Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
sich um und schritt nach Westen davon. Hier gab es keinen Auftrag mehr zu verrichten, denn das Leben, das sie in dem Roten Tal vernichten sollte, hatte sie genommen. An anderen Orten hingegen würde weitaus mehr Arbeit für den Dämon zu bewältigen sein, was ihn in eine ungeduldige Erregtheit versetzte. Und man hatte ihm bereits genau gesagt, wohin er sich nunmehr zu wenden hatte und wer das nächste Ziel seiner Nachstellungen und Raubzüge sein sollte.
Da er nur des Nachts existieren und seinen Weg fortsetzen konnte, würde es einige Wochen dauern, bis er die Zuflucht, an welcher seine nächsten Feinde zu finden waren, erreichen würde, doch was machte das schon? Keine Macht dieser beiden von dem Einen verlassenen Kontinente würde ihn, einen der engsten Gehilfen Tuors, aufzuhalten vermögen, denn hierzu wäre nichts weniger als eine Vereinigung aller unter den hier lebenden Wesen verfügbaren Kräfte vonnöten. Da dies ausgeschlossen erschien, würde ihm gegeben sein, noch unzählige Leiber von Elben, Menschen, Zwergen und Orks zu zerschmettern, bis alles Schöne und Begehrenswerte, das ihn kraft seiner Natur so sehr in Groll und Verachtung versetzte, ausgelöscht sein würde und Aldu einzig noch hilflos auf den Scherbenhaufen seiner Schöpfung herabschauen konnte!
Als die Schatten der Nacht sich lichteten und die Morgenröte das Uilas Rila zu überstrahlen begann, waren die Tiere, die jenen Platz bevölkerten, noch immer größtenteils unsichtbar und still. Die widerlichen Ausdünstungen des Ungeheuers, das während der vergangenen Stunden sein Unwesen in dem Tal getrieben hatte, hingen noch immer in der Luft und schienen den Bäumen, Pflanzen und Lebewesen den Atem zu rauben. Auch der graublaue Himmel und die kühle Luft strahlten wenig Hoffnung und Frohsinn aus. Einzig das unablässig über den hohen nördlichen Grat in die Tiefe gehende, laut auf dem Boden der Senke aufklatschende Wasser sorgte für den Eindruck, dass der gewohnte Lauf der Dinge unverändert Gültigkeit und Bestand hatte.
Das Klipp-Klapp von Hufen ertönte. Die Geräusche, die zunächst über den einzigen Pfad, der in das Talbecken hinunter führte, und danach durch die von den Bächen zerfurchte Bewaldung wanderten, waren gemächlich und schwächer als diejenigen, welche von dem Hufschlag eines ausgewachsenen Pferdes verursacht wurden. Nach einer Weile erschienen zwischen den östlichsten der in roter Blüte stehenden Bäume die Umrisse einer berittenen Gestalt, die sich zielsicher ihren Weg durch das dicht und ungleichmäßig bestandene Gelände bahnte. Nachdem der Reiter aus dem Zwielicht der durcheinander wuchernden Gewächse herausgetreten war, wurde deutlich, dass es sich um eben diejenige Person handelte, die dem Tal erst am Tag zuvor den Rücken gekehrt hatte.
Kaum war Zarr Mudah auf der freien Wiesenfläche, die sich jenseits des Baumgürtels vor ihm ausbreitete, angelangt, da fanden seine Blicke auch schon den Leichnam, der als herausragender, bunter Punkt inmitten der vielen leuchtend grünen Gräser ruhte. Keiner der Aasfresser, die in den Weiten der östlichen Wildnis zuhauf existierten, hatte das Fleisch des Elben bislang anzutasten gewagt.
Der Ork hielt sein Maultier einige Schritt entfernt der Stelle, an der sich die Überreste des Getöteten befanden, an und begab sich mit einem Satz, der ein wenig mühsam wirkte, zur Erde hinab. Als er sich der zerschundenen Leiche seines einstigen Lehrmeisters näherte, beschlichen ihn unwillkürlich Gefühle von Schuld und Gewissen. Jedoch bemühte er sich eifrig, diese zu vertreiben und eine Haltung zu wahren, die keine Zweifel verriet und einzig Stolz und Härte aussagte.
„Ich habe dies zu verhindern versucht, Meister, doch Ihr wolltet meinen Worten kein Gehör schenken und habt Euch allzu deutlich als mein Feind erklärt“, sagte er mit andächtiger Stimme, als er schließlich dicht vor dem toten Furior stand. „Doch ich will Euch versprechen, dass EuerLeben und Sterben nicht vergebens gewesen sein sollen, denn ich, Euer treuer und aufmerksamer Schüler, werde Nordamar und Dantar-Mar schon bald beherrschen und, nachdem mir diese Welt zu klein geworden ist, die Geschichte Eures Ruhm einst bis nach Aiura tragen, wo ich meinem Volk die Unsterblichkeit wiederbringen werde. Die Zeit der Elben, die Euch verrieten und uns Orks stets mit Ablehnung begegneten, neigt sich ihrem Ende entgegen, denn derjenige, den Tuor mir an die Seite stellte und der Euch bezwang, wird auch den
Weitere Kostenlose Bücher