Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
einander Anordnungen innerhalb einer klaren militärischen Hierarchie. Darüber hinaus verrichtete jeder von ihnen schwere körperliche Arbeit ohne jegliches Murren, was ihre Ernsthaftigkeit und ihren Sinn für Disziplin zum Ausdruck bringt. Einmal sahen wir einen bewaffneten Trupp von etwa dreihundert Orks, die von Süden her gerade neu herbeigereist kamen, und auch diese fügten sich sogleich nahtlos in die Gemeinschaft ein.“
An dieser Stelle machte Braccas eine kurze Pause und hob den Ton leicht an, um die zunehmende Bedeutsamkeit seiner Worte auszudrücken und die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer zu fesseln. „Unter den Orks von Durotar befand sich nun eine Person, die ganz offensichtlich ihr Anführer war und sich deutlich von den anderen unterschied. Zwei Mal sah ich diese nur, da sie selten ins Freie ging und sich ansonsten immerzu im größten Gebäude der Siedlung aufhielt, doch hatte ich immerhin bei einer Gelegenheit eine so klare Sicht auf sie, dass ich zumindest einiges von ihr erkennen konnte.
Jene Gestalt war im Gegensatz zu ihren Untergebenen durchweg in Schwarz gehüllt und trug einen Helm, der ihr Gesicht völlig verdeckte, obwohl keine Notwendigkeit, sich zu schützen, bestand. Zudem sprachen die Orks mit ihr in der Gemeinsamen Sprache, was zum einen zeigt, dass sie unseren Dialekt beherrschen, und zum anderen vermuten lässt, dass ihr Oberhaupt keinerder ihren ist. Aber das ist Spekulation. Was mich jedoch weitaus mehr interessierte und entsetzte, war die Waffe, welche der Schwarzgekleidete über seinen Rücken geschnallt hatte! Ich hatte bereits einen schlimmen Verdacht, da einige der Überlebenden der orkischen Überfälle mir von dem Anführer der Orks erzählten und mir auch dessen außergewöhnliches Schwert beschrieben. Nun aber sah ich es mit eigenen Augen: einen grauen Griff, der selbst aus der Ferne schmutzig und abgewetzt aussieht und in einem kantigen Knauf endet, auf dem eine rote Perle sitzt, die alle Blicke gefangen nimmt! Dazu eine silberne Parierstange, die mit ihrem Glanz zu blenden vermag, und den aus der Scheide überstehenden Beginn einer Klinge, die so schwarz ist, dass sie einen schattigen Schleier aus Finsternis über ihre Umgebung und alles Leben zu werfen scheint! Jene Waffe strahlt selbst im Sommer Frost und Kälte aus und verwandelt den fröhlichen Schein der Sonne zu einer lichtlosen Trübsal!“
„Fínorgel!“, stieß Aidan, der die ganze Zeit über mit höchster Anspannung gelauscht hatte, hervor und ballte die Fäuste zusammen. „Ich habe viel über das unheilige Schwert, das der verfluchte Elb Furior Feuerzorn einst schuf und dem Ogerhäuptling Hologar überließ, gelesen!“
„Aber ist es nicht von Theron und unseren Ahnen zerstört worden?“, fragte Falmir.
„Darüber ist niemals etwas ausgesagt worden, aber es ist seinerzeit verschwunden, und vielleicht ist es nun tatsächlich von neuem aufgetaucht“, entgegnete der Prinz. „Es heißt, dass der Träger dieser Waffe eine furchtbare, unwiderstehliche Gewalt erlangt, erst recht, wenn dieser ohnehin bereits eine starke und bedeutsame Persönlichkeit darstellt!“ Er äußerte dies mit einer Mischung aus zu gleichen Teilen Abneigung und Besorgnis, was seiner Erscheinung eine spürbare Würde verlieh. Dies zeigte, dass er sich seiner Verantwortung, die er als künftiger Herrscher für sein Land und Volk schon zum jetzigen Zeitpunkt innehatte, bewusst war.
Aidans Vater hingegen schwieg und zeigte keine Emotionen. Man konnte nicht sagen, ob dies von seiner mäßigen gesundheitlichen Verfassung herrührte oder ob er tiefen Zweifel an dem Gesagten hegte. Auf jeden Fall wirkte es nun, da viele durcheinander redeten, so, als ob dem alten König die Kontrolle über seinen Thronsaal entglitt. Man konnte sogar den Eindruck gewinnen, dass er den geschilderten Ereignissen, welche für die Geschicke der Menschen Arthiliens so bedeutungsvoll zu sein schienen, nicht mehr in vollem Maße zu folgen vermochte.
„Lasst Ruhe einkehren!“, polterte er plötzlich, wie um alle Zweifel an seiner Autorität zu entkräften. Dabei richtete er seine ungehalten funkelnden Blicke insbesondere zu seinem Sohn hin, der aufgrund seiner Aufregung zuvor von seinem Sitz aufgesprungen war. Der Jüngling fügte sich sofortig und ließ sich wieder stumm zur Rechten seines Vaters nieder. Gleichzeitig nahm auch Braccas seinen Platz zwischen Arnhelm und Falmir wieder ein. „Ihr kommt in meinen Turm, gebt irgendwelche Schauermärchen zum
Weitere Kostenlose Bücher