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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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doch hatten diese sich mitnichten zu einem gezielten Widerstand formiert, sondern befanden sich auf einer heillosen, orientierungslosen Flucht und rannten beinahe willig in die Schwerter und Äxte der Belagerer hinein.
    Dann erkannten Braccas, Ulmer, Bragi, Dwari und die anderen, von welcher Seite aus ihnen Hilfe widerfahren war und wem sie ihre Rettung vor der nahen Niederlage zu verdanken hatten. Es waren mehr als ein Dutzend Bergriesen, viele Schritt hohe, überwiegend aus felsernen Leibern bestehende Lebewesen, die eine unbarmherzige Jagd auf die schwarzen, scheußlich anzusehenden Kreaturen, welche die hochliegende Bastion besetzt hielten, vollführten. Über dem Haupt des größten und sichtlich ältesten von ihnen flatterte derweil ein weißer, gelb gemusterter Falter, ein Schmetterling von einer gar überwältigenden, schimmernden Pracht. Hinter seinem zarten, zerbrechlich anmutenden Körper zog das wunderschöne Tier einen Lichtschweif wie einen goldenen Dunst her.
    Die einstmals so unüberschaubare Zahl der Ghuls und Crefilim hatte bereits beträchtlich abgenommen. Jämmerlich wehklagend, stoben diejenigen von ihnen, die noch lebendig und bewegungsfähig waren, über den großen zentralen Platz der Siedlung in alle möglichen Richtungen davon, in der geringen Hoffnung, auf irgendeine Weise ihr Leben über jenen Tag hinaus zu retten. Die meisten ihrer Artgenossen lagen hingegen, von den schweren Gliedmaßen ihrer Häscher oder von umherschwirrenden Felsbrocken erschlagen oder wie Fliegen zermalmt, umher. Nur sehr wenige hatten vermutlich so viel Glück besessen, dass sie auf den unbekannten Pfaden durch das Gebirge, die sie zuvor bei ihrem unbemerkten Einmarsch in die Menschenstadt genommen hatten, vor der Treibjagd hatten entfliehen können.
    Auch einige Menschen, die Imalra als Diener oder Wachen bis zuletzt die Treue gehalten hatten, kamen aus den verschiedenen Gebäuden heraus geeilt, da sie sich selbst in deren Schutz nicht mehr sicher fühlten. Die menschlichen und zwergischen Soldaten, welche das andauernde, unaufhaltsame Zerstörungswerk von ihrer Position nahe bei den Stadttoren aus besahen, nahmen die Flüchtenden bereitwillig in Empfang und suchten, den Verletzten Hilfe zu leisten. Auch stellten sie einige Frage nach der Fürstin und ihrem Sohn, doch war trotz des guten Willens, den die verbliebenen Bewohner Dirath Lums offenbarten, niemand in der Lage, ihnen darüber Auskunft zu geben.
    Mehrere Gerölllawinen kamen die südliche Flanke des Milmondo Mirnors hinab, und eines der den Hauptplatz säumenden Häuser nach dem anderen stürzte ein oder wurde durch den mächtigen Steinschlag wenigstens schwer beschädigt und bis zur Unbewohnbarkeit mitgenommen. Schließlich blieb auch der zentrale Bau der Festung, der so stattliche und prunkvolle Fürstenpalast, nicht länger verschont, denn eine Welle der Erschütterung rollte durch seine Grundfeste, was ein bedrohliches Rumoren und eine ganze Reihe von sich in seiner Nähe auftuenden Verwerfungslinien wie bei einem Erdbeben zur Folge hatte.
    Dann begann das Herrenhaus, sich in seine Bestandteile aufzulösen. Der westliche Turm, welcher Imalra als Ort ihrer privaten Gemächer gedient hatte, brach entzwei wie ein morsches Stück Holz in einem Herbstwind, stürzte auf das leicht gewölbte Dach des mittleren Flügels und riss einen weiten Krater hinein. Anschließend geschah ein ohrenbetäubendes Krachen, und der Rest des Bauwerks zerbarst und fiel binnen kürzester Zeit in sich zusammen, wie ein vom Atmen eines spielenden Kindes umgepustetes Kartenhaus. Ganz zuoberst des weitverteilten Schutthaufens, der sich daraufhin auftürmte und viel Boden unter sich begrub, landete unter anderem diemarmorne Kuppel, welche einstmals der Blickfang des Palastes gewesen war und an jedem seiner friedlichen Abend wie ein rotfunkelndes Leuchtfeuer gestrahlt hatte.
    Das Treiben hatte geendet. Es gab keine Ghuls oder andere Feinde mehr, welche die Bergriesen noch hätten bekämpfen und jagen können, und so hielten sie inne und besahen zufrieden das Ergebnis ihrer Bemühungen. Nun, da ihr Zorn verraucht war, kehrten sie allzu gern zu ihrer naturgegebenen Behäbigkeit und Gemütlichkeit zurück.
    „Es gibt keine Lebewesen, die von Grunde auf unsere Feinde wären“, sagte derjenige der Giganten, auf dessen mit Gras und Gestrüpp bewachsenem Haupt sich der hell schimmernde Falter niedergelassen hatte, in einem murmelnden Ton. Dabei trat er näher an die Streiter heran, die zur

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