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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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jener orangeroten Safranfarbe gehalten war, für welche die Engat Lumer eine Schwäche hegten. Die Balustraden der Balkone und Erker waren reich verziert, und der terrassenartige, mit hellen Platten bedeckte Außenbereich, der sich wie ein Saum um das Herrenhaus herumwand, war in regelmäßigen Abständen mit runden, kannelierten Säulen versehen, die wiederum das Vordach trugen. Drei niedrige Stufen trennten ihn von der angrenzenden Grasfläche.
    Sie erinnerte sich – wie jedes Mal, wenn sie hier weilte –, dass ihr Onkel ihr schon viele Male angeboten hatte, in dem Palast ihre Wohnstatt einzurichten. Zu diesem Zweck hätte er ihr einen ganzen Gebäudeflügel zugestanden und sie mit einer vielköpfigen Dienerschar überhäuft. Gleichwohl beschied sie jenes Angebot stets ablehnend, denn sie scherte sich wenig um Luxus und den Stallgeruch von Einfluss und Macht und legte weitaus mehr Wert auf ihre persönliche Freiheit und die Möglichkeit, sich hin und wieder in Einsamkeit und Abgeschiedenheit zu flüchten.
    Erst als sie die gemauerte, in schwungvollen Kurven verlaufende und von Säulen behütete Randfläche des Prachtbaus betreten und halb durchschritten hatte, erschienen zwei Wächter an der Pforte. Diese legten unübersehbar diejenige Gelassenheit und Bequemlichkeit an den Tag, die für die Wachmannschaft des nördlichen der drei Menschenreiche bezeichnend war. Immerhin versuchten sie in der Gegenwart der attraktiven Frau, die zudem eine ihrer Vorgesetzten war, den Anschein von geziemender Haltung und einem gestrengen Pflichtbewusstsein zu verbreiten.
    „Ist mein Onkel in seinen Gemächern?“, fragte Sanae geradeheraus und suchte zu den beiden Männern abwechselnd Sichtkontakt.
    „Ja, Herrin“, gab der eine der beiden zur Antwort. „Er ließ uns wissen, dass er Euren Besuch erwartet und Euch in seinem Wohnbereich empfangen will.“
    Die Engat Lumerin nickte, schritt an den Wachen vorbei und betrat das Innere des weitläufigen Anwesens. Ebenso wie man bei dessen Erbauung bewusst auf das unschöne Antlitz einer Burg verzichtet hatte, hatte man auch bei der Gestaltung und Einrichtung seiner Innenräume das Hauptaugenmerk auf die geschmackvolle Verbreitung von Wohlgefühl, Annehmlichkeit und Lebensfreude gelegt. Überall bespannten goldene Stoffe und rote Seide Möbel aus auf Hochglanz poliertem Holz, und in den zahlreichen Fluren, Korridoren, Räumen, Nischen und Alkoven erstrahlte ein unzähliges Maß an unschätzbar wertvollen Gemälden, Silberschalen, mit Juwelen besetzten Kerzenleuchtern, Statuen, Porzellanarbeiten und ähnlichem Wand- und Zimmerschmuck.
    Ohne von den Kostbarkeiten um sie herum Notiz zu nehmen, durchquerte Sanae einen breiten Gang, der fast schon die Ausmaße einer eigenständigen Halle aufwies. Sie passierte zu ihrer Linken einen an der Wand befestigten Steinblock, der ein Mosaik aus seltenen Edelsteinen aufwies und den Engat Lumern vor einiger Zeit von ihren zwergischen Handelspartnern zum Geschenk gemacht wurde. Anschließend kam sie zu ihrer Rechten an einem Jadetisch vorüber, der so prächtig und glänzend gearbeitet war, dass es selbst ihr einen knappen, bewundernden Blick abverlangte. Bald dahinter führte eine gewundene Treppe aus weißem Marmor in die oberen Stockwerke hinauf.
    Es dauerte nicht lange, da erreichte sie den Eingangsbereich zu den privaten Gemächern des Königs. Die enormen Türflügel standen nach innen hin weit offen, sodass das flackernde Leuchten des Kaminfeuers auf den Flur hinaus drang. Gerade als sie sich anschickte, nach ihrem Onkel zu rufen und damit ihre Ankunft kundzutun, trat eine Frau mittleren Alters in der Kleidung einer Dienerin und mit einem leeren Servierbrett in den Händen durch die Tür, grüßte Sanae höflich und verschwand danach mit flottem Schritt.
    „Komm nur herein, ich bin draußen auf dem Balkon“, sprach plötzlich von irgendwoher eine Stimme, die freundlich und Sanae wohlbekannt war. Offensichtlich hatte ihr Gastgeber ihren kurzen Wortwechsel mit der Bediensteten vernommen.
    Die blondhaarige Frau betrat den Wohnraum, der ein wenig düster im zusehends schwindenden Licht des Abends lag, das durch die Fenster und die Balkontür hereinfiel. Seine eine Wand, welche den Kamin aus Alabaster trug, war vollständig aus Bernstein gearbeitet, während die anderen Mauern immerhin kunstvoll mit Stuck verziert waren. Ansonsten war das große Zimmer für ihren Geschmack etwas zu reichlich mit Einrichtungsgegenständen bedacht. Auffallend war

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