Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
angenehm kühlen Gebirgshallen dachte. Vor sein geistiges Auge traten Zwerginnen, die dunkles, malziges Gerstengebräu ausschenkten, das Aufspielen von Harfen, Trommeln und Steinflöten sowie die laut schallenden Gesänge über Gold, Bergarbeit und große Abenteuer und Gefahren. Nach einigen Sekunden besann er sich und schickte sich an fortzufahren. „Arnhelm und Braccas erzählten uns schließlich von den Orks und dem Schwarzen Schwert, das, nebenbei bemerkt, natürlich von einem Elb geschmiedet wurde, und baten uns um Hilfe, indem sie uns nach einem der unsrigen befragten. Dabei handelte es sich um einen Zwerg, dessen Namen wir zugegebenermaßen nur allzu gerne vergessen hätten. Es ging um Radament!“
Bei der Erwähnung dieses Namens verkrampften sich etliche der Zuhörer, denn tatsächlich hatte beinahe jeder Mensch schon von jener Person gehört und kannte ebenso die dazugehörige Geschichte. Aufmerksamkeit und Spannung erhöhten sich dadurch noch weiterhin. Selbst im trüben, maskenhaften Angesicht des Königs war ein Zucken dessen Augenlider auszumachen.
Dwari genoss diese Zeichen, denn er erkannte daran, dass seine Geschichte Interesse erweckt hatte und gut sein musste. „Er war seit jeher ein verschlagener Dieb und Gauner“, setzte er seine Erzählung fort, „weshalb mein Volk ihn auch schon in seinen jungen Jahren aus dem Goldenen Gebirge verbannte und er sich hernach offensichtlich den Städten der Menschen zuwandte. Für das, was außerhalb unserer prachtvollen Stollen und Minen geschieht, interessieren wir uns zwar gemeinhin nur wenig, doch drangen vor langer Zeit selbst zu uns Gerüchte darüber, dass Radament eines der größten Heiligtümer der Menschen gestohlen habe. Angeblich handelte es sich dabei um eine Reliquie in Form eines goldenen Schwertes, die angeblich ein Engel oder sogar der Eine persönlich gefertigt habe. Weiterhin kam uns zu Gehör, dass er sich bei seiner Tat Unruhen in der großen Stadt Pír Cirven zunutze gemacht haben sollte, sodass es ihm zu fliehen gelang und er bis heute nicht gefunden wurde.“
„Was ist nun mit dem Goldenen Schwert?“, fragte Beregil ungeduldig. „Der Dieb muss schon lange tot sein!“
„Mitnichten!“, lachte Dwari, wobei sein langer, wuscheliger Bart dazu passend mitwogte. „Ihr habt Recht, dass er mittlerweile deutlich über vierhundert Jahre alt sein muss und selbst wir Zwerge dieses Alter normalerweise nicht erreichen. Dennoch sah man den alten Knaben erst kürzlich bei einer seiner Wanderungen, und er schien sich währenddem bester Gesundheit zu erfreuen. Womöglich hat dieses Engelsschwert ihm besondere Kräfte und Langlebigkeit verliehen!“
Stille trat ein. Alle blickten sich gegenseitig an und versuchten, die vielen Neuigkeiten in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen. Gleichzeitig breitete sich eine gewisse Ungeduld aus, denn man hatte mittlerweile so vieles gehört und besprochen, dass es nun endlich Zeit zum Handeln wurde.
„Radament lebt, und Dwari weiß, wo wir ihn finden können!“, verkündete Arnhelm schallend, während er sich energisch erhob. „Er könnte Aurona, die Klinge Therons, noch immer besitzen, und sollten wir sie finden, können wir sie benutzen und gegen die Orks und den Träger Fínorgels verwenden! Das ist mein Plan und meine Absicht, meine Freunde!“
„Und wer soll das Goldene Schwert führen, Arnhelm von Rhodrim?“, fragte Kheron. Sein Ton war gewohnt herausfordernd, gleichermaßen aber irgendwie gedämpft und damit für seine Verhältnisse einvernehmlich wirkend. Es war unverkennbar, dass der Gedanke an das große, für immer verloren geglaubte Heiligtum der Menschen Arthiliens und insbesondere Lemurias auch auf ihn einen beträchtlichen Reiz ausübte. „Ihr etwa? Einer aus den Ländereien, die sich einst von unserer gemeinsamen Heimat Lemuria abwandten, den rechtmäßigen König verschmähten und dadurch eine Teilung der Menschheit Arthiliens verursachten, die uns bis heute zur Schwäche gereicht?“
„Es war Theron, der Gründer Rhodrims, dem Lemuriël das Schwert einst anvertraute, ehrenwerter König! Und ich bin sicher, dass Ihr niemand in Euren Reihen habt, der besser als Arnhelm dazu in der Lage wäre, das Goldschwert zu führen!“, mischte sich Sanae plötzlich ein. Ihre Stimme war so zornig und ihr Auftritt so überraschend, dass selbst Kheron zurückzuckte und zunächst nichts zu entgegnen vermochte.
„Ich will Aurona nicht für mich oder mein Land“, sprach der Sohn von Fürstin
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