Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
Aorlas, welcher, soweit das Auge reichte, der größte und umfangreichste seiner Art war, vorüberkam, hielt er noch einmal kurz an. Er begutachtete die Waffe, die darin steckte, um sich zu vergewissern, dass seine Einschätzung, was das Schwarze Schwert betraf, richtig war. Nach einer Weile nickte er zufrieden und setzte seinen Trab fort. Fínorgel war, so war er sich sicher, für die Lebewesen, die Nordamar gegenwärtig bevölkerten, unerreichbar.
Weiterhin musste Arnhelm, die Hoffnung der Menschen, längst in Gefangenschaft sein, die Zwerge kümmerten sich wie gewöhnlich nur um ihre eigenen Dinge und erwarteten wie sture Narren ihr Ende, und die letzten Elben, die von der Macht Furiors weit entfernt waren, würden von Tuors Dämon bald vernichtet werden.
Der Moment, an dem das Reich Zarr Mudahs, des orkischen Schamanen, vor dem froststarren Nachthimmel aufgehen würde, war nicht mehr fern.
Zweites Kapitel: Die Stadt der Diebe
Luth Golein war der östlichste Zipfel Rhodrims und wies in vielerlei Hinsicht, verglichen mit dem Rest des Landes, Besonderheiten auf. War der Großteil der Gebietschaften des Fürstentums ländlich geprägt und mit kleinen Siedlungen und Gehöften bebaut, so war jene Stadt neben Dirath Lum und dem mittlerweile verheerten Arth Mila die größte des Reiches. Tatsächlich konnte ihre Einwohnerzahl nur geschätzt werden, da die in ihr ansässige Verwaltung und die Soldaten, die dort für friedliche Zustände sorgen sollten, sowohl einen Überblick über die herrschenden Zustände als auch eine Macht besaßen, die jeweils nur oberflächlich waren. Vermutungen gingen außerdem dahin, dass sich innerhalb der Stadtmauern stetig eine immense Zahl an Einwohnern und Durchreisenden befand, die von niemandem gezählt wurden und die sich von den redlichen und arbeitsamen Bauern und Handwerkern, die das Reich ansonsten überwiegend bevölkerten, erheblich unterschieden.
Wenn man die Metropole betrat, stellte man sogleich fest, dass sie den Übergang zwischen zwei Welten, nämlich vom Westen Arthiliens, den die zivilisierten Menschen beherrschten, hin zur unbezwungenen Wildnis des Ostens darstellte. Niemand hatte sie jemals geplant oder erdacht, und erst in den Jahren nach dem Fortgehen von Theron Goldklinge hatte sich an derStätte ihrer späteren Ausdehnung zunächst eine kleine Ansammlung von Häusern ergeben, die schließlich wie von selbst ein ausuferndes Wachstum erfuhr.
Die Fürsten Rhodrims, die stets weite, gräserne Fluren, die von schnellen Pferden beritten wurden, bevorzugten, hatten die Stadt zu keinem Zeitpunkt ihrer Geschichte geliebt und sie stets mit Missachtung gestraft. Damit besiegelten sie gleichermaßen, dass dieselbe eine ungute Entwicklung nahm und zusehends zu einem Auffanglager für Gestrandete, Arbeitsscheue und Gesetzlose verkam.
Man nannte Luth Golein daher auch die Stadt der Diebe.
Fürst Horbart, der Vater Tarabunts, wurde aufgrund seiner hingebungsvollen Bemühungen um die Zucht edler Pferde auch der Pferdefürst genannt. Aus dem Gestüt, das von ihm begründet wurde, entstammte auch die eindrucksvolle und in ganz Arthilien überlegene Rasse, von welcher Windspiel, das Pferd Arnhelms, der stolzeste Vertreter werden sollte.
Einen Großteil seiner Zeit verbrachte er im Nordosten des Landes, der Ostmark, wo uferlose Ebenen von besonders saftigen Gräsern bestanden waren. Dort lebten auch diejenigen seiner Bürger, die ihm von all seinen Untertanen die liebsten waren, denn diese gingen zumeist bäuerlichen Tätigkeiten nach und übten sich darüber hinaus in der Reiterei und auch der Waffenkunst. Im Gegensatz dazu verachtete er die immer größer werdende Stadt im Südosten seines Reiches so sehr, dass er im Jahre 2218 n. d. A. eine große Menge von Soldaten zusammenzog und diese in die Mauern, in denen sich das Zusammenleben bis dahin beinahe gänzlich ohne Aufsicht der Obrigkeit regelte, einmarschieren ließ. Was das Ergebnis jener Unternehmung anging, war er, der Luth Golein selbst niemals besucht hatte, auf das Schlimmste vorbereitet. Angesichts dessen jedoch, was ihm anschließend berichtet wurde, errötete sein von einem schwarzen Bart geprägtes Gesicht vor Zorn.
Die Kunde, die ihm seine Offiziere brachten, sprach von widerwärtigem Schmutz, ganz und gar unwürdigen Zuständen, in welcher die Menschen in der eng bebauten Stadt hausten, und von einer Subkultur der Dieberei, Gewalt und Erpressung, welche die wenigen ehrbaren Leute schikanierte. Die Rede war sogar
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