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Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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niemals zu erhoffen wagte.
    *
    Zarr Mudah stand inmitten des Uilas Rila und sah in den Sonnenschein des neu angebrochenen Tages hinaus. Er spürte, dass die zahlreichen rotblättrigen Pflanzen und Bäume und Tiere, die in dem Talbecken gediehen und es bewachten, ihn noch immer nicht mochten und als ihren Freund respektierten, so wie es bei seinem einstigen Lehrmeister der Fall war, doch immerhin schienen sie seine vorübergehende Anwesenheit zu akzeptieren.
    Der Ork war mit dem Verlauf des Gesprächs der vergangenen Nacht sehr zufrieden. Drei wichtige Anführer der Menschen hatten er und sein Verbündeter mittlerweile auf ihre Seite gebracht. Dies erfüllte ihn mit Freude und Bestätigung, obwohl er sich sicher war, dass die Notwendigkeit eines solchen Vorgehens nicht bestand. Gegen die Heere Utgorths, die allein seinem Befehl gehorchten und schon bald auf sein Geheiß in den Krieg ziehen würden, konnte keine Macht Arthiliens oder Orgards bestehen. Allerdings war es sehr wohl weise, bereits nun für die Zeit nach der Zerschlagung der bestehenden Reiche vorzuplanen und sich hörige Marionetten unter den Menschen zu verschaffen, die ihre Artgenossen als künftige Statthalter der neuen Herrn in engen Schranken halten würden. Denn ganz wie der Schwarze Gebieter, mit dem er sich aus praktischen Erwägungen heraus zusammengeschlossen hatte, strebte der Zerk-Gur nicht wie Tuor und dessen Ghuls eine restlose Vernichtung der Besiegten an, sondern eine andauernde, gewinnbringende Herrschaft über sie. Denn welche Macht blieb einem Sieger, wenn niemand mehr existierte, auf dessen Kosten man den Triumph auskosten konnte?
    Marbun, der Befehlshaber der Wachen von Engat Lum, war von den drei Verrätern sicherlich derjenige, den man am wenigsten gebrauchen konnte. Er hatte zunächst gezögert, sein kleines Reich, das der bald über Arthilien hereinbrechenden Angriffswelle als erstes zum Opfer fallen würde, dem Feind auszuliefern. Gleichwohl hatten seine Zweifel weniger mit Pflichtgefühl und moralischen Gesichtspunkten zu tun als vielmehr mit seiner ausgeprägten Furchtsamkeit. Es war nicht zu verkennen, dass der Mann sich seine militärische Position vorwiegend durch das Geld seiner Familie erkauft hatte. Schließlich aber hatte man ihn trotz jener Bedenken und seines privaten Wohlstandes, der ihn weitgehend zufrieden machte, vergleichsweise leicht zum Eingehen des Paktes zu überreden vermocht, denn man hatte ihm etwas versprochen, was er sich mit all seinen Goldstücken niemals würde kaufen können: die Vermählung mit Sanae, seiner kriegerischen, tapferen Landsfrau, die er schon so lange begehrte. Tatsächlich jedoch zweifelte Zarr Mudah nicht daran, dass die blondhaarige Nichte von Benelot, dem König des Stadtstaates, gegenüber einem Teilen des Ehebettes mit Marbun jederzeit den Tod vorziehenwürde. Außerdem verabscheute der Schwarze Gebieter den dickbäuchigen Mann, ebenso wie er alle Feiglinge geringschätzte, was der Zukunft des gedungenen Helfershelfers nicht eben dienlich sein dürfte.
    Die beiden anderen Menschen, deren Dienste man sich gesichert hatte, waren seiner Ansicht nach als wesentlich wertvoller einzuschätzen. Obron war ein fähiger und geachteter Militär seines Landes und würde zur Sicherung des Friedens im am Boden liegenden Lemuria zweifelsohne von großem Vorteil sein. Zudem neigte seine Natur zu Gehorsamkeit, was seine Lenkbarkeit begünstigte. Imalra hingegen war eine gänzlich andere Persönlichkeit, ihren Wert sah der Ork vor allem darin, Rhodrim solange schwach zu halten, bis Pír Cirven genommen und die Vorherrschaft der dunklen Mächte über den Kontinent nicht mehr zu verhindern sein würde. Anschließend würde man bei ihr abwarten und die Lage neu beurteilen müssen, denn es war nicht auszuschließen, dass von der Halbelbin genau wie von ihrem Sohn Arnhelm eine Gefahr ausgehen konnte, die gegenwärtig noch nicht abzusehen war.
    Hufschlag ertönte.
    Über dem hohen Grat im Nordwesten der das Tal umschließenden Felsen tauchte eine Gestalt auf einem weißen Pferd auf. Ohne anzuhalten, begab sie sich auf den abschüssigen Pfad, der in die Ebene hinunterführte. Nachdem sie die Hälfte der schmalen und gewundenen Strecke hinter sich gebracht hatte, wurde sie hinter den hochragenden Aorlas vorübergehend unsichtbar.
    Zarr Mudah lächelte. Edringas, der von seinem Volk verstoßene Einsiedler, kehrte in das Rote Tal, welches er bewohnte, zurück. Seinem rasant und wütend anmutenden Ritt zufolge

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