Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
war sein Bewusstsein aufgewühlt, was ihn für die Einflüsterungen seines einstigen Schülers möglicherweise gefügig machen würde. Der Ork war somit in hohem Maße gespannt, ob es ihm tatsächlich gelingen sollte, auch den zauberkundigen und in vielerlei anderer Hinsicht vorzüglichen Elben auf seine Seite zu ziehen, was ihm wahrlich am Herzen lag.
Der gewaltige Wasserfall beherrschte mit den dröhnenden Lauten, die er verursachte, wenn die schweren Fluten auf den Fuß des Talbeckens klatschten, unumwunden die Umgebung. Vor diesem Hintergrund waren nun zeitweilig weitere Geräusche von Wasser von vernehmen, nämlich solche, die darauf hindeuteten, dass jemand die auseinandergefächerten, rotgefärbten Arme des Rilovël durchschritt. Es dauerte nicht lange, da erschienen Pferd und Reiter zwischen den dicht stehenden Bäumen und Gebüschen in der Mitte der Ebene. Das Reittier watete durch den letzten der geteilten Flussläufe, welcher nur sehr niedriges Gewässer mit sich führte, und gelangte in den überwiegend freien östlichen Bereich des Uilas Rila. Nicht weit von der grünhäutigen Person entfernt, die dort in ihrer aus grauem Fell gefertigten Robe stand, hielt der Nahende, der in einem prächtigen Gewand aus blauem Samt steckte, an und kam mit einer fließenden Bewegung auf den gräsernen Boden hinab.
Furior wirkte in tiefstem Maße verbittert. Er sprach dem Pferd, das er erst vor kurzer Zeit gezähmt hatte, einige leise Worte in der Elbensprache zu und gab ihm einen sanften Klaps, woraufhin das Tier in westlicher Richtung davon schoss, um das Tal zu verlassen vermutlich. Danach passierte er den Ork, ohne ihn eines Blickes zu würdigen, und begab sich zu seiner Behausung hin, die aus den gewölbten Stämmen und schützenden Blättern von Vogelbeer-Sträuchern und Buchen gebildet wurde. Als er die Laube nach einer Weile wieder verließ, hatte er die schöne und edle Kleidung, mit der er sich zuvor geschmückt hatte, eingetauscht gegen das abgewetzte schäbig-braune Leinentuch, das er vor der Ankunft Zarr Mudas im Roten Tal für so lange Zeit getragen hatte.
Ohne ein Wort zu sagen, ging der Elb mit schweren Schritten, bei denen er wie ein zerbrechlicher alter Mann hinkte, zu der nordwestlich von ihm stehenden Bank hin. Nachdem er sich auf dem bloßen Stein niedergelassen hatte, schien mit einem Mal alle Kraft aus ihm zu weichen,denn sein Leib wurde schlaff und sackte wie eine zertrocknete Pflanze in sich zusammen. Von der Würde, der Stärke und dem Stolz, die ihn bei seinem Aufbruch zum Ered Fuíl noch erfüllt hatten, blieb nichts mehr zurück.
Zarr Mudah ging zu dem Platz hin und setzte sich, einige Schritt von seinem früheren Lehrmeister entfernt, ins weiche Gras. Er winkelte seine Beine an, ließ seine Hände auf seinen Oberschenkeln ruhen und hielt einen stummen Blickkontakt zu seinem Gegenüber, in der geduldigen Hoffnung, dass dasselbe bald zu ihm sprechen würde.
„Aus Furior dem Stolz der Lindar ist nun endgültig Furior der Fluch des Elbengeschlechtes geworden“, sagte Furior nach einiger Zeit schließlich. Seine für gewöhnlich so stattliche und einflussreiche Stimme war lediglich noch ein schwaches Krächzen. Den Kopf hielt er gesenkt, und seine halbgeschlossenen Augen sahen starr unter sich. „Ich habe den Tod dessen verschuldet, was mir als einziges in Munda noch lieb und teuer gewesen war. Dafür kann es keine Vergebung geben. Nuwena ist nicht mehr, denn dieses verfluchte Schwert, welches von meinen Händen in einem bösen Wahn wohl erschaffen wurde, hat denjenigen erschlagen, der sie an meiner Statt glücklich gemacht hätte. Liebe und Neid haben mich blind gemacht und mir das Schicksal ewiger Pein beschert, wenn Aldu, der alles sieht, Gerechtigkeit walten lässt. Denn wahrlich nichts anderes habe ich verdient.“
Der Zerk-Gur verstand. Furior hatte Turgin getötet, und Nuwena, die von beiden Elben gleichermaßen geliebt wurde, war anschließend freiwillig in den Tod gegangen. Alles war demnach so eingetreten, wie er es sich vorgestellt hatte.
„Was geschehen ist, mein Freund und Lehrmeister, kann nicht geändert werden, und niemand von uns kann sagen, welch höherer Sinn sich darin verbergen mag“, sagte Zarr Mudah ruhig und besänftigend. „Wesen sterben und leben danach an anderen Orten, an denen wir sie vielleicht einst wiedertreffen werden, weiter, was aber bleibt sind wir, die wir weiterhin über die Erde wandeln und unsere Pflichten zu erfüllen haben. Die Zukunft ist es,
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