Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)
offenbarten.
Selbst die lang ersehnte Vermählung des ruhmreichen und viel geliebten und geachteten Häuptlings mit Panca, die ihm bald schon den ersten Sohn gebar, vermochte die Angehörigen des orkischen Stammes nur vorübergehend von ihren trübsinnigen Gedanken abzulenken.
Mehr als zwei Jahre nach der Schlacht gegen die Mächte Utgorths bei Pír Cirven trat dann ein folgenreiches Ereignis ein. Gegen Ende des Frühlings des Jahres 2273 n.d.A. erschien eine Abordnung Elben – vorwiegend Lindar – zu Besuch bei den Orks, und unter ihnen befand sich auch Eldorin. Die Gäste blieben zwei Wochen und ließen sich von den Ashtrogs den Nordwesten Dantar-Mars zeigen und sich über viele der Geflogenheiten und Lebenserfahrungen ihrer Gastgeber unterrichten. Man konnte sehen, dass die Elben, die sich für eine solch lange Zeit der Abgeschiedenheit des Ered Fuíls ergeben hatten, wieder Freude daran fanden, mit anderen Geschöpfen zu verkehren, weite Reisen zu unternehmen und gleichermaßen begierig Lehre zu nehmen und Lehre zu geben.
Dennoch lag auch auf den Kindern des so anmutigen und von Aldu mit ewiger Jugend und Schönheit gesegneten Volkes ein Schatten, obwohl sie – ähnlich wie Orks – sich lediglich höchst selten zu offener Wehklage hinreißen ließen. In den abendlichen Unterhaltungen mit ihren ungleichen Gastgebern gestanden sie ein um’s andere Mal, dass auch sie von immer größerer Sehnsucht nach den fernen Gestaden ihrer einstmals verlorenen Heimat verzehrt wurden.
Und so wurde drei Monde später, als Bullwai mit einigen seiner Getreuen einen Gegenbesuch in Aím Tinnod abstattete, der schwere und bedeutsame Entschluss gefasst, eine gemeinsame Fahrt über den großen westlichen Ozean, das Onda Marën, anzutreten. Man traf jene Entscheidung, die man als unwiderruflich besiegelte, wohl wissend, dass man sich auf diese Weise möglicherweise dem Willen des Einen widersetzen oder zumindest Gefahr laufen würde, auf hoher See Schiffbruch zu erleiden und damit das Leben zweier ganzer Stämme zu riskieren. Letztendlich erschien sowohl Lindar wie Ashtrogs solch ein Handeln jedoch unausweichlich, denn den einen wie den anderen wurde die Trennung von Aiura und ihren dort verweilenden Anverwandten immer unerträglicher. Kluge Köpfe wie Tendarr oder Nimroël schlossen aus jenem Drang, dass irgendetwas in ihrer alten Heimat die verlorenen Söhne und Töchter nach Hause rief und jener Empfindung somit nichts Schlechtes oder Unrechtes anhaftete.
Als einige Zeit später alle Vorbereitungen vollendet waren und sich diejenigen, welche jene Reise ohne Wiederkehr auf sich zu nehmen gedachten, am Landungsplatz der Velarohima einfanden, waren nicht alle Elben, die man in Arthilien finden konnte, erschienen. Das gesamte Volk der Nolori nämlich hatte sich letztlich in vielen Zusammenkünften und Gesprächen dagegen entschieden, sich von Arthilien, in das Aldu sie einstmals entsandte, loszusagen. Vielmehr waren viele von ihnen überaus froh und zufrieden darüber, nach den langen Jahrhunderten der Abkehr von der Welt außerhalb des Stillen Waldes wieder nach Herzenslust Wanderungen und Fahrten über den Großteil des nördlichen Kontinents zu unternehmen und mannigfaltige neue Freundschaften zu knüpfen.
Die meisten der Nolori trachteten folglich, sich an die Ufer des östlichen Ozeans zu begeben, um dort endlich wieder die Nähe weiter Gewässer und von Wellen umspülter Strände und Buchten zu suchen. Da Nimroël jedoch Aím Tinnod im Laufe der Zeit so sehr liebgewonnen hatte, dass sie eine Trennung von jenem zauberhaften Ort nicht ertragen mochte, blieb Thingor mit ihr und einigen anderen von nun an allein, ohne die Gesellschaft der Lindar, in ihrer bisherigen Heimstatt. Ihr Sohn Faramon und dessen Vetter Nurofin hingegen führten die übrigen Angehörigen ihres Volkes nach Osten, an eine wunderbare Stelle ein gutes Stück nördlich des Milmondo Aurons, wo die meisten der Nolori für das nächste Zeitalter zu verbleiben und glücklich zu leben gedachten.
So gingen die Lindar, die unter den beiden elbischen Völkern Arthiliens mehr noch als die Nolori den musischen Künsten, Frieden und Feinfühligkeit und zuweilen auch schwermütigen Gedanken zugeneigt waren, gemeinsam mit den Ashtrogs an Bord des prächtigen Schiffes, mit welchem die Elben vor beinahe zweitausenddreihundert Jahren die Überfahrt über das Westmeer nach Osten hin angetreten hatten. Und fürwahr wirkte die Velarohima keinen Tag gealtert seit damals,
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