Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
nur von den stärksten unter den Orks sinnvoll geführt werden konnte. Der Junge war bereits zu dieser Zeit fraglos einer von ihnen.
Der leichtere der Kampfpartner wusste, dass man sich gegen einen Keulenträger am aussichtsreichsten zur Wehr setzte, indem man selbst die Initiative ergriff und reichlich eigene Attacken startete, da jene Waffe sich denkbar schlecht zur Verteidigung eignete. So entschloss er sich zu einem wütenden Angriff, indem er energisch nach vorne sprang und seine Klinge in Brusthöhe voranstieß.
Der andere der Streitenden hatte dies jedoch vorhergesehen. Er machte rechtzeitig einen Satz nach rechts und ließ seine schwere Waffe im Anschluss daran kraftvoll seitlich nach innen schwingen, woraufhin diese mit voller Wucht gegen den linken Arm seines Gegners schmetterte. Man konnte hören, wie es die Luft aus den Lungen des Getroffenen presste und dieser gleichzeitig einen Schmerzenslaut unterdrückte.
„Willst du aufhören?“, rief Glauroth, während er sein Gegenüber zufrieden grinsend anstarrte.
„Das könnte dir so passen!“, antwortete der Sohn des Häuptlings der Ashtrogs mit grimmigem Trotz. Er schien über diese Verschnaufpause jedoch durchaus dankbar zu sein. Als er versuchte, seinen linken Arm zu bewegen, verzog er leicht das Gesicht, denn es tat weh und gelang ihm nur bis zu einem gewissen Punkt. So beließ er es dabei, das verwundete und unnütze Körperteil hängen zu lassen und vorerst nicht mehr zu gebrauchen.
Dann stürzte er sich mit dem verzweifelten Kriegsschrei „Shratt!“ auf den Lippen abermals voran. Er teilte einige heftige Hiebe aus, die wohl einerseits aufgrund der grotesk anmutenden Körperhaltung, zu der er gezwungen war, zum anderen aufgrund der wütenden Emotionen, zu denen er sich hatte hinreißen lassen, zu ungelenk und ungezielt waren. Somit hatte der groß gewachsene Verteidiger selbst mit seiner Keule, die er hoch erhoben und waagerecht vor sich hielt, keine große Mühe, die Schläge aufzuhalten und Treffer zu vermeiden.
Dann machte dieser plötzlich einen weiten Schritt nach hinten, riss seine plump anmutende Waffe dabei in einer weit ausholenden Bewegung nach hinten und ließ sie anschließend beinahe kreisförmig von oben herab nach vorne schnellen.
Bullwai sah die unvermutete Attacke noch. Erschrocken und beeindruckt ob der auf ihn zufliegenden Gewalt, riss er seine Klinge hoch und wandte seinen Oberkörper zur rechten Seitehin, was gerade ausreichte, um seinen Kopf aus dem Zielbereich des massiven Holzes zu entfernen. Einen Wimpernschlag später traf die Keule auf die Klinge auf, wurde durch den Stahl leicht abgelenkt und hämmerte schließlich mit ungeheurer Wucht auf Schulter und Schlüsselbein des kleineren der jungen Orks. Ein Krachen war zu vernehmen.
Dieses Mal konnte Bullwai ein schmerzverkündendes Ächzen nicht mehr vermeiden. Gewaltsam wurde er auf die Knie getrieben, und instinktiv ließ er seine Waffe los, um sich mit der rechten Hand an seinen pochenden linken Arm zu fassen.
„Alles in Ordnung?“, fragte der größere der beiden mit ernsthafter Stimme. Er stand da, blickte auf seinen Gegner nieder und schien in diesem Moment selbst nicht zu wissen, ob er seine übliche Selbstherrlichkeit zur Schau tragen oder aber Betroffenheit zeigen sollte. Er war wohl vom Ergebnis seiner Bemühungen selbst ein wenig überrascht und empfand zweifellos keine Genugtuung darüber, seinen besten Freund verletzt zu haben und leiden zu sehen. Ein neuerliches, langgezogenes Aufstöhnen des geduckt dasitzenden Jungen war die einzige Antwort, die er erhielt. „Komm schon, ich helf’ dir hoch! Du hast doch schon ganz andere Dinge weggesteckt!“, sagte er nun doch ein wenig besorgt klingend, woraufhin er seine Keule wieder verstaute und anschließend den anderen mit seinen beiden prankenartigen Händen an der rechten, unverletzten Schulter packte und nach oben zog.
„Wenn sich mein Arm wieder erholt hat, werde ich dich damit erwürgen!“, zischte Bullwai, den linken Arm unablässig mit seiner rechten Hand fest drückend, was ihm ein wenig Linderung verschaffte.
„Aber klar doch!“, erwiderte Glauroth lächelnd, und augenblicklich war er wieder aufgeheitert, da er an dem trockenen Humor sah, dass sein Kamerad sein Kämpferherz und seine Entschlossenheit nicht verloren hatte und es ihm demnach gar nicht so schlecht gehen konnte.
Schließlich sammelte er die beiden auf dem Boden liegenden Schwerter ein, klemmte sie unter den rechten Arm und
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