Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
noch drei oder vier Stunden Schlaf zu bekommen. Denn schon bald würde der Morgen im fernen Osten heraufgrauen und den großen Tag des Übergangs der Ashtrogs in eine für sie unbekannte Welt anbrechen lassen.
Die ersten Sonnenstrahlen lichteten das Dunkel und ließen die Sterne verblassen. Bullwai und Ugluk waren indessen als erste auf den Beinen und schritten die Reihen der noch immer Ruhenden gemeinsam ab. Dabei sorgten sie mit markigen Rufen für ein wenig sanftes Erwachen.
„Ein Befehlsgeber sollte normalerweise unter den ersten sein, die aufstehen! Aber bleib nur liegen, wir sammeln dich dann auf dem Rückweg wieder ein ...“, grinste der kleine, gedrungene Ugluk, als sie bei Uchnoth ankamen.
Dieser lag noch immer mit verschlossenen Augen unter seiner bis zur Nase hochgezogenen Decke. Unten ragten seine schweren Kampfstiefel, die er praktisch immerzu trug, hervor. Als er die Stimme seines Lieblingsgegners hörte, zog er das wollige Tuch, das ihn bedeckte, mit einem Ruck herunter und verdrehte die noch verschlafenen Augen. „Du kleiner Mistkäfer, ich hab’ Wache geschoben die halbe Nacht ...“, grollte er wütend vor sich hin, doch war er noch nicht wohlauf genug, um sein gesamtes Schimpfpotenzial zu entfalten.
„Ja, ja, immer dieselben Ausreden“, fiel ihm Ugluk ins Wort. „Lass uns weitergehen, Boss, wir sollten ihn nicht stören, es ist eben noch zu früh für manch einen ...“
Selbst Bullwai musste nun kräftig schmunzeln, während er hinter seinem sich eilig entfernenden Befehlsgeber herschlenderte. Er würde auf die keineswegs immer spaßige Fehde zwischenden beiden ein Auge werfen müssen, denn Ugluk reizte den körperlich weit überlegenen Uchnoth in letzter Zeit allzu sehr. Aber er war dennoch zuversichtlich, dass die Streithähne angesichts der gewichtigen, anstehenden Aufgaben vorübergehenden Waffenstillstand schließen und ihre jeweilige Arbeit ausgezeichnet verrichten würden.
Es nahm eine halbe Stunde in Anspruch, bis die Angehörigen des Clans alle Habseligkeiten verstaut, Kleidung und Bewaffnung gerichtet und sich schließlich auf die Anweisungen der Befehlsgeber hin in Marschposition formiert hatten. Schließlich waren orkische Kriegstrupps berüchtigt für ihr außerordentliches Maß an Pflichtbewusstsein, Gründlichkeit und Disziplin, sobald dies denn erforderlich war.
„Es ist an der Zeit, Kameraden! Wir werden nun das tun, was noch kein Ashtrog jemals unternahm, nämlich den Norda-Por überqueren und unsere Stiefel auf die Erde Nordamars setzen! Wir verlassen unsere Heimat, um eine Aufgabe zu erledigen, um die uns unsere Artverwandten aus dem Norden gebeten haben! Wir werden in der folgenden Zeit vorsichtig sein, da wir das fremde Land nicht kennen, und unsere militärische Ordnung und Wachsamkeit immer aufrecht erhalten! Achtet auf das, was ich und die Befehlsgeber Euch auftragen, und lasst Euch nicht einfallen, Euch zu trennen oder irgendetwas auf eigene Faust zu versuchen! Und auch wenn wir Durotar, die Siedlung unseres Volkes auf dem nördlichen Kontinent, erreichen, werden wir möglichst zusammen bleiben! Haltet auch dort Disziplin, und hört nur auf diejenigen Befehle, die aus unserem Stamm heraus zu Euch kommen! Dem Gur der Stadt oder anderen Clan-Führern gegenüber schuldet Ihr hingegen keinen Gehorsam! Und nun lasst uns losziehen, neue Dinge kennen lernen und allen zeigen, dass es im Kriegshandwerk niemanden in Mar gibt, der es mit uns Ashtrogs aufnehmen kann!“
Die orkischen Soldaten quittierten die stimmgewaltigen Worte ihres Häuptlings, der sein grau schimmerndes Schwert mit der starken Rechten in die Lüfte reckte, mit einem bebenden Brüllen, jauchzenden Rufen und dem laut ertönenden Klacken vom Metall der Waffen, das in einem wilden Rhythmus gegen Schilde hämmerte. Der Lärm war ohrenbetäubend, doch alle strahlten und waren erfüllt von Stolz und einem kaum mehr zu bändigenden Tatendrang.
Innerhalb der Menge freuten sich derweil zwei Gestalten noch ein wenig mehr als alle anderen. Denn Panca und Ogrey sahen mit großem Wohlgefallen, dass ihr Anführer gegenüber dem gestrigen Abend deutlich verändert war und wesentlich entschlossener, bejahender und in jeder Hinsicht größer wirkte.
Mit Bullwai an der Spitze und Tendarr an seiner Seite, der insbesondere die Aufgabe hatte, mit seinen übersinnlichen Fähigkeiten Gefahren frühzeitig zu erkennen, setzte sich der Tross in Bewegung.
Nach wenigen Schritten gelangten die Marschierenden auf den
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