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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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ausgeprägte Humor der hiesigen Beamten sehr schnell an seine Grenzen, was unter anderem das Verhängen von empfindlichen bis hin zu drastischen Ordnungsgeldern nach sich ziehen konnte.
    Dies alles führte dazu, dass sich Engat Lum trotz seines verdienten, unübersehbaren Reichtums in vieler Hinsicht in eine langweilige Schlichtheit und Eintönigkeit kleidete – was für die meisten seiner Bewohner im Übrigen ebenfalls galt. Ein Platz war wie der andere, eine Straße war das identische Abbild der vorherigen. Auf jedem der Plätze standen Brunnen und Bänke an exakt den gleichen, zuvor sorgfältig ausgemessenen Stellen, und in jeder der Straßen waren Anzahl und Standort der einzelnen Geschäfte, Läden und Gasthäuser genauestens festgelegt. Es war kein Wunder, dass ein Außenstehender jene höchst geflissentliche, unnatürliche Anordnung schon nach einer kurzen Zeit bestürzend fand.
    Einige der jüngeren unter den einflussreichen Bürgern des Reiches, wie Sanae oder ihr jüngerer Vetter Amfred, hatten bereits sehr wohl versucht, gegen jene übertriebene Vorschriftsucht, die sie als längst nicht mehr zeitgemäß erachteten, aufzubegehren. Sogar bei Benelot waren sie in dieser Angelegenheit vorgeprescht und hatten mittlerweile einige Überzeugungsarbeit zu leisten vermocht. Und wenn es allein nach des Königs Willen ginge, so hätten sie wohl nicht unbegründet auf dessen entscheidende Fürsprache hoffen dürfen. Gleichwohl beinhaltete das politische System des Landes, dass dem Herrscher trotz dessen Titel weitaus weniger an Macht gegeben war als dem König Lemurias oder dem Inhaber der Fürstenkrone Rhodrims.
    Die meisten der wesentlichen Entscheidungen wurden von einem Gremium getroffen, welches als
Senat
bekannt war, und dem der König nur als einer von vielen angehörte. Jene Kammer war sowohl verantwortlich für die Verabschiedung neuer Gesetze als auch für die Kontrolle und Aufsicht der mit einer Vielzahl von Beamten aufgeblähten Verwaltung. Außerdem wurde sie bei schwierigen, bedeutungsvollen Rechtsfragen hin und wieder einberufen, um einen alleingültigen Schiedsspruch zu erwirken.
    Gebildet wurde sie von mehreren Dutzend überwiegend betagteren Männern, die ausnahmslos dem engat lumischen Erb- und Geldadel entstammten. Schied einer derjenigen, die sich selbst als Volksvertreter bezeichneten, aus seiner Verantwortung, was zumeist nur aufgrund von Tod oder schwerer Krankheit der Fall war, so wählten die verbleibenden Senatoren aus den reichlichvorhandenen Bewerbern einen Nachfolger aus. Aus diesem Verfahren schon war ersichtlich, dass es genügend Anlass für den Vorwurf gab, dass persönliche Interessen, Bande und Seilschaften bei solchen Wahlen oftmals den Ausschlag gaben. Es war nicht schwer zu erraten, dass für die Ergebnisse der üblicherweise lang und breit diskutierten Sitzungstheme dasselbe galt.
    Dem König vorbehalten blieb die Funktion des Oberkommandierenden über die Wachmannschaft des Reiches, wie die Engat Lumer ihr Heer zur Verdeutlichung ihrer Friedfertigkeit nannten, und – zumindest auf dem Papier – die Führung der sonstigen Verwaltungseinrichtungen. Auch oblag ihm das Recht, gegen Entscheidungen und Gesetzesvorhaben des Senats sein Veto einzulegen, wovon jedoch traditionell nur höchst selten Gebrauch gemacht wurde. Im Übrigen gehörten Streitbarkeit und Durchsetzungskraft nicht eben zu Benelots hervorstechenden Charaktereigenschaften. Vielmehr galt er als verständiger, ein wenig betulicher Herrscher, der dankbar war, wenn die Dinge ohne sein wesentliches Hinzutun ihren rechten Lauf nahmen. Allerdings war er stark und eigensinnig genug, um sich nicht übermäßig von anderen für ihre Zwecke vereinnahmen zu lassen. Weiterhin machten ihm sein Fleiß, seine Gelehrsamkeit und seine Fähigkeit, missliche Tendenzen einerseits und Chancen anderseits bereits im Ansatz zu erkennen, zu einem beliebten und von jedermann gerne geduldeten Staatsoberhaupt.
    Letztendlich kümmerten sich die Einwohner des Reiches ohenhin recht wenig um ihre politischen und militärischen Führer und Vertreter, solange diese sie in ihren geschäftlichen Bestrebungen weitgehend gewähren ließen, für Recht und Ordnung sorgten und sich aus demjenigen heraushielten, was hinter den Türen der üppig ausgestatteten Wohnanwesen geschah.
    Die Gründung Engat Lums ging zurück auf die Zeit der großen Wirren innerhalb der Grenzen Lemurias, als Chaos und Verfall dem letztlich vom Tod beendeten Siechtum Augurs

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