Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)
Sekunde, ehe das Gewitter losbricht.
„Finde deinen Weg, und rette Arthilien vor dem Bösen, mein Sohn ..., verzeih mir ...“, stammelte die Sterbende zuletzt, ehe ihre schöne elbische Stimme endgültig verklang.
In diesem Augenblick, da er die Gewissheit besaß, dass seine Mutter von dem Feind hinterrücks gemordet worden war, schmolz das Eis, das seine Seele zusammenschnürte und lähmte, im Feuer der Wut, die in ihm aufloderte wie ein Flächenbrand in einem heißen Sommer. Es wareine wilder, alles verzehrender Zorn, und er wusste, dass diesem niemals Einhalt geboten werden konnte, bis er jeden, der für sein erlittenes Unheil verantwortlich war, zur Rechenschaft gezogen hatte.
Der Rhodrim löste den Speer aus dem Leib der toten Fürstin und bettete sie fürsorglich auf den öden Steinboden. Dann nahm er das Schwert seines Vaters neuerlich auf und schritt damit durch die offene Tür seines Verlieses nach draußen in das große Gewölbe hinein, wo ihn seine beiden Gegner bereits kampfbereit erwarteten.
Die Crefilim fletschten die langen Reißzähne, die sie besaßen, spannten ihr sehniges Muskelfleisch an und teilten sich klug in dem Raum auf, sodass sie den Menschen von zwei Seiten aus attackieren konnten. Die eine der scheußlichen Gestalten mit den insektenartigen Köpfen hielt eine Art Hellebarde, die an beiden Schaftenden mit scharfen Klingenblättern und Stoßdorn versehen war, in den sechsgliedrigen Händen. Die andere hingegen stand nunmehr mit zwei Säbeln bewaffnet da, nachdem sie zuvor ihren Speer als Wurfgeschoss gebraucht hatte. Boshaft und begierig nach weiterem Blut musterten die beiden ihr vermeintliches Opfer mit ihren großen, in tiefen Höhlen sitzenden Facettenaugen.
Der Rhodrim kümmerte sich herzlich wenig um die Taktik, derer sich seine Feinde bedienten, sondern sprang nach vorne, um seinerseits zu einem Angriffswirbel überzugehen. Mit einer Unbarmherzigkeit, die er sich bislang noch niemals in seinem Leben zueigen gemacht hatte, drängte er seine Widersacher zurück, trieb sie zusehends in die Enge und vollführte eine an Intensität nicht nachlassende, gar unwiderstehliche Symphonie aus Hieben und Stichen.
Die beiden großgewachsenen Ghuls hatten sich das Gefecht wahrlich einfacher vorgestellt, und so wurden sie von der Gewalt des Menschen, die wie ein Sturm aus einem uralten vulkanischen Feuer über sie kam, in hohem Maße überrascht und rasch in größte Bedrängnis gebracht. Ihr Plan, den gegnerischen Kämpfer stetig von hinten zu attackieren und sich jede Blöße, die er offenbarte, sogleich zu Nutze zu machen, schlug fehl, denn tatsächlich blieben sie andauernd in die Defensive gezwungen und hatten ihre liebe Mühe damit, ihre Unversehrtheit durch Parieren, Ducken und Flüchten so lange wie möglich zu erhalten. Gleich, wo innerhalb des Gewölbes sie sich auch hinbewegten, und obwohl sie selbst die großen, wie Fangzähne aus dem Boden ragenden Stalagmiten als Deckung nutzten – der blondhaarige Kämpe war bereits dort und deckte sie mit einem Hagel aus Schlägen ein, die wie ein stählernes Regentrommeln daherkamen. Gleichermaßen landeten die wenigen, unsagbar langsam und halbherzig wirkenden Angriffsaktionen, die sie selbst ausführten, weit außerhalb des Trefferbereichs, den zu finden sie beabsichtigt hatten, sodass es ihren Mut und ihre Kraft stetig verzehrte.
Als Arnhelm bemerkte, dass er nach der Untätigkeit und der mageren Kost der letzten Wochen und seiner noch nicht allzu lange überstandenen schweren Verwundung durch Fínorgel mit seinen Kraftreserven haushalten musste und er sich reichlich genug nach Herzenslaune ausgetobt hatte, entschloss er sich, dem Spiel ein Ende zu bereiten. Er wich einem ungeschickt geführten, weiten seitlichen Streich des Crefilim, der die Hellebarde mit den doppelseitigen Klingenblättern führte, aus, hüpfte anschließend nahe an den Gegner heran und durchbohrte ihn ohne Mühe geradewegs durch die Brust. Blut schoss wie ein grüner Schrei aus der Wunde, als er sein Schwert wieder aus dem eisenverstärkten, jedoch nicht sonderlich wirkungsvollen Harnisch herauszog. Die Kreatur schrie laut auf mit einer grellen Stimme und begann, noch immer stehend, stark zu erzittern, wie ein Kranker, der von einem hohen Fieber geschüttelt wurde. Mit einer Mischung aus Abscheu und Befriedigung betrachtete der Mensch, wie der Getroffene auf die ihm eigene Art seinen Lebensodem versiegen ließ und dann in aller Plötzlichkeit in sich zusammensackte.
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