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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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die irgendwann fallen muss angesichts einer Übermacht vor den Toren und der Tatsache, dass es keine Freunde und Verbündete mehr geben wird, die man um Hilfe ersuchen könnte.
    Das Heute wird sich von dem Morgen demnach auch in Euren Hallen, König Bragi Stahlhammer, so sehr unterscheiden, wie man es sich nur vorstellen kann. Denn wenn Lemuria und Aím Tinnod, die Heimat des Elbenvolkes, fallen sollten, wird keine Macht mehr verhindern, dass der Herr der Dunkelheit, der alles hasst, was der Eine erschuf, seinen Blick nach Osten richten und den Krieg hierher tragen wird.“
    Der ältere, rotbärtige Haudegen hatte leise und bedächtig gesprochen, und doch hallten seine Worte noch für eine Weile durch den weiten Raum. Danach herrschte für eine Zeitlang Stille, während der Rhodrim seine Stirn vor Anspannung noch mehr runzelte, als dies für gewöhnlich ohnehin der Fall war.
    „Der Krieg der Menschen ist nicht der Krieg der Zwerge!“, polterte Bolombur plötzlich. „Sollen Elben oder andere den Aufpasser für die Bedrohten und die Unterjochten dieser Welt spielen – wir Zwerge konzentrieren uns seit jeher auf unsere eigenen Belange und haben genug damit zu tun, in unseren Minen nach Gold und Diamanten zu schürfen und diese zu prächtigen Zeugnisse unserer überlegenen Handwerkskunst zu verarbeiten! Habt Ihr außerdem denn vergessen, dass die Elben einst Borgin getötet haben? Und wegen ihnen und wegen Menschen, die sich seit Jahrhunderten ebenso wenig um uns gekümmert haben wie wir um sie, sollen wir uns mit Drachen und Zauberern und Ghuls anlegen? Ihr müsst verrückt sein, mit einem solchen Anliegen hier vor den König zu treten!“ Der dicke Zwerg nahm bei seiner lauten Rede all seinen Mut und seine gesteigerte Wut zusammen und schlug zur Bekräftigung mit der Faust auf die schwere Tischplatte.
    „Wag’ es nicht, in Gegenwart des Königs die Beherrschung zu verlieren!“, sprach Bragi daraufhin, unerwartet laut und energisch. „Wenn jemand in diesem Thronsaal seine Stimme zu einem Brüllen und Drohen erhebt, dann bin ich das ganz allein, ebenso wie ganz allein ich entscheiden werde, was mein Volk auf das Ersuchen um Hilfe eines befreundeten Reiches antworten wird!“
    Bolombur sackte, überrascht und entsetzt ob dieser Rüge, tiefer in seinen Stuhl. Im Gegensatz dazu hatte sich Bragi kerzengerade aufgerichtet und wirkte über alle Maßen stattlich und strotzend vor Würde und Kraft. Für einige Augenblicke verharrten seine rauchgrauen Pupillen und glänzten kalt und leer. Dann aber flackerte durch einen neuerlichen Luftzug eine der auf dem Tisch befindlichen Kerzen auf, und wie als ob dies ein Zeichen gewesen wäre, schien das Eis in seinen Augen zu schmelzen. Plötzlich waren wieder Wärme und Schönheit darin zu erkennen, auch wenn diese nun von einer unbestimmten Traurigkeit getrübt wurden.
    „Geht jetzt alle außer Mellwin!“, sprach er schließlich. „Und dich, Dwari, lieber Vetter, erwarte ich morgen zum Mittagsmahl. Dann sollst du mir noch mehr erzählen von dem, was du erlebt und gesehen hast.“
    Dwari und sein menschlicher Gefährte verabschiedeten sich und gingen zum Tor zurück, welches hinaus in die Große Halle führte. Bolombur lief ein gutes Stück hinter ihnen her, wobei sein Zorn über die Maßregelung, die ihm widerfahren war, selbst aus der Ferne spürbar war. Möglicherweise beschlich ihn ebenso wie Braccas Rotbart das Gefühl, dass der König seine gewichtige Entscheidung bereits gefällt hatte. Gleichwohl blieb bis zu deren Verkündung lediglich abzuwarten und zu hoffen, dass sich die Ereignisse im Westen Arthiliens und in Orgard derweil nicht zum Schlechteren für die Sache der Kinder Aldus entwickelten.
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    * in der Gemeinsamen Sprache: zwergisch
dibil
– „Stein, Fels“, zwergisch
nâla
– „Engel, Engelswesen“, zwergisch
dibil-nâla
– „Engelsstein, Stein der Engel“

SECHSTES BUCH
    Erstes Kapitel: Auszug aus Zwergenauen
    Die Luft in der Kaschemme war von grauem Rauch geschwängert. Eine ganze Kompanie feurigen Atem speiender Drachen hätte die Sicht nicht dichter vernebeln können, wie Braccas fand. Da er allerdings bekanntlich selbst den Genuss getrockneten Pfeifenkrauts wohl zu schätzen wusste, konnte er sich schlecht darüber beklagen. Stattdessen zog er in kurzen Abständen an seiner eigenen, hölzernen Pfeife, stieß anschließend imposante Rauchkringel aus Mund und Nase und hielt sich dabei, wie zur Orientierung in dem herrschenden Lärm und Gedränge

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