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Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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langes, pechschwarzes Haar lag wohlgeordnet an den Seiten seines Hauptes und in seinem Nacken und rahmte sein Gesicht, das selbst für einen seiner Art viel zu blass erschien. Seine Statur wirkte ähnlich zierlich und geschmeidig, wie es sich für einen Elben schickte. Jedoch blieb nicht verborgen, dass sein Körperbau, ebenso wie der Ausdruck seines ganzen Wesens, vor ausnehmender Kraft und unbeugsamer Wildheit erstrahlte. Sein Leib steckte in einer braunen Hose und einem fahl gewordenen, silbernen Wams und wurde eingehüllt von einem dunkelgrauen Umgang, der um seine Schultern und Hüften geschlungen war. Dünnledrige, braune Stiefel standen zwischen seinen beiden Füßen, und ein Schwert samt Scheide und Tragegurt lag rechts neben ihm.
    Eldorin, der Fürst der Lindar, fixierte das Antlitz seines regungslosen Stammesangehörigen nunmehr nachhaltig und atmete tiefer. Es war offensichtlich, dass er seine Konzentration für eine besondere Anstrengung sammelte.
    „Andoviel!“, sprach er schließlich in einem inbrünstigen, intonierenden Tonfall. „Ereyê, Illidor, peli Lindare, ereyê!“ *
    Für einige Augenblicke herrschte eine erwartungsvolle Anspannung. Als danach zunächst nichts weiter geschah, begannen einige der Anwesenden schon zu glauben, dass Eldorins Worte eine vergebliche Mühe gewesen wären. Möglicherweise – so dachten sie – war deren Adressat wider Erwarten längst dahingeschieden, obgleich sein unbewegter Leib vollkommen unversehrt wirkte und in keiner Weise Anzeichen von Todesmerkmalen aufwies. Oder aber Keluras’ uralter Bann mochte sich als zu mächtig erweisen und darum jeder Art von Gegenzauber widerstehen.
    Mit einem plötzlichen Ruck schlug Illidor die Augen auf.
    „Verdammt noch mal!“, entfuhr es Uchnoth, wobei der Ork einen erschrockenen Schritt rückwärts machte.
    Die anderen schauten wie gebannt auf den Körper des seit vielen Jahrhundert Gefangenen und beobachten, wie die verschiedenen Anzeichen von Leben allmählich in ihn zurückkehrten.
    Zunächst war der Daliegende sichtlich damit beschäftigt, seine Sehkraft wiederzufinden und sich durch die verschwommenen Schatten, die ihn wie graue Wolken belauerten, hindurch ein Bild seiner Umgebung zu verschaffen. Hierzu wendete er seinen Kopf langsam in beide Richtungen, bis er wieder geradewegs nach vorne schaute und die sechs Gestalten, die vor dem Fuß seines steinernen Bettes standen, aufmerksam begutachtete. Als sein Blick denjenigen Eldorins traf, spiegelte sich Erkennen in seinen immer noch glasigen Augen.
    Er hatte die Benommenheit, die er dem sechzehn Jahrhunderte währenden Schlaf zu verdanken hatte, noch längst nicht abgeschüttelt, als er nach einer Weile sich aufzusetzen versuchte.
    Marcius blickte daraufhin fragend zu seinen elbischen Freunden hin, so als wollte er vorschlagen, dem gerade Erweckten bei seinem Bemühen zu helfen. Gleichwohl hatte Eldorin keine Aufmerksamkeit für ihn, und Telorin verneinte, indem er geringfügig mit dem Kopf schüttelte.
    Nachdem sich sein Bewusstsein einigermaßen aufgeklart hatte, dauerte es noch einige Zeit, bis es dem jüngeren Bruder Furiors gelang, die Starrheit, die seinen Körper wie eine eherne Rüstung umklammerte, zu durchbrechen. Als erstes zog er danach sein Schuhwerk an, ehe er sich daran machte, die Bahre zu verlassen. Als er auf die Füße kam, erschien sein Stand vorläufig noch etwas unsicher, denn seine Knie wackelten und hatten die Tendenz seitlich wegzuknicken, doch irgendwie bekam er jene Schwierigkeiten recht schnell in den Griff.
    Der unbedingte Wille Illidor Nachtbringers hat nicht gelitten, dachte Telorin bei sich.
    Schließlich nahm der schwarzhaarige Elb seine Waffe, die man ihm für die lange Zeitdauer seiner Verbannung an seine Seite gegeben hatte, und gürtete sich damit, indem er den Gurt mit der Scheide geschwind um seine Hüfte schlang. Als er damit fertig war, besah er die Gefährten einen nach dem anderen von ihren Stiefeln bis zu ihren Haarspitzen. Zuletzt hielt er in seinem Tun vor dem Sohn der einstigen Fürstin Ganúviel inne und wartete augenscheinlich stumm darauf, dass man ihm gegenüber eine Erklärung abgab.
    Marcius versuchte, im Gesicht des Elben zu lesen, doch fand er weder Geringschätzung noch Neugierde noch anderweitige Regungen darin, sondern lediglich eine stumpfe Maske, welche nichts von den darunter wohnenden Gefühlen verriet. Der Verbannte, dessen Namen man unter den Lindar beinahe wie etwas Ansteckendes mied und dessen eine Tat

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