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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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aber handelte es sich um eine wahrhaftige, wennauch besondere Pflanze, die ihre für gewöhnlich glatte Seite derart zusammengefaltet hatte, dass diese eine bequeme Sitzschale ergab. Der Blick der Elbin war ernst und fürsorglich und wies eine Milde auf, die sich in diesen Tagen mit tiefer Sorge vermischt hatte. So zierlich und schmal ihr Äußeres, das in ein dunkelgrünes, mit glitzernden Silberfäden und schneeweißen Schmuckborten verschönertes Gewand gehüllt war, auch wirkte, so stark in ihrem Willen schien sie in Wahrheit zu sein. Mit ihrem wallenden Haar, von welchem jede einzelne kastanienbraune Strähne vollkommen in Glanz und Formung war, und ihren Augen, welche die Farbe hellen Bernsteins hatten, erschien sie schön und großherzig und dennoch kühl wie ein bleicher Morgen im Frühling, denn so sehr entrückten sie ihre innere Einkehr, die sie pflegte, und ihr Mitgefühl von der Welt der gewöhnlichen Bewohner Mundas.
    „Lasst Euch nieder in meinem Heim, und hört, was ich Euch zu sagen habe“, bemerkte sie, nachdem die beiden Rhodrim sich lange verneigt hatten und ansonsten keine passenden Worte fanden.
    Auf ihre unausgesprochene Aufforderung hin richteten sich unversehens drei weitere der enormen Lindenblätter, die bislang in dem Raum verteilt dalagen, mit ihrer spitzen Seite auf, krümmten sich ein Stück zusammen und bildeten ebenfalls Sitzgelegenheiten, die es in ihrer Annehmlichkeit mit den weichsten Sesseln, die den Fürsten der Menschen vorbehalten waren, aufzunehmen vermochten. Nachdem Tulorin, spielerisch erscheinend, in einen der Sitze gehüpft war, überwanden auch Ulven und Marcius ihre Zurückhaltung und ließen sich schließlich auf den beiden ihnen vorbehaltenen Plätzen nieder. Die Blätter fühlten sich, wie sie staunend feststellten, so weich wie Daunen und so warm wie Lammfell an, sodass sie sich sogleich vorstellen mochten, diese Bequemlichkeit noch eine ganze Weile zu genießen.
    „Wir sind an diesem Ort an der nördlichen Grenze Aím Tinnods“, fuhr ihre elbische Gastgeberin fort. „Unmittelbar hinter den Dickichten, die ihr draußen gesehen habt, wachsen die ersten hohen Tannen, die uns Elben zwar respektieren, jedoch nicht an unserer Freundschaft interessiert sind und manchem ahnungslosen Wanderer schon mehr oder weniger unerfreulich begegnetsind. Und eben hier, auch wenn Ihr nichts dergleichen vernehmen solltet, kann ich nicht umhin, zu verkennen, dass sich von Norden her eine Dunkelheit nähert, die rasch herbeifliegt und den Saum des Ered Fuíls schon erreicht hat. Noch widerstehen dieses einzigartige Land und die vielen Zauber, die darin wohnen, dem Winter und dem Bösen, welches dieser mit sich bringt, doch wird es nicht mehr lange dauern, bis kein einziges Fleckchen Erde in Arthilien von Krieg und Schuld verschont sein wird. Die Bäume mögen letztendlich unsere Verbündeten sein, wenn wir Elben die Harpyien und die anderen Kreaturen Utgorths hier erwarten sollten, doch werden auch sie dem Feuer des Schwarzen Drachen und dem wütenden, nicht endenden Ansturm, der uns bevorsteht, nicht ewig gewachsen sein.“
    An dieser Stelle legte sie die Misteln beiseite, fasste in eine Tasche in ihrem Kleid und nahm daraus eine Halskette vor, die sie sich anschließend anlegte. Daran befestigt war ein Lapislazuli, dessen bläulich-violettes Leuchten so intensiv war, als wohnten ihm die Kräfte mehrerer Sonnen inne, die verborgen unter den Weltmeeren wohnten und von dort aus ihre Strahlen in alle Winkel Mundas entsandten. Es war somit das zweite Mal, dass die Rhodrim jenem Stein Aldus gewahr wurden.
    „Das simbelya pennín ist eine der Hoffnungen, die uns bleibt, denn es birgt eine unsagbare Macht, die unseren Feinden Furcht verheißt und die ich, wenn der Kampf auf Messers Schneide steht, zu gebrauchen gedenke. Eine andere aber kommt von Südwesten herbei und ist mittlerweile kaum noch zwei Tagesreisen von unserer Heimat entfernt, und um Euch von dieser zu künden, hat es mich Euch zu sprechen verlangt. Es nähert sich uns nämlich ein marschierendes Heer, das über viele starke Arme verfügt, das ebenso Mut wie Leid in den Herzen seiner Krieger mit sich trägt und darüber hinaus ein Kleinod mit sich bringt, welches dem meinigen in seiner Entsetzlichkeit nicht nachsteht. Ich rede von einer beachtlichen Schar Zwerge, einige weniger als zweitausend an der Zahl, wenn die Nachrichten darüber wahr sind, die im Besitz des Tigereisens sind, des zweiten der drei Steine, welche Aldu den

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