Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
vielleicht ergattern wir noch einige Plätze und können das Ende sehen!“
Die weitgereisten Besucher aus der Fremde bestaunten die gewaltige Tribüne, die mutmaßlich ein ganzes Heer von Zimmerleuten kurzfristig auf dem Platz hochgezogen hatte. Der Kampfplatz war demnach auf allen vier Seiten von schräg nach oben laufenden Konstruktionen aus Treppen, Sitzplanken, schweren Tragebalken und reichlich Winkeln und Nägeln versehen, sodass dem Ereignis möglichst viele Zuschauer beiwohnen konnten. Trotz der schätzungsweise achthundert Sitzgelegenheiten – es mochten auch tausend gewesen sein – war alles bis auf den letzten Platz restlos überfüllt. Mit Ausnahme von einigen bevorzugten Bereichen, die offensichtlich reserviert oder für besonders wichtige Gäste vorbehalten waren. Und wie der Zufall so spielte, rief plötzlich ein dicker Mann aus einer der vorderen Reihen Falmir aus voller Kehle zu und winkte ihm mit seinen fleischigen Fingern, die mehrere Ringe zierten. Der Heeresmeister lächelte daraufhin freudig und bedeutete seinen Begleitern, ihm nachzufolgen.
„Falmir, mein Junge, was treibt dich mal wieder in unsere schöne Stadt? Habe deinen Vater ja lange nicht gesehen! Willst wohl sehen, ob unser Nachwuchs für das Kriegshandwerk etwas taugt und ob du tüchtige Soldaten aus ihnen machen kannst, hmmm, haha?!“, bellte der Dicke und gab Falmir einen heftigen, freundschaftlichen Klaps auf den Rücken. „Aber setzt Euch, du und deine Begleiter, die ganze Reihe ist für mich und meine Freunde reserviert! Auf, auf, es geht gleich weiter!“
„Der Bruder des Gouverneurs von Fallura und ein Freund und Geschäftspartner meines Vaters“, meinte Falmir zu Arnhelm, der sich neben ihn setzte. Dabei war schwer herauszuhören, ob der Lemurier sonderlich stolz auf diese Tatsache war; aber auf jeden Fall hatten sie die Plätze.
Auf dem niedergetrampelten Sand der Arena erschienen nun im Ganzen vier Männer, von denen die beiden Jüngeren die nächste Auseinandersetzung bestreiten mochten und die beiden anderen ihre Lehrer und Sekundanten waren. Mit etwas Verspätung kam anschließend ein fünfter hinzu, der keine Waffen und dafür ein helles, für den Anlass ein wenig zu fein wirkendes Kostüm trug. Bei ihm handelte es sich augenscheinlich um den Kampfrichter. Nach einigen belehrenden Worten, die er an die Wettkämpfer richtete, gab er den Kampf schließlich mit einem Handzeichen frei.
„Der da mit dem grauen Waffenrock ist mein Mann!“, verkündete Dwari jovial. Offensichtlich schien er an dem Turnier mehr Interesse zu finden als an dem Theaterstück. „Er ist klein und kräftig und führt eine Axt – so sieht für mich ein Sieger aus! Ihr werdet sehen, er wird dem anderen den Schädel spalten!“
„Deine Begeisterung für einen Kämpfer, der einem waschechten Zwerg ähnlich sieht, in Ehren, aber ich glaube nicht, dass wir heute Blut sehen werden. Die Waffen sind bei solchen Turnierenallesamt stumpf und aus minderem Material, schließlich ist dies ein Wettkampf und kein Krieg“, meinte Braccas.
„Ein Wettkampf mit stumpfen Waffen? Das klingt für mich wie Kinderkram!“, sagte Dwari und runzelte die Stirn.
„Ich finde, man sollte Dwaris Vorschlag für das nächste Jahr in Erwägung ziehen! Das wäre dann wenigstens ’mal eine Abwechslung, und das Teilnehmerfeld würde sich von Anfang an in überschaubaren Grenzen halten“, lachte Kogan, dem die Vorstellung härterer Regeln offensichtlich gefiel.
„Herr Zwerg, wenn Ihr von Eurem Mann so überzeugt seid, warum dann nicht eine kleine Wette versuchen?“, meinte Falmir und beugte sich an Arnhelm vorbei zu Dwari hin. Seine Stimme klang dabei so unschuldig wie die eines neugeborenen Lammes. Das müsste eigentlich Warnung genug sein, dachte Arnhelm, aber er sagte nichts und begnügte sich damit, sich eins zu grinsen. „Sagen wir fünf Silberlinge, wenn Euch das nicht zu kostspielig ist.“
„Hmmm, einverstanden, gegen eine gute Wette ist nichts einzuwenden! Aber beklagt Euch hinterher nicht, wenn Ihr Euer Taschengeld verloren habt oder Euren Sold, wie Ihr es nennt, Euer Streiter scheint mir nämlich reichlich steif und ungelenk zu sein!“
Mittlerweile ging es auf dem Kampfplatz zur Sache, und das johlende Gekreische der Menge, das zuvor bereits ohrenbetäubend gewesen war, schwoll an wie zu einem Orkan im Gebirge. Anfeuerungsrufe wie „Zeig’s ihm, Brenno!“ oder „Mach ihn nieder, Saklas!“ waren dabei aus Hunderten Kehlen zu hören, aber auch
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