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Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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vor dem Volk nicht länger im Geheimen bleiben!“, tönte er mit lauter Stimme. „Dem Gesetzesbuch schulden alle Bürger in gleicher Weise Treue, und schlimm wäre, wenn es anders sich verhielte, denn der Willkür alle Türen dann geöffnet wären!“ An dieser Stelle entrollte eine Pergamentrolle und tat so, als lese er daraus vor. „Varelia, Tochter des Augur, geborene Prinzessin der Lemurier, wegen Verstößen gegen die ehrbaren Gesetze der Tugend, wegen Ehebruchs und anderen wollüstigen, zügellosen Ausschweifungen ist uns keine andere Wahl gegeben, als deinen Kopf dem Henker zu überantworten, auf dass sein unbestechliches Fallbeil die Ungebühr auf ewiglich aus deinem Leib verbanne!“
    Die unechte Varelia entbrannte daraufhin in ein lautstarkes, bitteres Wehklagen, was einige der Zuschauer sichtlich zusammenfahren ließ, riss sich von den Wachen kurzzeitig los und ergriff die Hand ihres Vaters. „Oh Vater, womit habe ich solch schlimme Sühne über mich gebracht? Doch wart nicht Ihr es, der ein solches Regelwerk erschuf und damit Freud und Freiheit aus den Menschen verbannte? Es ist daher, als wär’ es Eure eigne Hand, die sich an meine Gurgel legt und zudrückt, bis der letzte Lebensodem mir entströmt!“
    „Kind, mein Kind, was hab’ ich nur getan!? Reue fühl’ ich, und die Erkenntnis meines schlimmen Irrens mich mit ihren Fluten wie die kalte See ertränkt! Doch keine Zeit bleibt mehr für Abbitte und eine Rückkehr zur Vernunft! Das Urteil schon verkündet ist, und selbst der Mann, der einen König gibt, steht nicht über seinem eignen Recht!“
    Die Soldaten führten Varelia ab, der Richter ging mit ihnen, und zurück blieb auf diese Weise nur der arme Augur, dessen Darsteller nun noch einmal sein ganzes künstlerisches Repertoire zum Besten gab. Während er sich bemühte, dem Wahnsinn, der den historischen Herrscher an seinem Lebensabend umnachtet hatte, ein Gesicht zu geben und zitternd über die Bühne stolperte, fiel den Rhodrim erst jetzt eine Besonderheit inmitten der Kulisse auf. Neben einem von einem Baldachin überspannten Bett und vor einem schön verzierten Paravent lag auf einem Sockel ein Schwert, das man mit Goldfarbe Farbe angemalt hatte. Und während der König gerade vor der Menge kniete, die zweifellos angetan von der Darbietung war, und wirres Zeug brabbelnd in Selbstmitleid zerfloss, da huschte von links ein kleinerer Schauspieler auf die Bretter. Man hatte dem Mann einen Bart aufgeklebt, der viel zu groß für ihn war, und ihm eine Zipfelmütze verpasst, die ihm tief ins Gesicht gezogen war und das meiste davon geschickt verdeckte.
    „Wie unvorsichtig und einfältig die Menschen doch sind!“, kicherte der kleine Kerl. „Erbieten so einfach einem Zwerg ihre Gastfreundschaft und vergessen doch glatt, wie sehr nach Gold und Juwelen es unser Herz verlangt! Ah, das Leuchten der Metalle und Diamanten in unserem Goldenen Gebirge, bestens behütet wie in Borgins Schoß! Aber auch dieses Schwert scheint mir nicht von geringer Pracht zu sein, und selber wäre ich ein Taugenichts, würde ich mir solch Gelegenheit entgehen lassen! Hahaha!“ Mit diesen Worten und einem weiteren, betont hässlichen Kichern nahm der Schauspieler, der den Zwerg mimte, das nachgemachte Goldene Schwert und verschwand damit von der Bühne, ehe kurz darauf der Vorhang fiel.
    Ein bisschen übertrieben das Ganze, dachte Arnhelm, aber trotzdem nicht schlecht. Das tiefe Aufatmen der Zuschauer, welche die ganze Zeit mit der Handlung mitgefiebert hatten, bestätigte diese Einschätzung.
    „Das soll Radament gewesen sein?“, meinte Dwari hingegen mit unübersehbarer Empörung. „Seit wann tragen Zwerge eine Zipfelmütze? Nicht einmal der diebische Radament wäre zu so etwas fähig! Pah!“
    „Immerhin hat das Thema des Stücks wunderbar zu der Geschichte gepasst, die du bei König Kheron vorzutragen gedenkst, das musst du zugeben“, erwiderte Braccas und erntete keinen Widerspruch.
    Die aus zehn Menschen und einem Zwerg bestehende Gruppe schritt weiter und gelangte bald auf einen zentralen und noch viel größeren Platz. Zu ihrem Erstaunen tobte hier ein donnerndes Gebrüll, sodass die Luft von dem Lärm flirrte, und sie mussten brüllen, um sich miteinander zu verständigen. „Das hatte ich ganz vergessen“, sagte Falmir. „Heute steigt das große Turnier, das in Fallura jeden Sommer ausgetragen wird und bei dem sich Männer in Bogenschießen, Zweikampf und ähnlichen Disziplinen messen. Kommt,

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