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Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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Landes und künftige Bedrohungen und Schwierigkeiten, denn alle lebten ausschließlich im Hierund Jetzt und machten keinen Hehl daraus, dass sie niemand anderem als sich selbst am nächsten waren.
    Und dann diese reichen Bankiers, Händler und Geschäftsleute! Er hatte sie noch niemals gemocht und ihre moralische Verkommenheit stets verabscheut. Die wenigsten von ihnen hatten jemals auch nur vorübergehend in der Armee gedient, was auch noch rechtens war, da sie sich zur Weiterführung ihrer Unternehmen und damit zur Aufrechterhaltung vieler Arbeitsplätze für unverzichtbar erklärt und damit Zustimmung gefunden hatten. Niemals hatte er daran gezweifelt, dass in Wahrheit in vielen solchen Fällen satte Schmiergelder an die politisch Verantwortlichen flossen. Nur so war es zu erklären, dass die strengen Gesetzte, die Augur der Unglückliche einst zur Gewährleistung von Sittlichkeit und Zusammenhalt verfasst hatte, noch immer galten, jedoch von niemandem mehr beachtet wurden. Am schlimmsten war es nach Obrons Ansicht um Isandretta bestellt. Denn in der zweitgrößten Stadt des Reiches, wo redlicher Handel ebenso erblühte wie unzüchtiges Nachtleben und vielerlei zwielichte Geschäfte, gingen die königliche Verwaltung, die über das Militär gebot, und die dort ansässigen vermögenden und einflussreichen Familien geradezu auffallend pfleglich und einträchtig miteinander um.
    Der Heeresmeister zuckte zusammen, als die in das flackernde Licht der Fackeln getauchte Luft zu flimmern begann. Er bemerkte, dass seine Hände kalt waren und zitterten, sodass er diese kräftig aneinander rieb und krampfhaft versuchte, sich zusammenzureißen. Er verfluchte sich für seine eigene Schwäche, doch konnte er nicht ändern, dass er sich ähnlich fühlte wie ein dem Kindesalter gerade entwachsener Jugendlicher, der einen beliebigen Diebstahl unternahm, um seinen Mut zu erproben und diejenigen Grenzen auszuloten, die das Leben ihm zog.
    Ein Rauschen, welches wie das Geräusch fallenden Wassers klang, drang plötzlich in das Gehör des kahlköpfigen Offiziers, während sich vor seinen Augen langsam ein Bild zusammenfügte. Das leise Gezwitscher einiger Vögeln untermalte das klarer werdende Geschehen im Hintergrund. Genau in der Mitte des Kellerraumes hing nun eine Art Nebel, der von violetter Farbe und je zwei Schritt hoch und breit war. Die Erscheinung stand nicht still, sondern befand sich in stetiger, ineinander fließender Bewegung wie ein wirbelnder Dunst. Das Bildnis, das sich an dessen Oberfläche abzeichnete, war demnach verschwommen und grobkörnig und erinnerte ein wenig an eine große Menge Sand, den der Wind in emsiger Arbeit aufgetürmt und den der Zufall zu einer lebensechten Gestalt geformt hatte. Gleichwohl konnte kein Zweifel darüber bestehen, dass in diesem Fall keine Einbildung oder die Illusion eines Trickkünstlers vorlag, sondern die Wiedergabe einer Situation, die gerade in diesem Augenblick stattfand, wenn auch an einem Ort, welcher sich in weiter Entfernung befand.
    „Ich grüße Euch, Obron, Heeresmeister Lemurias“, sagte eine Stimme so klar, als stünde ihr Urheber unmittelbar neben dem Lemurier. Ihre Freundlichkeit wies einen intelligenten und überheblichen, vielleicht sogar ein wenig spöttischen Unterton auf. Spätestens an dieser Stelle wurde klar, dass es sich bei dem nebligen Luftbild weder um ein Phänomen minderer Zauberei noch um bloße Sinnestäuschung oder gar einen Traum handelte. „Der Schwarze Gebieter ist auf Reisen in den hohen Norden zu unseren Verbündeten, um die baldige Invasion der Reiche der Menschen vorzubereiten. Ich bin hier an seiner Statt, um Eure Antwort auf sein Angebot entgegenzunehmen.“
    Obron erkannte die undeutlichen Umrisse einer Landschaft, eines von hohen Felsen gesäumten Tales offenbar. Zahlreiche Bäume, über deren Art er sich nicht sicher war, standen umher, und das anhaltende Rauschen und Plätschern deutete auf das Vorhandensein eines Wasserfalls hin. Auf jeden Fall befand sich sein Gesprächspartner an einem Ort, an welchem er selbst noch niemals zuvor gewesen war und der nicht in Lemuria lag. Wahrscheinlich kam die geheimnisvolleÜbertragung des zu sichtenden Bildes sogar aus den unerforschten Weiten der östlichen Wildnis.
    Vor jener reizvollen Kulisse war die verzerrte Gestalt eines Orks zu sehen, der seine Haare zu einem langen Zopf geknotet hatte und breit grinste. Er trug einen Reif auf der Stirn, hielt einen knochigen Stab in der einen Hand und

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