Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)
Gier und Schnelligkeit den Mund mit Essbarem voll und schmatzten und brummten unaufhörlich dabei. Die geräuschvolle, für einen Menschen oder Elben sehr unappetitliche Art der Zwerge zu speisen, war weithin bekannt und hatte sich in den letzten Jahrhunderten nicht maßgeblich gewandelt.
Borhud-Âchbad
,
der Blaue Bart
, war der Name der Kaschemme. Sie bestand vorwiegend aus einer großen Halle mit einer niedrigen Decke, deren Großteil mit steinernen Tischen, Bänken und Hockern bestückt war. Dennoch war sie so vollbesetzt, dass ein wüstes Gedränge herrschte und die Zwerge beim Anheben ihrer Zinnkrüge regelmäßig mit ihren Ellbogen den jeweiligen Nachbar traktierten.
In der rechten Ecke befand sich der Tresen, hinter dem riesige Bierfässer lagerten und sich der Durchgang zur Küche anschloss. Ganz in seiner Nähe brannte über Schieferblöcken ein hohes Feuer, über dem Wildbret und Geflügel gebraten wurden. Die Spieße, auf denen das brutzelnde Fleisch steckte, wurden dabei die ganze Zeit über von Hand gedreht. Rauch, in dem unablässig Funken tanzten, stieg zu einem Loch in der Decke auf und verschwand dort, um sich über mehrere Schächte einen Ausgang aus dem Inneren des Berges zu suchen. Allerdings fiel er angesichts des Pfeifendunstes, der wie eine Gewitterwolke am Horizont in dichten Schwärmen unter der Decke hing, nicht wesentlich auf.
Zwei Zwerge, deren kurze Bärte sie als noch jüngeren Alters verrieten, hoben unter den Anfeuerungen der sie Umgebenden zu einem Lied an. Sie hatten sich etwa in der Mitte des Raumes auf ihre Sitzbank gestellt, während sich der eine von ihnen seine Pan-Flöte an die Lippen setzte und der andere mit dem Spielen seiner Fiedel begann. Die folgenden Laute reihten sich aneinander zu einer langsamen und schwermütigen Melodie, der eine tiefgründige Schönheit gleichwohl nicht abzusprechen war. Nachdem die ersten Takte verklungen waren, fiel die Mehrzahl der in der Schenke Anwesenden in das Lied mit ein und stimmte einen tiefen, rauen Gesang an. Die Zwerge sangen in der Gemeinsamen Sprache, welche sie bei den meisten Gelegenheiten gebrauchten, was man im Übrigen darauf zurückführte, dass sie bequemlich waren und ihre eigene kehlige Sprache selbst für ihre Zungen bisweilen zu mühevoll war. Bemerkenswert war auf jeden Fall, wie trefflich sich die zahlreichen unterschiedlichen Stimmen zu einem einheitlichen Chor vereinten und jeden Zuhörer in eine längst untergegangene Welt der Abenteuer, Drachen und Gefahren, der Suche nach Gold und Juwelen und Schätzen entführten. Das Gewölbe tief unter dem Goldenen Gebirge erklang auf diese Weise für einige Zeit von einem ausgelassenen Lachen und Singen.
Schließlich verstummte das Lied unter dem tosenden Beifall vieler Dutzend Zwerge.
„Denkst du, dass Mellwin sich für oder gegen unsere Sache ausspricht?“, fragte Braccas, der die Darbietung ebenso wie alle anderen genossen hatte. „Bragi scheint seinem Urteil einen großen Wert beizumessen.“
„Das ist richtig, und ebenfalls ist richtig, dass Mellwins Klugheit ebenso groß ist wie seine Erfahrung. Darum wird er dem König nicht leichtfertig zu etwas raten, während er sich andererseits weder von Bolombur noch von anderen beeinflussen lassen wird. Allein das Wohl Gâdad Kalûls, äh ... wie heißt das noch? ... Gâlad-Kalûms ist für ihn von Interesse! Schwere Wörter gibt es in unserer Sprache, fürwahr!“
Obgleich seine Aussprache immer verwaschener wurde, war Dwaris Bierlaune noch immer ungebrochen. Gerade setzte er zu einem neuerlichen, gurgelnden Zug aus seinem Krug an, als sich die Augen seines Gegenübers erschrocken weiteten.
„Vielleicht sollten wir besser nach Hause zu unseren Frauen gehen, Dwari!“, sagte Bloîn daraufhin mit einer plötzlichen Eindringlichkeit, wobei er das Wort
Frauen
besonders betonte.
„Ganz recht gesprochen!“, sagte Braccas, der den Hinweis sogleich verstand und die folgende Szene lieber aus einiger Entfernung betrachten wollte. „Leider verfüge ich bei Speis und Trank ohnehin nicht über das Stehvermögen der Zwerge. Ich werde mich darum zurückziehen. Es ist schon reichlich spät, und wir haben in den nächsten Tagen sicher noch genügend Zeit, solch ein nettes Beisammensein zu wiederholen. Gute Nacht Ihr beiden!“ Damit stand er auf und ging davon.
„Menschen!“, lachte Dwari und schüttelte den Kopf. „Und was unsere Frauen angeht, mein lieber Bloîn, so habe ich dir doch eben bereits gesagt, dass die Frau, die
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