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Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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ewiger Dunkelheit daliegenden Kaverne, deren Decke so tief wie ein steinerner Himmel hing. Ihre Fackeln brannten noch immer hell, und der Geruch des Rauches mischte sich mit der Luft, die reichlich abgestanden war, denn der Raum war auch an seinem anderen Ende, welches nach Süden wies, mit einer Tür versiegelt und kannte keinen weiteren Einlass. Der Gestank nach modriger Feuchtigkeit war daher so durchdringend, dass er ihnen beinahe den Atem nahm.
    Ugluk bemerkte als erster, dass sich an den Wänden verteilt zahlreiche Fackeln befanden, die von schweren Eisenbeschlägen gehalten wurden. Es bereitete ihm Vergnügen, sich zu einigen von diesen aufzumachen und sie nacheinander zu entflammen.
    „Das sollte unseren Augen die Arbeit erleichtern“, sagte er daraufhin, um seinem Werk Nachdruck zu verleihen.
    Die Angehörigen der Gemeinschaft versuchten nun, mit ihren Blicken die Räumlichkeit zu durchmessen. Sie waren zu Gast in einer Höhle, die nicht sehr hoch, dafür aber wenigstens fünfundzwanzig Schritt lang und zwanzig Schritt breit war. Mit einer Mischung aus Bewunderung und Abgestoßenheit besahen sie die vorhandenen Säulen, die in schöner Regelmäßigkeit eine Art Ring bildeten und die niedrige Decke trugen. Einige derselben waren gewöhnliche, kreisrunde Pfeiler von einigem Durchmesser, andere aber hatte man in sicherlich aufwändiger Weise zu grotesken Statuen verformt. Die Gebilde erinnerten unweigerlich an furchtbare, böswillige Geschöpfe und wirkten so beängstigend lebendig, als wären sie zu Stein gewordene Lebewesen, die jeden Augenblick übellaunig aus ihrem Schlaf erwachen mochten.
    Dann erhaschten sie in einem in Schatten gehüllten Alkoven die Silhouette eines quaderförmigen Objektes, dessen Oberfläche gewunden und unregelmäßig war. Eldorin beschlich sogleich ein ungutes, tief in seinem Innern brennendes Gefühl, und er wusste, dass es Telorin und Nurofin ähnlich erging.
    Die Schatten der Vergangenheit flüsterten in der Dunkelheit. Wider seinen Willen kehrte der Fürst der Lindar gedanklich noch einmal dorthin zurück, wo sich der Mord ereignet hatte, dessen Zeuge er wie viele andere einst geworden war. Der Mantel von Schweigen und Vergessen, welcher vor vielen Jahrhunderten über jene, unter den Elben Arthiliens so einzigartig ruchlose Tat ausgebreitet worden war, lichtete sich. Es konnte keinen Zweifel mehr geben, an welchem Ort sie sich hier befanden.
    Dies war Dson Baldur, das Verlies, in welchem der Körper Illidor Nachtbringers auf seine Befreiung wartete.
    Die sechs gingen zu der nordöstlichen, links von ihnen liegenden Raumecke hinüber und erkannten im flackernden Feuerschein ihrer geschwenkten Fackeln, dass in eine dortige Nische ein rechteckiger Felsblock eingelassen war. Dessen Vorderseite war verziert mit einem winzigen, in den Stein gehauenen Engel. Das himmlische Wesen trug einen Stab in der Hand, der in eine sternengekrönte Spitze auslief. Die Gravur war erkennbar jünger und anders geartet als die bildhaften Darstellungen, die sie in dem vorangegangenen Tunnel gesichtet hatten, und überdies erkannten die Lindar jenes Symbol sogleich wieder, denn es war eines derjenigen Zeichen, welche ihr Stamm bei vielen Gelegenheiten verwendete. Auch Keluras der Zauberkundige hatte sich der Engelszeichnung sehr gerne bedient.
    Über den Felsblock hatte man locker ein graues Tuch gelegt. Dessen Wölbung verriet, dass sich darunter etwas befinden musste.
    „Ist das ... ein Sarg?“, fragte Marcius. Obwohl sie allein waren, war seine Stimme kaum mehr als ein zaghaftes Flüstern.
    „Kein Sarg, aber eine Bahre, deren Last den Schlaf der Sühne schläft“, antwortete Telorin.
    Der Atem der Gefährten ging merklich schneller, als Eldorin das Tuch ergriff, eine erschreckend gedehnt erscheinende Sekunde lang innehielt und es dann mit einem Ruck zur Seite zog.
    Zum Vorschein kam ein Elb, der wie ein selig Schlummernder mit geschlossenen Augen auf dem Rücken lag. Allerdings waren seine Arme auf eine seltsam künstlich anmutende Weise vor der Brust übereinander gelegt, was ihn wiederum mehr an einen frisch Verstorbenen erinnerte, dem man die letzte Ehre erwies. Auch war nicht zu erkennen, dass er Atem einsog, denn weder Brust noch Bauchdecke wölbten und senkten sich auch nur andeutungsweise.
    Ein ungebrochener Frieden ging von jener Person aus, obgleich dieser erzwungen wirkte und möglicherweise einer derjenigen war, denen ein besonders heftiger, unheilvoller Sturm nachfolgte.
    Illidors

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