Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
hatten noch einiges zu bereden ...“, fiel Bullwai ihr ins Wort. Dann verstummte er zügig wieder, da er bemerkte, dass er sich ohne Not rechtfertigte und seine Stimme schneller und weicher als sonst üblich klang.
„Ich lass’ Euch beide jetzt ohnehin allein“, sagte Ogrey und erhob sich langsam und behäbig, da ihn die Müdigkeit Kraft kostete. „Ich sollte noch einige Stunden schlafen, denn morgen wird ein großer und anstrengender Tag für uns sein. Gute Nacht!“
Die beiden Zurückgebliebenen erwiderten den Gruß, und Panca ließ sich dicht bei der Stelle nieder, an welcher der ältere Ork zuvor gesessen hatte. „Du bist nicht müde?“, fragte sie, wie um das Gespräch in Gang zu bringen. Bullwai schüttelte daraufhin den Kopf. „Auf jeden Fall hast du Recht damit, dass es eine wunderbare Nacht ist, niemals zuvor habe ich solch einen klaren Himmel gesehen. Und dann die Bäume und das viele Grün ...“, fuhr sie fort.
„Ja, ich bin sehr gespannt auf Nordamar. Doch gehen wir nicht dahin, um die Natur zu bewundern, sondern um zu kämpfen höchstwahrscheinlich. Und ganz gleich, was uns dort im Einzelnen sonst noch erwartet – es wird nicht einfach sein und uns alles abverlangen“, sagte der Häuptling.
„Ich sehe, dass du nachdenkst und dir Sorgen machst. Willst du mir von ihnen erzählen?“, offenbarte sie ihm nun vorsichtig ihre Gedanken. Sie hatten sich seit ihrer Kindheit oftmals unzählige Stunden lang über alle möglichen Dinge unterhalten, sodass dieses Angebot keineswegs ungewöhnlich war.
„Es ist schwierig, Panca“, seufzte er. „Zuerst war da der viel zu frühe Tod meines Vaters, der noch immer ungeklärt ist und mich in eine Verantwortung brachte, der ich vielleicht noch nicht gewachsen bin. Dann musste ich viel nachdenken in letzter Zeit über unser Volk und vor allem darüber, dass es seit jeher unsere Rolle war, den Wünschen anderer zu folgen, genügsam zu sein und uns mit dem zufrieden zu geben, was andere uns übrig lassen. Jeden Tag müssen wir unser Überleben in Dantar-Mar von neuem erstreiten, da die dortigen Bedingungen uns keineandere Wahl lassen. Und dennoch gefällt es mir nicht, dass ausgerechnet ich nun befehlen muss, den Norda-Por zu überschreiten, denn keiner meiner Vorfahren hat dies jemals für notwendig gehalten. Außerdem geschieht dies nicht nach unserem freien Willen und ist sicher auch nicht Gords Absicht! Wozu kann es demnach gut sein, dass wir ein blühendes Land sehen, das nicht das unsere ist und das wir wieder verlassen werden, sobald man uns nicht mehr zum Kämpfen braucht?“
„Auf jeden Fall haben einige unserer Brüder und Schwestern ihr Schicksal in die eigene Faust genommen, indem sie dorthin marschiert sind, wo es ihnen gefällt, und eine Siedlung errichtet haben, so wie sie und nicht andere es wollten. Dies verlangt immerhin Respekt und ist überdies nicht mehr zu ändern. Und deshalb müssen wir uns damit abfinden, dass wir ihnen beistehen müssen, nun da sie uns zu Hilfe gerufen haben“, sagte Panca.
„Es ist auch die Ungewissheit, die mich beunruhigt. Zum Beispiel finde ich das, was man sich von diesem Schwarzen Gebieter, dem Oberhaupt der Durotarer, erzählt, äußerst merkwürdig. Vor allem, dass er nicht einmal ein Ork sein soll! Andererseits scheint er seinen Anhängern großen Mut zu geben, und er soll ein hervorragender Kämpfer sein, der sich zudem in Nordamar und mit den dortigen Verhältnissen sehr gut auskennt.“
„Du sprichst von ihm, als fühltest du Bewunderung“, entgegnete Panca und setzte ein gutgemeintes Lächeln auf. „Dabei vergisst du, dass auch du uns großen Mut gibst und dass die mehreren Hunderte tapferen Orks, die du hier lagern siehst, so fest wie ein Felsenmassiv an dich glauben und dir die Treue halten werden, ganz gleich, was du uns auch befiehlst! Dein Vater und deine anderen Vorfahren waren sicher auch große Stammesführer, doch waren sie niemals in der gleichen Lage wie du, sodass du dich unmöglich mit ihnen vergleichen kannst. Säßen sie jetzt hier, wären sie wahrscheinlich genauso unschlüssig wie du oder ich an deiner Stelle!“ Sie lachte unvermittelt und verbreitete damit eine ansteckende, Herzen öffnende Heiterkeit. „Auf jeden Fall glaube ich nicht, dass es irgendwo jemanden gibt, der uns besser und glücklicher führen kann als du, Bullwai!“
Die beiden schwafelten noch für einige Zeit über zusehends weniger wichtige und schwierige Themen, ehe sie sich zurückzogen, um wenigstens
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