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Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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habe“, fuhr der Häuptling schließlich langsam und mühevoll fort. Er hatte sich entschieden, seinem Gegenüber nun ein lang gehütetes persönliches Geheimnis anzuvertrauen. „Es sind ... Träume, die mich nachts heimsuchen. Nicht immer, aber oft und regelmäßig, bereits seit ich ein Kind war. Ich sehe dann immer dasselbe Land vor meinem Angesicht, ein großes Gebiet, das von Dantar-Mar so verschieden ist, wie es nur sein könnte, denn es ist friedlich, einträchtig, fruchtbar und blühend. Ich kann Siedlungen und Bauten unseres Volkes erkennen, die man auf grünbewachsenen Plätzen und Anhöhen errichtet hat. Außerdem gibt es breite Straßen, auf denen Ochsenkarren fahren, Wege durch Täler und Wälder, auf denen Wanderer zu Fuß unterwegs sind, und schmale, sich schlängelnde Pfade, die an hellen Felsen vorbei zu Bächen, Seen und zum Meer hinführen. Und überall verkehren Orks, und zwar gemächlich, glücklich und ohne jede Anstrengung oder Verbissenheit.
    Manchmal treffen sie auch auf andere Wesen, solche die größer und schmaler sind, mit blassen Gesichtern und spitzen Ohren, und ich denke mir, dass es sich bei diesen um Elben handelt, obwohl ich noch keinem Elb begegnet bin. Auf jeden Fall gehen die beiden Völker freundschaftlich miteinander um und feiern, lachen und schwatzen zusammen. Das Eigentümlichste aber ist, dass ich mich in dieser Gegend, obwohl ich sie noch niemals mit eigenen Augen gesehen habe und sie wahrscheinlich ohnehin nur in meinen Träumen existiert, vom ersten Augenblick an geborgen und wie zu Hause fühlte! Tatsächlich weiß ich sogar einen Namen für dieses sonderbare Land: Aiura.“ Erwartungsvoll sah er seinen älteren Freund an. Dieser entgegnete jedoch zunächst nichts. „Ich muss verrückt sein“, meinte er schließlich, während er sich kopfschüttelnd abwandte, „aber es würde mich interessieren, ob ich der einzige bin, der solche Träume hat. Verstehst du, was ich meine?“
    „Ich glaube nicht, dass du der einzige bist, Bullwai“, sagte Ogrey ruhig und verständnisvoll. „Seit allen Generationen der Orks Dantar-Mars erinnern sich viele von uns in Bruchstücken an jenes Land, das du gerade beschrieben hast, und einige wenige zeichnen in ihren Träumen sogar ein lebensechtes Bild davon und erfahren den Namen, den du soeben nanntest. Im Gegensatz zu Zwergen, Ogern, Greifen oder Drachen, die schon immer in Nordamar und Dantar-Mar gelebt haben, und den Menschen, die von irgendwelchen nahen Inseln hierher aufgebrochen sein sollen, ist es unser Schicksal ebenso wie das der Elben, dass wir nicht wissen, woher wir kommen und wo unsere wahre Heimat liegt.“
    Plötzlich verfinsterte sich die Miene des Weggefährten des verstorbenen Stammesführers Loktai, und seine Stimme wurde erheblich tiefer und finsterer.
    „Gord mush an zarrth!
    Err brach an dantar, gabr an dord mar,
    Err brach an loff lark, gabr an darrth tark,
    Err brach an lippod, gabr an malod,
    Err montam amorrd wa ondarth, bad usak an cor figarth!
    Arn sor brachornak, at an frogor cor nevnak!
    Gord mush an zarrth!” *
    Die Worte strömten fließend und rhythmisch aus dem alten Ork hervor und ließen vermuten, dass er diese nicht gerade erst erfunden hatte. Entweder hatte er sie schon früher gebraucht oder aber vor langer Zeit selbst einmal gehört. Es handelte sich auf jeden Fall um einen in Verse gehüllten Fluch, der Bullwai zutiefst erschreckte.
    Während Ogrey das Gehörte in sich widerhallen und schließlich verklingen ließ, versuchte er sichtlich, die Schwermütigkeit von sich abzuschütteln und zu der Leichtigkeit und Sorglosigkeit zurückzufinden, die sein Wesen ansonsten kennzeichneten und so unverwechselbar machten.
    Plötzlich stand Panca neben ihnen. Obwohl sie nicht geschlichen war und ihre Schritte auf dem harten Boden ein geräuschvolles Knirschen verursacht hatten, hatten die beiden Plaudernden sie nicht kommen gehört. Beide zuckten zusammen, als sie die Orkin erkannten und jäh aus ihrer Versunkenheit gerissen wurden. Besonders Bullwai fühlte sich, als wären sie bei etwas Verbotenem ertappt worden, obwohl dies nicht der Fall war und sie außerdem so leise gesprochen hatten, dass es unwahrscheinlich war, dass die Befehlsgeberin etwas von ihrem Gespräch mitverfolgt hatte.
    „Störe ich? Ich konnte nicht schlafen, und ...“, begann sie, doch wurde sie sofort vom Jüngeren der beiden männlichen Orks unterbrochen.
    „Nein, nein, setz dich nur zu uns! Es ist eine angenehme Nacht, und wir

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