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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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nächstgelegenen hohen Berghöcker ein, und gleichzeitig verebbte auch das Kreischen der Vögel. Stille legte sich wieder über die Landschaft, und alle sahen, dass es mittlerweile Nacht geworden war. Einige legten sich darum sofortig zur Ruhe, doch die meisten der Zwerge gedachten der Worte des sprachgewandten Tieres und träumten anschließend von vergangenen oder fernen Zeitaltern sowie von großen Gefahren, deren Schrecken aus unerfindlichen Gründen nunmehr geringer geworden war.
    Es gab wenig Sonnenschein an diesem Tag, an dem das nicht ganz viertausend Kopf zählende Heer aus Menschen und Zwergen den verbleibenden Weg hin zur Hauptstadt des rhodrimischen Reiches auf sich nahm. Gegen Mittag, als die Sonne in ihrem Rücken in einem blassen Gelb erstrahlte und den höchsten Punkt des Himmels erklommen hatte, erreichten sie den Eingang in die weite Schlucht, welche als die Fürstenklamm bezeichnet wurde. Sie stiegen durch das Bett des längst ausgetrockneten Baches, der den geräumigen Einschnitt in früheren Zeiten durchflossen hatte, in die erhöhte Ebene empor und sahen sich eingekesselt von unsagbar hohen und steilen Armen des Gebirges, welche zugleich dessen südlichen Ausläufer darstellten. Alle der Rhodrim waren mittlerweile aus ihren Reitsitzen gestiegen, und die Stiefel der vielen schwerbewaffneten Krieger verursachten laute, klackende Geräusche auf dem steinernen Untergrund des Plateaus.
    Dann, als sie den Bereich zwischen den hufeisenförmigen Berghängen, der zu jeder Stunde des Tages in lange Schatten gehüllt war, zum größten Teil durchschritten hatten, erblickten sie vor sich in beträchtlicher Höhe die Wehrmauer der Feste, die einstmals die Kirin Dor aus dem nackten Fels geschlagen hatten. Unweigerlich erstarrten die Bewohner Zwergenauens für eine Weile und betrachteten wortlos staunend das Werk ihrer Väter, welchem ihr Volk vor vielen Jahrhunderten den Rücken gekehrt hatte. Wie schwer nur musste ihren Vorfahren der Abschied von solch einem atemberaubenden Ort wohl gefallen sein!
    „Diese Pfade, die Ihr an der Bergflanke zur Linken und zur Rechten seht, sind die beiden einzigen Wege, die Feste zu erreichen“, sagte Braccas zu Bragi, Dwari und einigen anderen. „Dirath Lum gilt als uneinnehmbar, und selbst Menschen wie ich, die die Stadt schon seit langem bewohnen und die meisten ihrer geheimen Winkel und Zugänge kennen, können nicht sagen, auf welche Weise wir uns wohl am besten annähern sollten, worauf wir im Übrigen kaum hoffen können. Tatsächlich gibt es keine andere Möglichkeit, als unter schwerem Schutz hinauf zu den beiden Toren zu drängen und darauf zu vertrauen, dass unser Atem sich als länger erweist als derjenige des Feindes.“
    „Aber solch eine Vorgehensweise wird große Verluste fordern“, sagte Bloîn, der zwischen Dwari und Bolombur hindurchschielte. „Selbst wenn diejenigen, die den Wall und die Burg besetzt halten, uns an Zahl weit unterlegen sein sollten, können sie uns mit ein wenig Geschick dennoch leicht in Schach halten.“
    „Es wäre Wahnsinn, dies zu versuchen!“, stimmte der dickbäuchige Bolombur rechthaberisch zu. „Niemand vermag, eine Zwergenfestung einzunehmen, und die Friede ist zweifellos eine der gelungensten Arbeiten unseres Volkes!“
    „Gerade aus diesem Grund fällt uns auch eine gewisse Verantwortung zu, was dies betrifft, oder kannst du etwa den Gedanken ertragen, dass sich in dem Heim unserer stolzen Ahnen Verräter, Ghuls und andere Scheusale breitgemacht haben? Wer sonst außer uns Zwergen sollte demnach in der Lage sein, solchem Treiben Einhalt zu gebieten und die alte Festung Bergfried wieder einer ehrbaren Verwendung oder aber dem Zerfall, wenn die Not dies erfordert, zuzuführen?“, meinte Bragi Stahlhammer, und viele nickten zustimmend, während kein einziger widersprach.
    Von Boldred, der kurzzeitig der oberste Heeresführer der rhodrimischen Streitmacht und nunmehr seit einigen Tagen ihr Gefangener war, hatten sie in der Zwischenzeit einiges Wissen über ihre Widersacher erhalten. Diese Neuigkeiten hatten es einerseits an sich, eine beunruhigende Wirkung auszuüben, andererseits mochten sie ihnen jedoch zu einem bedeutsamen Vorteil gereichen. Seinen Worten zufolge hatte sich die Fürstin verändert schon seit geraumer Zeit und war schweigsamer und nachdenklicher geworden. Während sie ihre Augen zuvor lediglich auf die Angelegenheiten und das Wohl ihres Volkes gerichtet hielt, so hing sie jüngst vermehrt eigenen

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