Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
Einen an unserer Seite stehen!“, verkündete der Sohn Imalras mit lauter, volltönender Stimme. „So erzählt uns nun in knappen Worten, was geschehen ist, auf dass wir bald darauf losziehen, um unserem Volk Ehre zu machen und das Blut der Gefallenen zu rächen!“, fuhr er anschließend fort, an Ulmer gewandt.
Der Heeresmeister nickte, und sein Blick zeigte, dass er wenigstens einiges an Mut und Vertrauen in die eigene Stärke zurückgewonnen hatte. Er erzählte den Angehörigen der Gemeinschaft, was sich während deren Abwesenheit zugetragen hatte, angefangen bei der Nachricht von der Überquerung des Stromsteigs durch die Orks, über den Auftrag Imalras an Herengard, alle wehrfähigen Bürger des Landes zusammenzuziehen und den Invasoren bei Arth Mila zu begegnen, bis hin zu dem unglückseligen Ende der rhodrimischen Heerschaft vor sechs Tagen und Nächten. Er berichtete auch von den Einzelheiten der Schlacht, wie vom Auftauchen des schwarzgekleideten Anführers der Feinde, dessen pechfarbenes Schwert Herengard tötete. Sein Bericht endete schließlich mit der Flucht von kaum achtzig überlebenden Reitern unter seiner eigenen Führung, welche zu einem Zeitpunkt erfolgte, als das Gefecht längst verloren war.
„Wir ließen anschließend einige Soldaten in der Nähe des Schlachtfelds als Späher zurück, um zu erfahren, was die Orks als nächstes vorhaben“, sprach Ulmer nach einer Gedankenpause, in welcher er die Wirkung der bedrückenden Erinnerungen auf sein Gemüt abzuschütteln versuchte, weiter. „Die Männer kamen daraufhin gestern zurück und berichteten mir uns von einem Streit innerhalb der Armee der Besatzer, woraufhin einige Hundert von ihnen, möglicherweise ein einzelner Stamm, nahe der zerstörten Stadt zurückblieben und sich in den Bleichsteinwald zurückzogen. Die anderen aber zogen nach Südwesten davon, von wo sie gekommen waren. Über ihr nächstes Ziel wenigstens scheint Klarheit zu bestehen, denn unsere Kundschafter hörten eine Ansprache des Schwarzen Gebieters mit an, bei welcher dieser deutlich den Namen Lemuria nannte.“
„Sie werden Lemuria angreifen, das war von Anfang an ihr Ziel“, sagte Arnhelm vor sich hin. „Wie stark war ihre Streitmacht?“
„Es war uns gelungen, etwa viertausend tapfere Krieger und Kriegerinnen aufzubieten, doch kamen auf jeden der unseren zwei von ihnen“, gab der Offizier zur Antwort. „Vor Euren Augen seht Ihr nun alles, was uns noch verblieben ist: gerade einmal einhundertfünfzig Soldaten sind hier versammelt, mehr Kräfte konnte ich aus Luth Golein nicht abziehen, sonst wäre dieses völlig entblößt und Chaos würde dort ausbrechen. Dennoch bin ich sicher, dass Euch jeder der Anwesenden bedingungslos dorthin folgen wird, wohin Ihr uns auch führen mögt, Herr, und sei es, dass wir uns mit einer Übermacht messen und für unser Volk den Tod finden werden!“
Arnhelm fasste sich nachdenklich ans Kinn, während sich alle Blicke erwartungsvoll an ihn hefteten. Die Sorgenfalten auf seiner Stirn verrieten, dass ihm guter Rat teuer war, denn die Lage schien fürwahr aussichtslos zu sein. „Weiß meine Mutter von der Tragödie bereits Bescheid?“, fragte er schließlich. Daraufhin entgegnete Ulmer, dass man längst Boten zu ihr entsandt, jedoch noch keine Antwort erhalten habe. „Dann reiten wir unverzüglich los nach Arth Mila und werden von dort aus die Spur der Feinde aufnehmen! Sie dürften bald wieder den Althundel erreicht haben, wenn dies ihr Weg ist, doch haben sie keine Pferde, sodass wir sie noch lange vor der Tôl Womin einholen können. Indessen werden wir genügend Zeit haben um nachzusinnen, wie wir ihnen am besten begegnen und sie am wirkungsvollsten treffen können. So bewegt Euch, und macht Euch bereit!“
„Und was willst du dann tun, Arnhelm, wenn wir diese Horde erreichen?“, fragte Braccas, während die Soldaten allesamt auseinander stoben, wie von einer neuerlichen Energie beseelt,um sich für den anstehenden Aufbruch fertig zu machen. „Willst du mit hundertfünfzig Mann erzwingen, was einer Armee von viertausend versagt blieb?“ Der Tonfall des rotbärtigen Mannes drückte unverhohlene Sorge und Kritik aus. Deutlich war, dass er befürchtete, dass die Unbesonnenheit der noch jungen Jahre seines einstigen Schülers alle, die ihm nachfolgten, in ein hoffnungsloses Verderben stürzen könnte.
„Wir haben immer noch Aurona, mein alter Freund, vergiss das nicht“, erwiderte der Fürstensohn. „Und vielleicht kommt
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