Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
war über seinem Gewand mit einigen bizarren Ketten behängt. Der Lemurier erinnerte sich, dass jenes Wesen bei der vorangegangenen Unterredung mit dem Schwarzen Gebieter im Hintergrund gestanden hatte. Es handelte sich zudem zweifellos um den Schamanen, der bei dem Angriff der Durotarer auf die Tôl Womin das verheerende, übernatürliche Gewitter herbeigerufen hatte, welches das große Südtor zum Einsturz brachte und etliche Männer, zu denen auch Beregil gehörte, unter den berstenden Steinen begrub.
„Wie kann ich sicher sein, dass Eure Aussagen der Wahrheit entsprechen und dass Ihr Eure Versprechen einhalten werdet?“, fragte Obron. „Sein Land zu verraten ist keine Entscheidung, die ein Soldat voreilig fällt.“
„Verrat ist ein hartes Wort, denn es macht sehr wohl einen bedeutenden Unterschied, aus welchen Erwägungen heraus man eine gewisse Handlung verfolgt. Lemuria ist dem Untergang geweiht, ganz gleich, wie Ihr Euch entscheiden wollt, mein Freund, das wisst Ihr ebenso gut wie ich. Längst haben Laster und Verderbtheit Einzug erhalten in dem einst so stolzen Land von Theron, Augur und Oron. Seine Armee, in der kein Herzblut mehr steckt und deren Führung – von Euch und wenigen Ausnahmen abgesehen – keine Erfahrung, Entschlossenheit und Härte aufweist, werden keine einzige Nacht gegen die kriegerischen Heerscharen bestehen, die bald seine Grenzen überqueren werden. Selbst Pír Cirven, Eure Hauptstadt, in der Ihr Euch so geborgen fühlt, wird nicht standzuhalten vermögen und binnen weniger Stunden geschleift und zu Asche niedergebrannt werden. Auch die Königskrone, die in früheren Zeiten das Haupt mutiger und weiser Männer schmückte, hat jeden Glanz verloren, denn des Königs Sohn ist tot, und sein Geschlecht wird enden an dem dunklen Tag, der schon bald hereinbrechen wird, wenn der Winter kommt“, sagte das Abbild Zarr Mudahs.
„Es ist immer noch viel Stärke in Lemuria, das haben die Orks am eigenen Leib erfahren!“, sagte der Heeresmeister voll Trotz in der Stimme.
„Der Angriff, auf den Ihr anspielt, war ein dünner Atemhauch im Vergleich zu dem Orkan, der ihm nachfolgen wird. Das Goldene Schwert ist nun in die Obhut des Schwarzen Gebieters übergegangen, und aus Rhodrim werdet Ihr keine Hilfe mehr erwarten können, dafür haben wir Sorge getragen.
Doch ich will keine Drohungen sprechen, sondern lege allein Wert darauf, dass Ihr unsere Absichten versteht und diese teilen könnt, Obron, denn Ihr seid ein ehrenhafter Mann und sollt wie ein gleichwertiger Partner und nicht wie ein Handlanger behandelt werden. Darum seid versichert, dass uns, auch wenn wir Lemuria binnen kurzer Zeit zerstören und alles Leben darin auslöschen könnten, doch nicht der Sinn danach steht. Ganz im Gegenteil wollen wir das Reich erhalten und zu einer neuen Blüte wandeln. Die Tage Kherons und seiner Sippe werden gezählt sein, denn sie haben versagt in all ihren Zielen, und die Tyrannei des feigen Geldadels wird gleichfalls für immer beendet werden. Derjenige hingegen, den Ihr nur als den Schwarzen Gebieter und Anführer der durotarischen Orks kennt, wird den Thron des Herrschers aller menschlichen Reiche, die von neuem vereint sein werden, besteigen und schon nach kurzer Zeit von den Massen umjubelt werden, denn unter seinem Helm trägt auch er das Antlitz eines Menschen. Ihr werdet fortan sein Stellvertreter und oberster Heeresführer und für viele weitere Dinge verantwortlich sein.
Doch hierzu ist es zunächst vonnöten, dass Ihr Euch unseres Vertrauens als würdig erweist! Sagt uns Eure Hilfe zu, wenn Ihr Euer Land wirklich liebt, und sorgt dann, wenn die Stunde desgroßen Krieges naht, dafür, dass der König und all seine Anverwandten und Vertrauten, so auch der alte und der neue Oberkommandierende, sterben und Eure Truppen sich aufgrund ihrer Führungslosigkeit schnellstmöglich ergeben werden! Denn nur, wenn wir ein überflüssiges, schreckliches Blutbad vor den Toren Pír Cirvens vermeiden, können wir den baldigen Einzug von Frieden und Wohlstand in ganz Arthilien gewährleisten!“
Der nicht sehr große Mann mit der Glatze dachte kurz nach. „Und die Truppen, mit denen Ihr unser Land angreifen wollt? Was soll mit denen geschehen?“
„Das lasst unsere Sorge nur sein! Die Wesen, derer wir uns bedienen werden, sind schlicht in ihrem Denken und werden sich sogleich wieder in ihre fernen Verstecke zurückziehen, sobald unser Wille es ihnen gebietet! Ohnehin fürchten sie das Tageslicht und
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