Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)
während den letzten Wochen ständig davon geschwärmt, sich nach seiner Heimkehr vorerst ausschließlich dem Schlemmen, Schmauchen und Schwatzen hingeben und dabei die Beine hochzulegen zu wollen. Gleichwohl, da seine eigene Neugierde und Wissbegierde stets am Flammen waren und er das untätige Warten auf Bragis Entscheidung ohnehin kaum noch ertragen konnte, sagte er freudig zu.
Ihr Weg führte die beiden ungleich anzusehenden Freunde zunächst durch die Ploîn-Kalûm und anschließend nach Westen in diejenige Richtung, aus der sie das Reich zuvor betreten hatten. Für eine lange Zeit passierten sie die sich scheinbar endlos nach unten dehnende, exakt dreihundertdreiunddreißig Stufen zählende Treppe, und Braccas musste missmutig daran denken, dass sie dieselbe am Abend wieder nach oben begehen mussten. Doch es half nichts, denn die Orte, an welche Dwari ihn zu führen gedachte, kannten keine anderen Pfade dahin.
Bereits an dem ersten Kreuzweg, an den sie gelangten, verließen sie den geraden Gang zur großen Eingangspforte hin und schritten stattdessen nach rechts in einen zunächst vollends schwarzen Tunnel hinein. Auf eine Beleuchtung hatten die Zwerge an dieser Stelle aus gutem Grund verzichtet, denn dieser Weg führte in die Minen und Werkstätten, wo der Ursprung ihres Reichtums verborgen war und stets zahllose Angehörige ihres Volkes unter Tage ihre Arbeit verrichteten. Für einen Feind, der das Tor überwunden hatte, stellten diese Bereiche daher zweifellos lohnende Angriffsziele dar, sodass man nichts hinzutun wollte, um auf jenen Teil des unterirdischen Reiches aufmerksam zu machen. Auf diese Weise stellten die zahlreichen, oftmals völlig gleich aussehenden Abzweigungen und Schächte, die in der kaum zu durchdringenden Dunkelheit nicht selten in Irrwege und Fallen führten, neben den starken Befestigungsanlagen und der Wehrhaftigkeit der Zwergenkrieger eine dritte Sicherheit gegen mögliche Angreifer dar.
Der Weg begann sanft, aber stetig in die Dunkelheit abzufallen. Als sie die ersten Kehren hinter sich gelassen hatten und die Helligkeit, die ihnen von dem Hauptgang aus, den sie zuvor verlassen hatte, nachfolgte, immer schwächer wurde und beinahe am Erlischen war, säumten gerade rechtzeitig Laternen mit dicken, besonders lang brennenden Kerzen die nackten Steinwände. Jeweils zwei von ihnen hingen einander gegenüber und warfen einen Korridor aus Licht, der sich erst nach vielen Schritt in der Schwärze verlor und sogleich vom Schein weiterer Leuchten abgelöst wurde. Auf diese Weise wurde ihnen Sicht gewährt, und sie kamen gut voran.
Für Braccas, der seinem Freund in engem Abstand folgte, bestand die einzige Schwierigkeit darin, dass er sich an manchen Stellen bücken musste, da die von Flechten und Pilzen überwucherte Decke zuweilen tief herabkam und gerade für einen Zwerg oder ein Menschenkind zum aufrechten Passieren geeignet war. Im Übrigen ließ sich nur schwerlich sagen, welcher der zahlreichen, sich kreuzenden oder voneinander abzweigenden Pfade natürlichen Ursprungs war und welcher von den Bewohnern Zwergenauens in mühseliger, jahrhundertelanger Arbeit eigens gegraben wurde. Auf jeden Fall hatten Wasserläufe und Erosionen in Verbindung mit dem Bergbau der Zwerge in den Tiefen des Milmondo Aurons ein Labyrinth aus Tunneln und Kammern geschaffen, das so gewaltig und weitläufig war, dass es kaum ein Wesen gab, das über die Gesamtheit all jener Wege und Hohlräume Bescheid wusste. Der rotbärtige Abenteuer fand es sehr interessant, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, und regelmäßig befragte er Dwari über verschiedene Dinge, der ihm gerne über alle Einzelheiten, die er zu sagen wusste, Auskunft gab.
Irgendwann verlief der Gang über eine längere Strecke ebenerdig und wurde höher und breiter. Die Wände wurden nun zusätzlich von mehreren Fackeln erhellt und ließen prächtige, von Zwergenhand geschaffene Mosaike, Edelsteinen in einer dämmerigen Schatzhöhle gleich, ein sattes Funkeln verströmen. Gleichzeitig rollte ein andauerndes Dröhnen den Stollen entlang, was darauf hinwies, dass man sich verschiedenen Stätten schwerer Arbeit näherte.
Braccas und Dwari schritten als nächstes durch eine große Kaverne hindurch, an deren linken, steinernen Rand ein Bach murmelnd durch eine felsige Rinne floss. An der rechten Flanke des Raumes hingegen zeigte sich in der Höhe eine Empore, die durch zwei schmale, hinter Säulen versteckte Wendeltreppen zu erklimmen war. Dort
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