Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
den Untergang unseres Stammes führen musste. Außerdem erwähnte sie gegenüber mir und meinen Geschwistern späterhin, dass sie nicht sicher sei, ob Illidor nicht irgendwann in der Zukunft noch eine hilfreiche Rolle für das Schicksal der Lindar zukommen würde.
Illidor erhielt von diesem Tage an, der als der bis dahin schwärzeste in die Geschichte unseres Volkes einging, den Beinamen Nachtbringer. Das Urteil, das man über ihn verhängte, bestand darin, dass er für die lange Zeitdauer von zweitausend Jahren verbannt und zur Verhinderung seiner vorzeitigen Rückkehr zugleich in Gefangenschaft gesetzt wurde. Zu diesem Zweck reisten drei unserer Stammesbrüder, die leider allesamt im Krieg gegen die Oger ihr Leben ließen, gemeinsam mit dem Verurteilten, den wir aufgrund seiner Gefährlichkeit in starke Fesseln legten, nach Orgard, um dort eine sichere, vor den Augen der Orks und anderer Wesen verborgene Bleibe für ihn zu suchen.“
„In das Orkland?“, fragte Ulven überrascht. „Wie um alles in der Welt kamt Ihr auf diese Idee?“
„Wir Elben waren immer schon ein erkundungsfreudiges und an der Welt, in der wir leben, interessiertes Volk, weshalb wir hin und wieder sogar den Pafa Sa Velarië, den Verbindungsweg zwischen den beiden Kontinenten, überquerten, wobei wir allerdings stets zurückhaltend und umsichtig zu Werke gingen und Kontakt mit anderen Völkern weitgehend vermieden. So wussten wir zu dieser Zeit bereits von einem Ort im Osten des südlichen Kontinents, an welchem sich inmitten einer Wüstenlandschaft einige Berge erheben, von denen einer ein mächtiger Vulkan ist, den wir Andoluín * nannten. Dort in einer Höhle, deren Eingang nicht leicht zu finden ist, liegt das Versteck, in dem Illidor gefesselt und dauerhaft schlafend auf den Augenblick wartet, an dem seine Schuld, soweit es uns Elben betrifft, abgegolten ist und der rechnerisch noch etwa vierhundert Jahre in der Zukunft liegt. Bewacht und versorgt wird er derweil von einer Kreatur, die Keluras, einer unserer Zauberkundigen, der die Expedition damals leitete, aus den Gebeinen des Gebirges erschuf. Es handelt sich der Erzählung nach um einen Golem, ein Gebilde aus Obsidian und Lehm und Ton, das mit künstlichem Leben versehen wurde und nach Ablauf der zweitausend Jahre wieder zerfallen soll, nachdem es die Ketten des Gefangenen zertrennt hat.“
Jabbath und die Rhodrim erschraken bei dem Gedanken an ein Wesen, das nicht aus Fleisch und Blut war und durch den bloßen Willen eines elbischen Zauberers geschaffen wurde. Selbst Dwari runzelte angesichts dieser Worte, die er noch einige Tage zuvor für Fantasterei gehalten hätte, die Stirn und fühlte ein unwohles Prickeln auf seiner rauen Haut. Wie mächtig musste das Volk der Elben tatsächlich sein, wenn diese zu solchen Werken wie Fínorgel oder einem Golem in der Lage waren! Und wie unerschütterlich musste ihre Moral geheißen werden, da sie einsolches Wissen nicht schon weitaus früher, in kriegerischer Absicht zur gezielten Vergrößerung ihres Wohlstandes etwa, eingesetzt hatten!
„Und diesen gemeinen Kerl wollt Ihr nun vorzeitig freilassen, obwohl Ihr nicht sicher sein könnt, dass er nicht ebenso wie zuvor sein Bruder Rache an Euch üben wird?“, fragte Marcius.
„Wir tragen die gleichen Bedenken wie Ihr, doch sehen wir keine andere Möglichkeit“, entgegnete Telorin.
„Demnach denkt Ihr, dass Illidor über den Tod seines Bruders so erzürnt sein wird, dass er seinem Mörder Rache schwören und mit Euch gegen den Vancor zu ziehen bereit sein wird“, schlussfolgerte Braccas. „Und wenn es jemanden gibt, der in der Lage ist, das Schwarze Schwert aus dem verzauberten Baum zu befreien, so sollte er es sein. Ein kluger Plan, der gleichwohl viele Unwägbarkeiten und Gefahren in sich birgt. Doch in den Stunden der größten Not bleibt dem Verzweifelten oftmals nichts anderes übrig, als mutig den Weg nach vorne zu suchen!
Was aber können wir Menschen tun, um Euch dabei zu helfen, dieses Unternehmen, das Euch bevorsteht, erfolgreich zu gestalten? Wie Ihr berichtet habt, befinden wir Rhodrim uns selbst in großen Nöten, wenn auch der Dämon zunächst gegen Euer Volk entsandt wurde. Und weiterhin gibt es nichts, was wir Euch über Orgard berichten könnten und was sich als neu und hilfreich für Euch erweisen könnte.“
„Wie ich bereits erzählte, befinden sich Keluras und die beiden anderen, die Illidor in die Verbannung führten, nicht mehr unter den Lebenden, sodass
Weitere Kostenlose Bücher