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Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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versengt worden war. Die Kreatur war größer noch als jeder Oger und breiter und massiger in ihrer Gestalt. Ihre Oberfläche war wie ein unförmiger Klumpen ausgeronnener Lava, doch waren Gliedmaßen zu erkennen, deren Umfang eine erhebliche Stärke erahnen ließ. Dicke, knotige Muskelstränge zogen sich über Schultern und Arme, die in krallenbewehrten, dreigliedrigen Pranken endeten. Die Füße hingegen bestanden aus dunkelgrauen Hufen, die vorne gespalten waren. Aus dem massigen Kopf ragten drei leicht nach hinten gebogene Hörner heraus, von denen eines nach vorne versetzt war und dicht oberhalb der Stirn saß. Darunter flimmerten zwei tiefe Höhlen, die wohl die Augen darstellten und sich durch ihr sattes, unergründliches Rot von der Schwärze der übrigen Erscheinung abhoben. Durch das Gewicht des Schädels stand das Wesen leicht nach vorne gebeugt. In den Klauen seiner beiden Hände hielt es einen riesigen, grauen Dreizack, der beinahe die Länge zweier Lanzen hatte und dessen armdicke Gabelzinken in messerscharfen Spitzen endeten.
    Atemlos betrachtete der Elb das Geschöpf, dessen Antlitz so verschwommen und unwirklich wirkte wie ein böser Traum, von welchem man innig hofft, dass man bald wieder aus ihm erwachen möge. Und obwohl er dergleichen noch niemals zuvor mit eigenen Augen gesehen hatte, wusste er doch sogleich, wessen er sich gegenüber sah.
    „Ein Vancor!“, sagte er so leise vor sich hin, als fürchte er sich, dieses Wort auszusprechen. „Ein Dämon Tuors! Du hast es wirklich gewagt, dich an Aldus Schöpfung so zu versündigen wie noch kein Lebewesen vor dir, Zarr Mudah!“ Dann fuhr er lauter fort, an den Feind, der sich vor ihm aufgebaut hatte, gewandt. „Nur weniges in Arthilien mag dir gewachsen sein, du Werkzeug des Bösen, und doch bist du nicht stark genug, um deinen Schrecken auf Dauer über die Länder der freien Völker zu bringen! Denn deine Macht gründet sich ausschließlich auf Furcht und Hass und vermag niemals ohne seine Gegenstücke zu existieren, die nämlich Mut und Mitgefühl sind und die in deinem Herrn einst großen Neid entfachten und ihn zu missgebildeten, bemitleidenswerten Schöpfungen veranlassten! Vielleicht schon bald wird sich eine Kraft gegen dich und deine Verbündeten erheben, von der du noch nichts ahnst und die du in deiner Vermessenheit und deiner Zerstörungswut, die dich beide erblinden lassen, unterschätzen wirst! Die Engel Aldus selbst werden dann die Klinge führen, die mich und alle anderen, gegen die du deine abscheulichen Klauen erhebst, rächen und dich für immer in Nichts auflösen wird!“
    Nachdem der Lindar seine Rede beendet hatte, begann der Vancor, nach vorne zu stapfen. Die Erde erzitterte unter seinen stampfenden Tritten, und das Gras, das er berührte, wurde von Frost und Starre befallen und zerbrach angesichts der von dem Koloss ausgehenden, unerträglichen Kälte und Kraft wie morsche Zweige im Sturm. Mit spielerischer Leichtigkeit hielt er die schwere Waffe mit den drei nadelspitzen Ausläufern dabei vor sich.
    Furior, welcher der prächtigste aller Kinder des Elbenvolkes, die vor langer Zeit über das Onda Marën nach Arthilien gekommen waren, genannt wurde, verschloss seine Augen. Seine Miene blieb ausdruckslos, doch fühlte er zum ersten Mal seit unzähligen Tagen wieder eine wohlige, kindliche Freude und Erwartung in sich. Seine Zeit an diesem Ort Mundas, an welchem er sich vieler verwerflicher Dinge schuldig gemacht hatte, ging nun vorüber, und eine neue Welt würde sich für ihn auftun. Vielleicht würde er dort Nuwena wiedersehen, möglicherweise würde er der herrlichen Lemuriël oder anderen Engelswesen begegnen, auf jeden Fall war er gewillt, seine Schuld voll Gleichmut zu verbüßen und, sollte man ihm irgendwann die Freiheit dazu gewähren, vieles besser zu machen als in seinem vergangenen Leben.
    Durch die Versenkung, in welche er sich versetzt hatte und in der er seinen Gedanken an die Zukunft nachhing, spürte der Elb kaum, wie die tödliche Waffe mit einem gewaltigen Stoß in ihn eindrang und seinen geschmeidigen Körper augenblicklich in fleischige Fetzen zerriss. Der zerschundene Leib fiel in das mondbeschienene Gras hernieder und rührte sich nicht mehr. Alles Leben war aus ihm gewichen.
    Die klamme Bestie begutachtete ihr Werk für einige Sekunden, um sicherzugehen wohl, dass ihr Opfer, das keine Gegenwehr geleistet hatte, auch tatsächlich zu Tode gekommen war.Als sie keinen Zweifel mehr daran hegte, wandte sie

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