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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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diejenigen eines Schneiders, Töpfers, Schuhmachers, Messerwetzers oder eines Barbiers, was unter den Zwergen im Übrigen als hohe Kunst galt. Überaus beeindruckend war bereits allein die Architektur jenes geschäftigen Viertels, welches in einem weitläufigen Höhlensystem errichtet worden war und für dessen Ausbau und Verschönerung man weder Kosten noch Mühen gescheut hatte. So führte die Straße, die an manchen Stellen aufwändig bemalt oder behauen war oder durch mehrfarbige Steinpflaster hervorgehoben wurde, mancherorts durch Bogen, die gemeißelt waren wie leibhaftige Bäume, sodass einem das Gefühl überkam, in einem versteinerten Wald oder in einer der prunkvollen Alleen Pír Cirvens oder Engat Lums zu wandern. Zuweilen ging der massive Untergrund in mächtige Brücken über, die von riesigen Steinpfeilern geschultert wurden und über gähnende Schluchten, Krater und ganze Gebirgstäler hinwegführten. Quellen und Wasserläufe sprudelten bei diesen Gelegenheiten häufig aus den felsernen Wänden und gluckerten unter den Übergängen dahin. Auch gab es Bäche und Flüsse, die von den Zwergen als Wasserstraßen benutzt wurden, denn man konnte von der immerzu hochliegenden LumûrMarkazil aus sehen, dass deren schattigen Oberflächen Fässer und Flöße mit Waren oder auch bemannte Bote von einem Ufer zum nächsten trugen. Noch tiefer in der Erde nämlich befanden sich die Minen und Werkstätten, und so unwegsam und beschwerlich waren diese oftmals zu erreichen, dass die Kirin Dor sehr einfallsreich waren, was den Transport ihrer aus dem Fleisch des Milmondo Aurons gewonnenen Kostbarkeiten anbelangte.
    „Ihr seid nicht müßig gewesen seit meinem letzten Besuch, wie ich sehe. Der Fleiß einer ganzen Kolonie Ameisen, die bekanntlich geschäftige Tiere sind, ist fürwahr nichts gegen den Ehrgeiz, den Ihr Zwerge bei Euren Arbeiten aufbringt“, sagte Braccas, als er an der Brüstung eines der größten und längsten der Steige lehnte und eine weite Klamm überblickte. Leuchtende Barinsteine und feine goldene Äderungen erhellten das Dunkel unter ihren Füßen und schufen eine Atmosphäre, die ein wenig an eine sternenklare Nacht erinnerte, die man an einem besonderen Ort zu einer besonderen Zeit erschaute. Wahrhaftig wirkten die Scharen rastlos umhereilender Zwerge, die fortwährend damit beschäftigt waren, unzählige Waren und Werke zu fertigen, anzupreisen oder zu besehen, wie das Gewimmel von Ameisen, Arbeitsbienen oder anderen außerordentlich tüchtigen Wesen, die inmitten des unbezwingbaren Felses verkehrten.
    Bloîn nickte, und von seiner Miene war eine nicht unwesentliche Portion Stolz abzulesen.
    „Ich persönlich habe nichts gegen einen Vergleich mit Ameisen, denn sicherlich schuften sie ähnlich hart wie wir und schultern dabei Gegenstände, die weitaus größer und schwerer sind als sie, was ich bemerkenswert finde. Davon abgesehen sollten wir zurückgehen und uns um ein gutes Abendessen kümmern. Morgen ist übrigens auch meine Arbeit den ganzen Tag über gefragt, doch ich hoffe, dass Dwari bis dorthin bei Freina ausreichend Abbitte geleistet hat und dir dann als Führer und Gesellschaft zur Verfügung steht, Freund Rotbart.“
    „Das wollen wir für ihn hoffen“, erwiderte Braccas ebenso schmunzelnd wie sein zwergischer Begleiter. „Doch sorge dich nicht um mich; ich komme schon zurecht, solange mir der Tabak nicht ausgeht und ich weiß, wo ich meinen Bierkrug auffüllen lassen kann, wenn mich der Durst quält.“
    Tatsächlich hatte es Dwari während der vorangegangenen beiden Tage geschafft, die Wut seiner Freundin abzukühlen. Allerdings verbot seine anfangs immer noch angespannte Stimmung jegliche Nachfrage zu diesem Thema, was Braccas, den der Zwerg frühmorgens in seiner Wohnhöhle aufsuchte, auch beherzigte.
    „Mir steht heute der Sinn nach einer ausgedehnten Wanderung durch mein Land, denn ich war schließlich lange nicht mehr hier und weiß nicht, ob es nicht schon in wenigen Tagen wiederum aufzubrechen gilt. Was hältst du davon, wenn ich dir einige Orte zeige, die du in Zwergenauen noch niemals zuvor gesichtet hast, alter Freund?“, sagte Dwari, als sie an dem kleinen Tisch in dem Raum, der dem Menschen als Bleibe diente, beisammen saßen.
    Der ältere Rhodrim hatte sogleich den Eindruck, dass die beiden Tage, während denen Freina seinen Gefährten nicht aus den Augen gelassen hatte, an seiner plötzlichen Rastlosigkeit nicht schuldlos waren. Immerhin hatte sein Zwergenfreund

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