Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
von Misserfolg bedeutet und überdies für einige Unzufriedenheit in den eigenen Reihen gesorgt hätte. Nicht so jedoch bei den Orks, denn diese hatten für Gold und Juwelen keine Verwendung, und für Kunstgegenstände irgendwelcher Art fehlte ihnen der musische Sinn. Der Genuss, den sie nach einer zünftigen Schlacht empfanden, war die einzige Belohnung, die sie benötigten. Darüber hinaus schätzten sie sehr wohl den unsterblichen Ruhm, welchen ein großer Sieg mit sich brachte, und letztendlich galt es bei ihrer gesamten Unternehmung in erster Linie, die Menschen von einem Überfall auf Durotar abzuhalten und das nackte Überleben ihres Volkes in Nordamar zu gewährleisten. Das war es zumindest, was ihnen ihre Anführer immer wieder erzählten.
Was Rhodrim anging, war das Erreichen ihrer erklärten Ziele restlos gelungen. Dem nahezu völligen Zerschlagen des feindlichen Heeres standen eigene Verluste gegenüber, die nicht unbedingt nennenswert waren. Gleichwohl war die wichtigste Bastion der Menschen und damit die größte Bedrohung für alle Orks in ihrer Stärke noch immer unangetastet, denn diese war Lemuria, das größte aller Menschenreiche, welches sich über den Westen und Nordwesten des Kontinents ausbreitete. Und bis zu dessen Niederwerfung war es zweifellos noch ein weiter Weg.
Die Hitze des Sommers hielt an, und die üppigen, von einem lauen Wind durchkämmten Wiesen erstrahlten, als hätte man sie mit goldgelber Farbe gepinselt, als der marschierende Tross den Schädelberg erreichte. Wie ein Überbleibsel aus einer längst vergessenen Zeit, dessen Leib abgestorben war und doch dem Verfall widerstand, ragte dieser vor dem Hintergrund des Torfwaldes auf. Seine Hänge waren kahl und bräunlich und nur von wenigen, bereits wieder verwelkenden Pflanzentrieben durchdrungen. Seine flache Spitze hingegen erschien, als hätte man ihr eine dunkle Haube übergestülpt, so pechschwarz hob sie sich von den sie umgebenden, hellblauen Lüften ab.
Selbst die Orks fühlten sich unwohl an diesem Ort. Sie betrachteten den platten Wipfel argwöhnisch und schlugen wie schon auf ihrem Hinweg einen möglichst weiten Bogen um die Erhebung. Alleinig ihre beiden Anführer, das Geschöpf in der schwarzen Rüstung und der Zerk-Gur, dessen Alter so unfassbar und ihm doch nicht anzumerken war, zeigten auch angesichts einer solch machtvollen, eindrucksvollen Erscheinung keinerlei Anzeichen von Anspannung oder Respekt.
Am darauffolgenden Mittag näherte sich die Horde wiederum dem Stromsteig, von welchem die Vorauskundschafter bereits gemeldet hatten, dass er sowohl unversehrt als auch unbesetzt sei. Somit stand dem Verlassen jenes fremden, im Kampf niedergerungenen Landes nichts mehr im Wege.
Vemeintlich ruhevoll und von vielen feinen Dunstwolken gekrönt, floss der Silberstrom, den manche, eingedenk der Zeit der Elben, noch immer den Althundel nannten, durch die graugrüne Landschaft und war schon von weitem als silbrig glitzernder Faden erkennbar. Nachdem die Brücke überquert war, ordnete der Herr Durotars eine kurze Rast an, um die Wasservorräte in dem Gewässer aufzufüllen und überdies eine Beratung über den nächsten Abschnitt des Feldzugs abzuhalten. Zu diesem Zweck zogen sich die wichtigsten Heeresführer der Armee bis anden Saum des benachbarten Roggenfeldes zurück. In dieses hatten sie zuvor etliche flinke Späher entsandt, denn die Wachsamkeit duldete im Kriegsfalle keine Nachlässigkeit.
„Bis auf einige Verwundete sind alle Männer voll einsatzbereit und ungeduldig, den Marsch auf Lemuria anzugehen, Gebieter“, sagte Darrthaur. „Unsere Offiziere haben gezeigt, dass sie wissen, wie man eine Befestigung einnimmt und ein großes Heer schlägt. Die Menschen werden uns nichts entgegenzusetzen haben!“ Bei der Erwähnung der Offiziere zeigte er zur Bekräftigung seiner Aussage hinter sich, wo fast ein Dutzend Stammesführer und Hauptmänner versammelt standen. Manche derselben deuteten ein Nicken an, doch wagte es niemand, das Wort zu erheben.
„Die Verwundeten sollen sich sammeln und von hier aus zurück nach Durotar gehen oder wohin auch immer es ihnen beliebt, denn sie sind keine Hilfe mehr für uns“, sagte der Schwarze Gebieter.
Der Ton in seiner Stimme war streng und angereichert mit einer kaum beschreiblichen Selbstsicherheit, und doch wohnten ihm weder Überheblichkeit noch Hochmut inne. Seine Gefolgsleute hatten ihren Anführer während des ganzen, bisherigen Weges unaufhaltsam vor sich her
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