Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
ließ einen heftigen Stoß des heißen, weißlichen Dunstes aus ihren Nüstern verströmen. „Was ist mit dem Rest unserer Abmachung?“, fragte das Geschöpf schließlich und sah den Zerk-Gur mit zusammengekniffenen, vor Verschlagenheit funkelnden Augen an. „Du weißt, dass ich Rache begehre und Forderungen gestellt habe für die Unterstützung, die ich dir gewähre, und für die Duldung deiner Machtübernahme!“
„Ich habe nicht vergessen, was zwischen uns gesprochen wurde, und ich werde meinen Teil erfüllen!“, sagte Zarr Mudah. Er lächelte und nahm dabei beiläufig seinen knöchernen, mit einem violetten Onyx besetzten Stab hervor. Im gleichen Atemzug rückte er sich mit der linken Hand das Diadem mit dem Rubin, das seine Stirn zierte, zurecht. Dabei klapperten die Schrumpfköpfe, die er an einem langen Band um seinen Hals trug, hörbar. Die beiden Gesten wirkten gebieterisch und sollten wohl zu gleichen Teilen seine Glaubwürdigkeit und Macht unterstreichen. „Mein Anliegen ist es, die Menschen, die mir, als ich vor langer Zeit an der Seite meines Volkes nach Nordamar ziehen wollte, eine bittere Niederlage zufügten, in den Schmutz niederzuwerfen und außerdem die Elben, die mich in ihrer Überheblichkeit nicht unter ihresgleichen dulden mochten, vom Angesicht der hiesigen Länder zu beseitigen! Bei diesen Vorhaben sollst du mich unterstützen, wie auch bei der Sicherung des Reiches, welches ich anschließend unter meiner Krone und im Namen des Zweiten errichten werde! Die Hilfe des Menschen, der nunmehr als Schwarzer Gebieter bekannt ist und einst deinen Vater erschlug, benötige ich noch für kurze Zeit, denn im Kampf ist er ein mächtiger Verbündeter und außerdem hat er Einfluss auf die Fürstin Rhodrims und damit auf das gesamte Land! Sobald Lemuria aber gefallen und der Krieg beendet ist, sollst du deine Rache haben und den großen Theron Goldklinge mit deinem Feuer zu Asche verbrennen! Anschließend wird dir das Recht gegeben, dich im Milmondo Auron niederzulassen, wie es die Drachen seit ewiger Zeit schon begehren, und dort und über die umliegenden Länder zu herrschen, wie es dir beliebt!“
„Und ich will den Tod aller Zwerge, auch des letzten von Borgins Volk, denn sie haben meine Mutter auf ihrem Gewissen und werden büßen für ihre Gier, die sie so oft wider die Drachen und andere in den Krieg trieb!“ Das bizarre, eindrucksvolle Geschöpf, das halb Drache, halb Harpyie war, spie die letzteren Worte aus und ließ erkennen, welch immenser Hass in seiner Seele wohnte. Erst wenn er seine beiden Eltern gerächt hatte, die Armeen Tuors auch die Oberfläche Arthiliens beherrschten und er die Schätze des Goldenen Gebirges in seine Obhut genommen hatte, würde seine Wut gemildert werden und sich seine Laune ein wenig verbessern.
„So sei es!“, sagte der Schamane.
„Dann sind alle Worte gesprochen, Bündnispartner“, sagte Meloro. „Wir sehen uns nach Einbruch des Winters im Hort der Wesen, die unserem Ruf folgen und für uns in die Schlachtziehen werden. Mögen unsere Feinde vor dem Sturm, der sie am Tag der Wintersonnwende erwartet, erzittern!“
Die sehnigen Schwingen des Ungetüms knisterten, als sie zusammengefaltet wurden. Dann wurden sie mit zunehmender Geschwindigkeit geschlagen, sodass Staub und lose Blätter aufwirbelten und der Ork sich bemühen musste, nicht den Halt zu verlieren. In einer einzigen, überaus kraftvollen Bewegung stieß sich der Schwarze Drache anschließend ab und stieg zunächst senkrecht zum Himmel empor. Die Fülle des dunklen Leibes verfinsterte augenblicklich die Sonne und verwandelte sich beim Steigen in eine ungeahnte Eleganz. Dann schwang sich das Wesen in einer geflogenen Schleife in immer fernere Höhen hinauf, bis es zu einem undeutlichen Punkt vor dem Hintergrund der grauen Wolken verschwamm. Das unscharfe, schwarze Gebilde bewegte sich fortan gleichmäßig nach Westen in Richtung des Milmondo Mirnors und entschwand irgendwann den Blicken, die seinen Flug vom Uilas Rila aus verfolgten.
Zarr Mudah hingegen hatte keine Eile. Er ging zu der Stelle hin, an welche sich sein eingeschüchtertes Maultier vor dem riesigen Flugwesen geflüchtet hatte, und schaffte es, dieses innerhalb geringer Zeit zu beruhigen. Nachdem er auf dem Rücken des Tieres Platz genommen, dirigierte er es in Richtung des Pfades, der aus der in der Schlucht verborgenen Ebene hinausführte. Ein letztes Mal würde er das Rote Tal nunmehr verlassen.
Als er an dem versteinerten
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