Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
uns letztendlich Aldu zu Hilfe und offenbart uns einen Weg, den wir bislang noch nicht erahnen können.“ Seine Stimme war ebenfalls leicht gereizt, was nicht verwunderlich war, denn angesichts der heillosen Situation fühlte sich jeder der Rhodrim und ihrer Verbündeten von einer großen Anspannung umfangen.
Arnhelm wandte sich nun dem Zwerg und der Engat Lumerin zu, während in seinem Rücken die Vorbereitungen für den Abbruch des Lagers zügig voranschritten. „Meine lieben Freunde, Ihr habt uns und dem Rat, der uns zu unserem Auftrag entsandte, große Dienste erwiesen, und immerhin hat unsere Gemeinschaft das ihr anvertraute Ziel erreicht. Nun ist es an Euch zu entscheiden, ob Ihr weiter an unserer Seite bleiben oder aber in Eure eigenen Länder zurückkehren wollt. Wollt Ihr uns folgen, so seid hiermit gewarnt, denn Ihr habt mit eigenen Ohren vernommen, wie schlecht unsere Aussichten stehen!“
„Bis zum Silberstrom ist Euer Weg ohnehin der meine, und auch danach werde ich nicht zögern, weiterhin an Eurer Seite zu verweilen, denn das Schicksal Rhodrims und Lemurias betrifft alle Menschen!“, sagte Sanae, und ihr Ton enthielt Schärfe und verkündete Entschlossenheit. „Es würde weitaus zu lange dauern, mein Volk zu Hilfe zu holen, so lasst wenigstens eine Kriegerin aus Engat Lum an Eurer Seite streiten!“
„Und was mich angeht“, sagte Dwari, bemüht, eine ebensolche Entschiedenheit wie seine Vorrednerin zu verbreiten, „da ich schon bei unserem letzten, kleinen Gefecht an dem Wasserfall keinen Gegner abbekam, so will ich dies bei der nächsten Gelegenheit unbedingt nachholen, damit die Schneide meiner Axt nicht verrostet und niemand wagen kann zu behaupten, wir Zwerge zögen uns immer nur in unsere Höhlen zurück und ließen unsere Freunde im Stich!“
Arnhelm lächelte und legte dem Zwerg eine Hand auf die Schulter. „Niemand wird jemals sagen, dass du oder ein anderer deiner Art seine Verbündeten im Stich lässt, ohne dass ich oder jeder andere aus unserer Gemeinschaft energisch widersprechen und Widerruf einfordern wird, Freund Dwari! Auf jeden Fall nehme ich Euer beider Angebot freudig an, denn wahrlich werden wir jedwede Hilfe bestens gebrauchen können!“
Die Befehlshabenden der Rhodrim ordneten die wenigen, zusammengewürfelten Soldaten, die ihnen zur Verfügung standen, in der bestmöglichen Weise. Braccas, Ulmer und Kogan wurden jeweils Einheiten von dreißig Mann unterstellt. Ebenso Ulven und Marcius, was einige verwunderte, jedoch die beiden Angehörigen der Gemeinschaft, die zur Suche nach dem Goldenen Schwert ausgezogen waren, mit Stolz und großem Pflichtbewusstsein erfüllte. Sanae sollte im Folgenden neben Arnhelm an der Spitze des Heeres reiten, und Dwari stieg zu dem Sohn Imalras auf Windspiel, den das zusätzliche Gewicht des Zwerges nicht kümmerte.
Auf diese Weise vorbereitet, stürmte die letzte Kriegerschar Rhodrims den westlich des Talkessels aufragenden Hang hinauf, passierte anschließend das starke Gefälle auf dessen kaum bewachsener Rückseite und betrat bald darauf einheitlich die Straße, welche in Richtung des Inneren des Reiches führte. Bei zügigem Galopp würden die Reiter nicht mehr als den Rest des Tages benötigen, um den auf einer lang gezogenen Höhenkette wachsenden Bleichsteinwald zu erreichen, an dessen westlichem Fuß die Ruinen der einst florierenden Stadt Arth Mila sie erwarteten.
*
Das Licht fiel in zahlreichen, zu Kegeln gebündelten Strahlen durch die Äste der Kastanien, Föhren und Buchen und warf bizarre Muster auf den mit Mulch, Blättern, Nadeln und Zweigen gepflasterten Waldboden. Die hellen Farben und Formen der Umgebung verschwammen bereits langsam und wurden trüber, denn der Abend war angebrochen, und die Sonne war bereits längst in den Westen gewandert und hatte mit ihrem alltäglichen Sinkflug begonnen. Es war die fünfte Nacht, die anbrechen würde, seitdem die Ashtrogs sich von den übrigen Angehörigen der Horde entzweit und die gegen ihren Häuptling gerichteten Attentatspläne durchkreuzt hatten.
Bullwai saß allein im Schatten einer großen Kastanie und beobachtete still das sanfte Rascheln der Äste, die Bewegungen kleiner Waldtiere und die Figuren, welche die schwächer werdenden Sonnenstrahlen auf den Untergrund malte. Er wusste, dass seine Gefolgsleute allmählich eine Entscheidung darüber, wohin ihr Weg sie als nächstes führen würde, von ihm erwarteten, und dies zu Recht. Gleichwohl bereitete ihm jene Wahl,
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