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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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hervor, die noch größer war, da sie sich schneller verwirklichte: ein Regen von Glut und Asche setzte ein. Lavabomben, Lapilli und Bims wurden wie von gigantischen Katapulten aus dem Innern des schwarzen Berges hinausgeschleudert und hagelten als todbringende Geschosse vom Himmel herab.
    Gleichzeitig setzte ein neuerliches Donnerhallen ein. Dieses war jedoch nicht auf das Rumoren und Gären im Innern des Vulkans zurückzuführen, sondern stellte den Vorboten eines verheerenden Gewitters dar, welches sich am Horizont unbemerkt zusammengebraut hatte. Der sich verfinsternde Himmel hing über der Szenerie wie ein unheimlicher Farbklecks, und das wenige milchige Licht, das er durchließ, tauchte alles in der Umgebung in einen schaurig-gräulichen Ton.
    Eine Wolke riesigen Ausmaßes, schwarz und wie eine übernatürliche, ewig alte Wesenheit erscheinend, war aufgezogen. Immer wieder wurde sie kreuz und quer von feurigen Linien durchzuckt, die Blitzen ähnlich sahen, nur größer und furchtbarer als diese waren und deren Spitzen sich wie die Enden von mehrschwänzigen Peitschen in lange Flammengarben spalteten. Das gespenstische, furchteinflößende Gebilde schien gespeist zu werden von einer pinienförmigen Säule aus Gas und Asche, welche der Öffnung des vulkanischen Schlots entströmte und sich, wie von unvorstellbaren Kräften getrieben, in die Höhe schraubte. Dort, wo sich der Aschewirbel und die alles überschattende Wolke vereinten, fanden die heftigsten Entladungen des Gewitters statt.
    In dem Augenblick, in dem der Regen aus Schlacke, Stein und Geröll einsetzte, löste sich die Entschlossenheit, welche die Piraten ihren Feinden zuvor entgegengebracht hatte, in heillose Verwirrung auf. Die meisten von ihnen warfen ihre Waffen hinweg, achteten nicht mehr auf die Gefährten, die sie zuvor so sorgfältig eingekesselt hatten, und rannten in alle möglichen Richtungen hinfort. Schreie der Angst und Verzweiflung stiegen auf und erstarben im Donner. Einige der von Panik befallenen Männer wurden von den mit immenser Geschwindigkeit vom Himmel herabhagelnden Brocken erschlagen, als sie sich gerade auf der Flucht befanden. Andere hingegen waren vor Entsetzen erstarrt und vermochten sich nicht mehr zu rühren, als sie sahen, wie die giftigen, vor unsagbarer Hitze erglühenden Gas- und Gesteinswolken ihnen entgegenrasten. Einer Ohnmacht bereits nahe, fühlten sie kaum den Schmerz, als ihre Leiber von den schweren Trümmern getroffen, zerquetscht und in die Erde gestampft wurden.
    Eldorin, Nurofin, Illidor, Marcius, Uchnoth und Ugluk versuchten als einige von wenigen, inmitten des plötzlich über ihre nahe Umgebung hereingebrochenen Chaos einen möglichst kühlen Kopf zu bewahren. Sie achteten darauf, dicht beisammen zu bleiben, und wieselten auf diese Weise geschwind von der einen in die andere Richtung, je nachdem, wo sie sich vor den nächstfolgenden Einschlägen für eine Weile sicher wähnten. Gleichwohl war ihnen bewusst, dass es auch für sie vor jener Katastrophe kein dauerhaftes Entrinnen geben konnte. Die Lava hatte den Beginn der ebenen Fläche bereits erreicht und damit begonnen, ein siedendes, zähflüssiges Meer zu bilden. Zu schnell fand ihre Ausdehnung statt, und zu groß war das zu erwartende Ausmaß der Verheerung, denn vermutlich mochte es über Meilen hinweg schon bald keinen einzigen verschonten Fleck mehr geben. Nicht einmal ausgeruhte Pferde hätten sie wohl zeitig aus dem Gefahrenbereich verbringen können.
    Plötzlich gewahrten die sechs, dass zwischen den herabregnenden pulvrigen und steinernen Flugobjekten vier neuartige Formen auftauchten. Zunächst schien es sich dabei um nicht mehr als starre, wenig bedeutsame Punkte von nur geringem Umfang zu handeln. Dann aber, als dieselben der Erde näher kamen, wurden ihre wahre Größe und ihre Konturen immer klarer erkennbar, woraufhin sich vor dem verdunkelten Hintergrund Silhouetten abzeichneten, welche an diejenigen von Vögeln erinnerten. Untypisch für solcherlei Tiere allerdings war, dass sich die fliegenden Geschöpfe keineswegs bemühten, dem verheerenden Treiben zu entfliehen, vielmehr hielten sie geradewegs darauf zu. Ferner trugen sie keinerlei Anzeichen von Unruhe oder übertriebener Hast zur Schau, sondern verbreiteten ganz im Gegenteil bereits aus der Ferne einen Eindruck alles überstrahlender Gelassenheit, Ruhe und Selbstsicherheit.
    „Was ist das nun schon wieder?“, fragte Uchnoth. Sofort darauf bereute er, dass er seine

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