgerieben und vernichtet, bis auf den letzten Mann.“
    Er atmete nun schwer und mit einem hörbaren Rasseln in der Kehle, während Merian das Gehörte kaum zu fassen schien. „Sie haben Rhodrim erobert und viele Menschen getötet?“, fragte sie entgeistert. „Und Arnhelm ...?“
    „Verschone mich mit diesem Namen!“, brauste der König auf, und man konnte meinen, dass er plötzlich eine neue Energiequelle entdeckt hatte. „Keine Nachricht gibt es von ihm und seiner Bande aus Zwergen, Amazonen und alten Geschichtenerzählern, er hat seine Mutter, sein Land und das Volk der Menschen im Stich gelassen in deren bislang schlimmsten Stunde!“ Hernach rückte er sich in seinem Stuhl zurecht, räusperte sich und blickte seiner Tochter aus seinen glasigen Augenhöhlen heraus tief ins Angesicht, ganz so, als ob er ihr etwas sehr Wichtiges zu verkünden habe. Als er dann endlich weitersprach, war seine Stimme weitaus weniger heftig als zuvor. „Rhodrim hat versagt und besteht nicht länger mehr, mein Kind! Einzig in Lemuria liegt jetzt noch Hoffnung für die Menschen Arthiliens! Und darum wird dein Bruder uns das Goldene Schwert bringen, sodass wir es verwenden können, so wie wir es für richtig erachten und wie es unserem Reich am besten dienen kann!“
    Die weichen, von Warmherzigkeit geprägten Züge auf dem so fein gezeichneten Gesicht der jungen Frau erstarrten. Sie hatte sich nie viel mit Politik und militärischen Fragen befasst, und jegliche Form von Intrigen und Tücken lagen ihrem Wesen vollends fern. Nichtsdestotrotz benötigte sie aufgrund ihres scharfen Verstandes kaum einige Sekundenbruchteile, um nachzuvollziehen, was ihr Vater ihr gerade zu verstehen

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