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Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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Blätter und die nussartigen Früchte vertrockneten im gleichen Atemzug und nahmen einen matten, leblosen Schimmer an. Letztendlich war der Baum in seiner Gesamtheit erstarrt wie zu einer riesenhaften ehernen Skulptur.
    Furior atmete erleichtert auf, als die Anstrengung endlich vorüber war. Der mächtige Aorlas hatte durch seinen Willen eine neue Gestalt angenommen und würde Fínorgel für alle Ewigkeit sicher verwahren. Keine Macht in Arthilien oder Orgard – es sei denn, es wäre seine eigene – würde in der Lage sein, die pechschwarze Klinge, die so vielen Lebewesen Verderben gebracht hatte, aus ihrer neuen Obhut zu befreien. Und niemals wieder würde er selbst in Versuchunggeführt werden, aus Wut und Missgunst heraus seinen Schwertarm gegen andere zu erheben und auf diese Weise neues Unglück zu gebären.
    Zufrieden und dennoch niedergeschlagen und mit einem schmerzhaften Pochen, das ihn in seinem Herzen zwickte, schlenderte der Elb in Richtung der Bank zurück. Seine Kräfte waren nach der Magie, die er gewirkt hatte, zeitweilig aus ihm gewichen. Zudem schien die Erinnerung an den Tod Nuwenas, seiner Geliebten, den er wenige Tage zuvor erst verschuldet hatte und mit all seinen Künsten niemals wieder umkehrbar machen konnte, nunmehr schwerer denn je zuvor auf ihm zu lasten.
    Erschöpft ließ er sich auf der Steinplatte nieder, versank in eine gekrümmte Haltung und verfiel in eine abgründige Gedankenleere. Er wusste, dass ihn fortan nichts mehr aus seiner Einsamkeit zu erlösen und dem Leben, das ihm noch verblieb, einen neuen Sinn einzuhauchen vermochte. Irgendwie spürte er außerdem, dass sein Dasein in dieser Welt zu lange schon angedauert hatte und Aldu möglicherweise bald den Entschluss fassen würde, ihn zu sich zu rufen.
    Die Sonne war von dem westlichen Wall verschluckt worden, und die Schatten der Nacht begannen zu fallen. Die Witterung wurde kühl, während die zahlreichen roten Blätter und Blüten der Gewächse den dunklen Mantel, der sich über das Tal legte, wie etliche von Künstlerhand geschaffene Farbkleckse verschönerten.
    Plötzlich kam ein Wind von Norden und Westen her auf und trug einen merkwürdigen, unangenehmen Beigeschmack mit sich. Es roch nach Verbranntem und Schwefel, wie wenn ganz in der Nähe ein Brand loderte und ein Material verzehrte, das eine säuerliche, beißende Ausdünstung absonderte.
    Furior Feuerzorn schreckte hoch. Mit geöffneten Augen hatte er den ganzen Tag über im Halbschlaf dagesessen und versucht, seine Gedanken und Gefühle zu ordnen. Nun, da er jenen abstoßenden Geruch inmitten des sich mit einem Male aufbäumenden Windzugs wahrnahm, beschlich ihn ein beunruhigendes Gefühl. Die Tiere des Uilas Rila schienen ebensolches zu empfinden, denn augenblicklich hatte sich eine vollkommene Stille über die weite Schlucht ausgebreitet. Selbst die schweren Massen der von dem hohen, nördlichen Grat herabfallenden Wasser verursachten nur noch einen gedämpften Lärm, so als ob ihre Laute nichts anderes als der schwache, unwirkliche Widerhall ihres an einem weit entfernten Ort befindlichen Selbst wären.
    Der Lindar ließ seine Blicke über die im Dämmerlicht des längst aufgestiegenen Mondes daliegenden, steilen Hänge schweifen. Doch er sah zunächst nichts, was sich gegen die Dunkelheit abhob und seine Aufmerksamkeit erweckte. Allein der Pfad, der in der Ebene zwischen den rotblättrigen Büschen und Bäumen verlief, schimmerte grau und fahl, ein lichter Streifen, über dem einige wenige, matt glänzende Sterne prangten.
    Und doch spürte er mit seinen geschulten Sinnen, dass sich etwas wie ein unsichtbarer Schatten näherte, etwas, das eine ungeahnte Leere und Mitleidlosigkeit ausstrahlte und dessen brennendem Willen nichts zu widerstehen vermochte. Dennoch fühlte er keine Furcht in seinem Innern, sondern vielmehr eine lange erwartete und zweifelsohne annehmliche und willkommene Ruhe seines Gemüts. Was immer ihm nunmehr bevorstand – es konnte die schreckliche Lage, in welcher er sich an diesem Punkt seines Daseins befand, ausschließlich zum Besseren wenden.
    Plötzlich war es da. Kaum zwei Dutzend Schritt von ihm entfernt, am Saum der Baum- und Gebüschreihen, zwischen denen der östlichste der die Schlucht durchschneidenden Wasserläufe dahinfloss, erhob sich eine gewaltige, tiefschwarze Wesenheit, die eine unsägliche Kälte verströmte. Sie erschien wie ein hoher Gletscher in der Nacht oder aber ein Gebirgshügel, der von einem reißenden Feuer

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