Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
Heimat, notdürftig zu bestatten, sondern ihn nach Möglichkeit nach Pír Cirven zurückzubringen. Da sein Pferd während des Kampfgetümmels geflohen war, nahmen sie das Ross des armen Perlor und machten seinen Leichnam, den sie zuvor in mehrere Decken gewickelt hatten, mit vielen Schnüren daran fest.
„Die Piraten sind aus den Bergen nahe den Meeresküsten des Südens hierher gekommen, wozu sie den Barno vermutlich mit Booten überquert haben. Wahrscheinlich wollten sie hier bloß nach irgendwelcher unbestimmten Beute umherstreifen, vielleicht sind aber auch Gerüchte, die unseren Auftrag betreffen, zu ihnen gelangt“, sagte Braccas. „Auf jeden Fall haben sie Aidanüberfallen, als es noch dunkel war und schon bald nachdem er mit dem Goldenen Schwert geflüchtet war. Jedoch ließen sie ihn unbeachtet liegen, nachdem er von seinem Pferd gestürzt war, sodass er sie später, nachdem er sich erholt hatte und sein Reittier zu ihm zurückgekehrt war, verfolgen konnte. An diesem Ort, bei diesen prächtigen Fällen fanden der Dieb und die Räuber nun gleichermaßen ihr Ende. Aurona hat ihnen wahrlich kein Glück gebracht.“
„Ich weiß nur, dass wir einst zu zehnt aufbrachen und unsere Gemeinschaft nunmehr nur noch sieben zählt“, sagte Arnhelm bitterlich. „Drei tapfere Männer haben wir verloren! Meine Führung hat uns letztlich zu keinem guten Schicksal verholfen.“
„Viel Unglück ist uns widerfahren, daran ist nicht zu zweifeln“, entgegnete Braccas Rotbart. „Jedoch trifft dich, mein guter Arnhelm, sicherlich am wenigsten eine Schuld daran! Wenn überhaupt, bin ich es, dem ein Vorwurf zu machen ist, denn ich wusste von vornherein am ehesten zu sagen, welche Gefahren diese unbekannten Lande bergen! Auch Kheron mag seinen Anteil an der Tragödie seines Sohnes haben, denn wenn meine Ahnung mich nicht trügt, wusste er noch vor Aidan von dem Plan, uns Aurona zu entwenden. Gleichwohl ist jetzt nicht die Zeit, um uns und andere mit Schuldzuweisungen zu beladen, denn ein weiter Weg, auf dem wir all unsere Kräfte brauchen werden, steht uns noch bevor. Und schließlich wird all dies, was wir bislang erlebt haben, an Bedeutung verlieren, wenn wir zu spät kommen und die Orks unsere Länder längst dem Erdboden gleichgemacht haben!“
Die Gefährten ließen die Leichen der Piraten für die vielen wilden Tiere, die in jener Gegend lebten, liegen und stiegen wieder in ihre Sättel. Hernach wandten sie sich nach Norden, um zur großen Furt des Filidël, die sie schon einmal begangen hatten, zurückzukehren.
Für die Pracht der Regenbogen-Fälle hatten sie in diesen Augenblicken hingegen keine Augen mehr, denn nunmehr galt es, rascher zu reiten als der Wind, um die unwegsamen Gebiete des wilden Osten Arthiliens schnellstmöglich hinter sich zu lassen. Der letzte Teil ihrer Reise würde sie anschließend über die Ostpassage führen, die eine breite Straße war und sie binnen weniger Tage durch das karge Steppenland in das noch ferne Rhodrim bringen sollte.
Sechstes Kapitel: Ein Bündnis gegen Durotar
„Ihr habt mich rufen lassen, Vater?“
Die Stimme Merians war ernstlich und würdevoll und zeugte von einer Größe und Erhabenheit, wie sie zweifellos alleinig einem königlichen Geschlecht entspringen konnte. Gleichermaßen wohnte ihrem Klang eine beträchtliche Schönheit inne, was in diesen schweren Stunden wenigstens einen sanften Anflug von Freude und Hoffnung zu vermitteln vermochte.
Kheron hielt sich nicht im Thronsaal auf, sondern in seinen Privatgemächern, die hoch oben im Torindo Isa Nuafa zu finden waren. Er befand sich in einem Raum, der an das gemeinsame Schlafzimmer von ihm und seiner Frau angrenzte und als Ankleidezimmer ausgewiesen war, ihm jedoch in letzter Zeit immer häufiger als stetiger Aufenthaltsort diente. Beispielsweise pflegte er hier das tägliche Frühstück einzunehmen. Außerdem zog es ihn immer wieder an diesen Ort, um sich für lange Stunden einem einsamen und ungestörte Nachsinnen hinzugeben. Das Gemach war nicht sehr groß und überaus lauschig eingerichtet, denn es enthielt dicke Teppiche, schwere, rustikale Holzmöbel, blaue und dunkelgelbe Wandbehänge sowie einen großen Kerzenleuchter, der von der cremefarbenen, absichtlich rau verputzten Decke herabbaumelte.
Der König saß auf einem hochlehnigen Rattanstuhl und war so tief in dessen nach unten gewölbte, mit einem weichen Kissen ausgekleidete Sitzfläche versunken, dass man fürchten musste, er würde aufgrund
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