Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
Ulmer?“, fragte Arnhelm laut in die Menge hinein, nachdem er als erster der Herannahenden den ebenen Wiesengrund erreicht und von seinem hochgewachsenen, braunen Ross abgesprungen war. Seinem Gebaren war seine Ungeduld unverkennbar anzumerken.
Aus der Schar der versammelten Kämpfer trat ein einzelner Mann einen Schritt nach vorne. Wie die meisten anderen war er nur halb gerüstet, denn er trug zwar einen Harnisch, welcher mehrere Risse und Eindellungen aufwies, ansonsten allerdings keinerlei Bewaffnung außer einem Dolch in seinem Gürtel. Er war noch längst keine vierzig Jahre alt, und doch schien, als sei sein Körper binnen kurzer Zeit um vieles gealtert, denn müde und traurig wirkten seine Züge, und tiefe Falten klafften auf Stirn und unterhalb seiner geröteten, wässrig schimmernden Augen. Der Offizier wirkte gebrochen, doch nichtsdestotrotz strahlten weiterhin Stolz, Autorität und eine, wenn auch teilweise verschüttete Kraft aus seinem Antlitz hervor.
„Hier bin ich, Herr“, sagte der Mann in langsamen Worten. „Es tut mir leid, dass wir Euch keinen würdigeren Empfang bescheren können, doch die Freude ist aus unseren Leibern gewichen, da man uns allzu vieler Dinge, die uns das Leben lebenswert machten, beraubte.
„Und dennoch genug der Trauer!“, brauste Braccas mit einem Male auf. Seine Stimme war so geladen von einer unwiderstehlichen Energie, dass alle Anwesenden zusammenschreckten und ihre Blicke auf das rotbehaarte Gesicht des älteren Mannes richteten. Dieser war im Übrigen jedem der rhodrimischen Soldaten wohlbekannt, da sein Ruf und die Geschichten über seine Erlebnisse viele Abende füllten. „Wir haben im Auftrag Imalras und der Herrscher der anderen Menschenreiche zahlreiche Gefahren bestanden, von denen zu berichten uns hier die Zeit fehlt, und dabei drei unserer treuen Freunde verloren, darunter den Prinzen von Lemuria.“ Er zeigte zu einem der Pferde hin, die er und seine Begleiter mit sich führten. Ein längliches Bündel war darauf festgezurrt. Als sich die Gewissheit darüber, was jene Mitteilung an Beudeutung mit sich brachte, um sich griff, breitete sich selbst unter den unerschrockensten der versammelten Männer eine atemlose Bestürzung aus. „Gleichwohl wären all unsere Opfer und unsere Mühen vergebens gewesen, wenn wir nun nicht den Mut hätten, alles Erdenkliche für unsere Länder und unser Volk zu versuchen, solange noch Hoffnung besteht, und sei es das Letzte, was wir tun!“, fuhr der alte Haudegen fort, nachdem er bewusst eine kurze Pause gelassen hatte.
Er nickte Arnhelm zu, und der blondhaarige Rhodrim verstand seinen Mentor sogleich. Er fasste an seine linke Seite und löste ein Band, das dort um ein Tuch geschlungen war. Kaum hatte er das graue Stück Stoff von dem darunter verborgenen Objekt abgestreift, stieg auch schon ein leuchtender Schein in die Höhe, so grell, dass sein Körper hinter dem gleißenden Nebel verschwamm. Sogleich darauf ertönte das klirrende Schleifen von Metall, das aus einer Scheide gezogen wurde, woraufhin sich eine noch weitaus größere Helligkeit in die Luft ergoss. Laute Töne des Erstaunens drangen aus den Kehlen der Zuschauer hervor, und viele beschatteten ihre Augen mit ihren Handflächen oder traten gar einen Schritt zurück.
Es war genau Mittag, und hoch oben zwischen den wenigen, schneeweißen Wolken prangte das Sonnengestirn auf seinem höchsten Stand, doch verblasste dessen reines Erstrahlen in diesen Augenblicken zu einem blassen Schimmern angesichts des goldenen Glanzes, welcher sich nunmehr im Zentrum der rhodrimischen Streiter befand. Erst nachdem diese sich an den so überwältigenden Schein gewöhnt hatten, durchdrangen ihre Blicke das funkelnde Leuchten und erkannten, dass sie sich einem Schwert gegenüber sahen, welches in der Hand des Thronerben ruhte. Beide, Mensch und Waffe, schienen gegenseitig in sich überzugehen, miteinander verflochten und wie füreinander geschaffen zu sein, so perfekt und makellos fügten sie sich zu einem Ganzen zusammen.
Dann verschwand die machtvolle Strahlung wieder, so unerwartet wie sie gekommen war, denn Arnhelm steckte die Klinge zurück in deren Hülle und wickelte das graue Tuch wie zuvor über Griff und Knauf.
„Ihr habt es gesehen, meine Freunde, dies ist Aurona, das Goldene Schwert, das einst Theron Goldklinge von dem Engelswesen Lemuriël zum Geschenk gemacht wurde! Sein Besitz muss uns Hoffnung und Glaube geben, denn mit ihm wird auch die grenzenlose Macht des
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