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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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zur Verfügung gestellt.
    Trotzdem der weite, straßenartige Gang nur wenig benutzt war, herrschte auf ihm ein lautes, durcheinanderwogendes Getöse von zahlreichen zwergischen Stimmen, die aus denjenigen Unterkünften, deren Eingänge nicht dicht verschlossen waren, nach außen drangen. Für einen Bewohner einer der menschlichen Zivilisationen erschien es ungewohnt und unangenehm, auf diese Weise fremde Gespräche ohne eigenes Hinzutun mitzuverfolgen. Die Angehörigen des Volkes der Zwerge jedoch, die ihre Gemeinschaft mehr als ihre Privatsphäre schätzten – wenn auch nicht in dem Maße wie etwa Orks –, kümmerten sich nicht um solcherlei.
    Als er die metallene Tür zu seinem Gemach hinter sich zugezogen hatte, empfing ihn endlich Stille. Dwari hatte dafür Sorge getragen, dass seine Bleibe für die nächsten Tage recht annehmlich ausgestattet war und er sich darin wohlfühlen konnte, auch wenn der Raum letztendlich eine Höhle blieb, die fernab von Himmel, Sonne und Tageslicht tief unter hohem Fels vergraben war.
    Safranrote, gewebte Decken waren an den Wänden aufgehängt, und ein maisgelber Vorhang verbarg einen Alkoven, in den ein Bett eingelassen war. Zwar bestand dieses überwiegend aus Stein, was nicht wunderte, doch war es gut gedeckt und strahlte mit seinen reichlich vorhandenen Kissen und Schlafdecken Bequemlichkeit aus.
    Braccas entzündete die drei hochragenden, weißen Kerzen eines Kandelabers aus Zinn, der auf einer Kommode stand, und sah in den Metallspiegel, der nicht weit daneben an der Wand hing. Die Linien der Erschöpfung hatten sich tief und scharf in sein Gesicht gegraben. Da er außerdem noch immer die von dem Zwergenbier und dem üppigen Abendessen herrührende Benommenheit und Gliederschwere fühlte, ging er anschließend zu dem Waschbecken hinüber,neben dem sich ein großer Eimer mit Wasser und eine Schöpfkelle befanden. Als er die Flüssigkeit über seine rote Haartracht goss und das Wasser in dicken Fäden über seine Stirn herablief, verschaffte ihm die Kühle sogleich eine köstliche Linderung, und er fühlte sich etwas besser.
    Anschließend trocknete er seine durchnässten Strähnen mit einem Handtuch, kleidete sich in ein Schlafgewand, das ihm seine Gastgeber bereitgelegt hatten, und warf sich auf die weich gepolsterte Unterlage seines Bettes. Doch wo er gehofft hatte, endlich abschalten zu können und für eine Weile Entspannung und Vergessen zu finden, da kehrten seine Gedanken augenblicklich zu den Geschehnissen der letzten Monate, zu seiner jüngsten Reise und insbesondere zu demjenigen, was vor ihm und seinen Freunden lag, zurück.
    Welche Auswege würden ihm noch bleiben, wenn Bolombur und seinesgleichen, die das Schicksal ihres Volkes allein im Schürfen von Schätzen und dem Hüten ihres abgeschiedenen Reiches sahen, sich bei Bragi durchsetzen und die Zwerge den Menschen ihren Beistand versagen sollten? Was sollte aus Arnhelm und Rhodrim geschehen? An sein eigenes, ganz persönliches Ungemach dachte er dabei am allerwenigsten, obgleich man ihn immerhin dazu gezwungen hatte, wie ein räudiger Hund oder ein gedungener Pirat aus seinem Heimatland zu flüchten und er ohne fremde Unterstützung nicht darauf hoffen konnte, jemals zurückzukehren, ohne dass man ihn unverzüglich verhaften würde. Mit jedem Tag, an dem nichts geschah und keine Hilfe in dem Fürstentum eintraf, würden Dunkelheit und Verfall dort mehr an Macht gewinnen und sich in den Marken des einst stolzen und freien Landes wie ein übles, unaufhaltsames Krankheitsgeschwür ausbreiten.
    Der rotbärtige Mann, der von ganzen Generationen von Menschen für sein scheinbar unerschöpfliches Maß an Wagemut, Unerschrockenheit und Kraft bewundert und beneidet wurde, fühlte sich erstmals in seinem Leben hilflos oder wenigstens sehr auf fremde Hilfe angewiesen. Dennoch, so schwor er sich, würde er – solange noch Blut in seinem gealterten Körper wallte – nicht ruhen, ehe er sein Letztes versucht haben würde, um dazu beizutragen, Frieden und Ordnung wieder herzustellen in Arthilien, dessen Weiten er so sehr liebte und die sich ihm gegenüber stets wohlgesonnen gezeigt hatten.
    Dann fiel er endlich in einen Schlummer, und allein dem Genuss des schwarzen Zwergenbieres war es wohl zu verdanken, dass seine grüblerische Natur ihn nicht die ganze Nacht über wachen ließ.
    *
    Das Warten auf die Entscheidung des Königs gestaltete sich noch zäher und unerträglicher, als es Braccas für möglich gehalten hatte. Und

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