Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)
Uchnoth, wobei seine Stimme ein tiefes, gleichmäßiges Keuchen verriet.
„Das Blutbad, das wir angerichtet haben, ist sicher nicht geringer, und dennoch scheint es mir, dass unsere Feinde eher mehr denn weniger geworden sind“, sagte Nurofin.
Tatsächlich verhielt es sich dergestalt, dass der Ring, welchen die Piraten um die Angehörigen der Gemeinschaft gezogen hatten, noch immer stark und undurchlässig war. Dies war vor allem deshalb der Fall, da zwischenzeitlich frische Kräfte zu ihrer Entlastung aus dem Dorf zum Ort des Geschehens herbeigeeilt waren. Viele jener Männer waren noch besser bewehrt als ihre Verbündeten, die von Anfang an in die Schlacht verwickelt waren, und trugen Speere, Schilde und Harnische mit sich. Die gegenwärtige Atempause, in der sie auf weitere Angriffe vorläufig verzichteten, diente ihnen darüber hinaus dazu, einigermaßen Ordnung in ihren Reihen herzustellen und sich auf das letzte, entscheidende Anrennen vorzubereiten. Hierzu war es ihnen nicht einmal unlieb, dass sich ihre sechs Kontrahenten an einer Stelle Rücken an Rücken gesammelt hatten, denn auf diese Weise würde es ihnen im Folgenden leichter fallen, den Überblick zubewahren und keinem ihrer eingekeilten, mutmaßlichen Opfer eine Fluchtmöglichkeit zu gewähren.
Der Tod würde die verhassten Fremden somit binnen einer raschen Abfolge ereilen!
„Zu sechst gegen hundert – keine schlechte Quote für eine Erzählung über vergangene Heldentaten“, sagte Ugluk.
„Spar dir dein Gequatsche, und überleg lieber, wie wir hier rauskommen!“, erwiderte Uchnoth.
Derweil machten sich die bunt zusammengewürfelten Angehörigen der Piratenmeute zum letzten Teil des Gefechts bereit. Ihre wild entschlossenen, von der Gier nach Rache und Blut unterlaufenen Blicke sowie das ungeduldige Glucksen und die hämischen Drohungen, die sie wie Verwünschungen ausspieen, zeigten, dass sich die Zeit ihres Innehaltens dem Ende zuneigte. Unter den Bewohnern Kargontas schien lediglich noch Unklarheit darüber zu bestehen, wer von ihnen den Kampf eröffnen und sich dem Risiko des Todes als erstes aussetzen sollte. Ruhmreicher Mut schien unter ihren Dächern nicht eben ein häufiger Gast zu sein.
Plötzlich ertönte mitten in die Konzentration der beiden sich gegenüberstehenden Parteien hinein ein Explosionsdonner von unbeschreiblichem Ausmaß und ließ alle Bestrebungen und Vorsätze schlagartig nebensächlich werden.
Der längst angekündigte Ausbruch des Andoluíns war endlich erfolgt.
Es begann damit, dass sich das Dröhnen des Vulkans, welches die Lautstärke unzähliger Gewitterentladungen in sich vereinigte, an den Wänden des Kraters brach, das Gestein an vielen Stellen in Fetzen riss und anschließend wieder zurückrollte. Mit jenen Besorgnis erregenden Zeichen ebbte das Geschehen jedoch keineswegs ab. Ganz im Gegenteil war der vormals verstopfte Schlot nun freigesprengt, was zur Folge hatte, dass dem sich anbahnenden, noch viel größeren Unheil nunmehr nichts mehr im Weg stand.
Binnen Sekunden verfinsterten sich die Lüfte über dem Gebirge, als nämlich eine gewaltige Gas- und Aschewolke dem höchsten der aneinandergereihten Berge entströmte. Anschließend spie der mittlerweile vergrößerte Krater einen nicht enden wollenden Mantel aus heißer Schlacke, Staub und Steinbrocken aus, und dieser schickte sich an, sich von den Rändern des Berggipfels aus die abfallenden Hänge hinabzuwälzen. Wie ein riesenhafter Teppich legte sich das kochende Magma über die Flanken des Andoluíns und hüllten ihn in eine glutrote Farbe. Der Auswurf floss langsam, aber wie ein Wasserfall donnernd an der Bergseite hinab und begrub alles, was nicht zügig genug zu flüchten imstande war, unter seiner unermesslichen, breiigen Masse.
Die Lebewesen, die sich in der grünen Ebene am südlichen Fuß des Vulkans aufhielten, beobachteten jenes einmalige Naturschauspiel mit einem atemloses Erstaunen. Die meisten von ihnen sahen sich, ihrer Ahnungslosigkeit geschuldet, zunächst lediglich in der Rolle unbeteiligter Zuschauer, denn noch fühlten sie sich weit genug entfernt, um vor den Auswirkungen des zerstörerischen Phänomens scheinbar sicher zu sein. Diese naive Einschätzung der Dinge sollte sich allerdings nur allzu rasch ändern.
Das zähfließende Magma arbeitete sich unaufhaltsam die steinernen Hänge hinab und näherte sich dem jenseitigen, fruchtbaren Land im Süden des Gebirges in bedrohlicher Weise. Derweil trat eine neue Gefahr
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