Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)
Kargontas voran.
Sinneskraft und Wille des auf diese Weise Genötigten, die zuvor nahezu der Selbstaufgabe anheim gefallen waren, erwachten neuerlich, als er einen den geächteten Fremden vor seinen Augen sah und bemerkte, dass er sich diesem unaufhaltsam näherte. Instinktiv riss er, während seine Füße ihn ungewollt vorwärts trugen, seinen gewundenen Dolch hoch, um ihn im Fleisch des jungen, schwarzgelockten rhodrimischen Soldaten zu versenken.
Marcius reagierte blitzartig auf die Bedrohung. Dies war sein Glück, denn wäre sein Handeln auch nur ein wenig gemächlicher erfolgt, so wäre es um ihn vermutlich geschehen gewesen. So aber stieß er sein Schwert rasch nach vorne, so weit ihm dies möglich war, und zielte dabei auf den Körper des Angreifers. Gleichzeitig reckte er seine linke Hand in Richtung der rechten Waffenhand seines Gegenübers, in dem Versuch, dessen Hieb – sollte es dazu kommen – schon im Ansatz zu unterbinden, indem er das Handgelenk des anderen ergriff. Nebenbei verlagerte er sein Gewicht sicherheitshalber nach rechts, um dem Heranstürmenden seitlich auszuweichen und nicht dessen voller Wucht ausgesetzt zu sein.
Ein Teil des Manövers glückte, denn es gelang ihm fürwahr, dem Piraten seine Klinge mit einem geraden Stich tief in die Bauchdecke zu bohren und außerdem dessen Schlagbewegung durch seinen ausgestreckten linken Arm Einhalt zu gebieten. Allerdings verzeichnete er jenen Erfolg nur auf Kosten seines Standes. Der von ihm besiegte Mann, der sich Schmerz und Schrecken zugleich aus der Lunge schrie, stürzte nämlich beinahe ungebremst frontal gegen ihn, sodass der Verteidiger rücklings zu Fall kam und abermals auf dem Erdboden landete.
Der Piratenanführer mit den breiten, entblößten Schultern sah mit Genugtuung, dass sein Plan nach seinen Wünschen verlief. Der Gegner war nicht nur niedergestürzt, unter dem Gewicht eines verendenden Menschen begraben und mit Gewissheit von zeitweiliger Orientierungslosigkeit geplagt – zu allem Überfluss hatte er auch noch den Vorzug seines Schwertes eingebüßt. Dieses war nämlich noch immer fest im Körper des Toten verankert, wie die aus dessen Wirbelsäule hinausragende Klingenspitze bewies.
Der Angreifer schickte sich nun an, sein Werk zu vollenden. Er erhob sein breites, rostglänzendes Schwert mit beiden Händen, grinste vor bösartiger Vorfreude und rannte den beiden ineinander verkeilten Leibern entgegen.
Marcius schob sich gerade stöhnend ein wenig nach links, doch lag er noch immer größtenteils eingeklemmt unter dem leblosen Mann, der ihn zuvor attackiert hatte und der widerlich schal nach Blut und Schweiß und den Ausdünstungen des Todes roch. Als er zu seinem Entsetzen erkannte, dass der Pirat mit dem buschigen Schnauzbart, dessen gemeines Gesicht er nicht vergessen hatte, in eindeutiger Absicht geradewegs auf ihn zueilte, versuchte er zunächst mit aller Gewalt, sein Schwert zu befreien, um wenigstens eine geringe Verteidigungsmöglichkeit zu besitzen.
Verzweifelt gewahrte er, dass die Waffe zu stark verkeilt war und sein Bemühen vergeblich blieb. Im Gefühl des sicheren Todes verschloss er die Augen halb und wartete auf den erlösenden Hieb des Feindes.
Mit einem Mal ließ ein heftiges Rauschen wie von einer heranfliegenden Gewitterböe sein Haar aufwirbeln. Kaum einen Augenblick später verdunkelte ein eigentümliches, braunfarbenes Flugobjekt seine Sicht zur Gänze, nur um sie einen Wimpernschlag später wieder freizugeben.
Der Piratenanführer war verschwunden. Einzig ein rasch verhallendes, flehentliches Wehklagen kündete noch von seiner einstigen Anwesenheit.
Als Marcius seinen Kopf nach oben drehte und seine Blicke auf die Suche nach Spuren des Geschehenen schickte, sah er, dass eines der vogelartigen Geschöpfe, die er und seine Gefährten zuvor gesichtet hatten, gerade im Begriff war, zum Himmel emporzuschweben. Als es schließlich einiges an Höhe gewonnen hatte, ließ es etwas, das es bislang mit seinen Klauen getragen hatte und das wie der Leib eines Menschen aussah, in die Tiefe fallen. Ein bitteres, bald danach abrupt endendes Geschrei aus der Kehle des Piraten begleitete dessen Absturz in den Tod hinab.
Eldorin und Nurofin hasteten herbei und befreiten ihren Freund endlich von seiner leblosen Last. Wie der Mensch, nachdem er sich hochgerappelt hatte, erst mit einiger Verspätung erkannte, hatten sich derweil drei weitere Greife angeschickt, sich zwischen den Angehörigen der Gemeinschaft, die
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