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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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unter anderem ein großes Liegesofa, auf dem bei Bedarf sicherlich mehrere Personen Platz finden konnten, und das mit Kissen und Felldecken übersät war. In seiner Nachbarschaft erstreckte sich ein weißer, länglicher Tisch, auf dem Körbe mit Obst, Platten mit zartem Fleisch und Karaffen mit Wein, Wasser und Säften zu finden waren.
    Es scheint uns Engat Lumern wahrlich an nichts zu mangeln!,
dachte Sanae bei sich, während sie das Gemach einer raschen Musterung unterzog. Dabei empfand sie nicht den mindestenAnflug von Stolz, sondern fühlte sich von dem verschwenderischen Überfluss, welchem sich gar viele ihrer Landsleute mit großer Freude hingaben, weitaus eher erschrocken und angewidert.
    Während sie über einen Läufer aus glänzendem Satin, den sie aufgrund seiner Anfälligkeit für Staub und Schmutz sehr unpraktisch fand, in Richtung des Durchganges zur Veranda schritt, roch sie, dass das Feuerholz ganz offenkundig parfümiert war und infolgedessen einen außergewöhnlichen, blumigen Duft entfaltete. Zusätzlich vermischte sich dieser mit einigen weiteren Wohlgerüchen, die in der Luft hingen und auf Räuchergefäße und hier und dort aufgetragene Duftwässer zurückzuführen waren.
    Sanae schüttelte den Kopf und ging weiter.
    Benelot, der König Engat Lums, war mit Seide angetan und trug einen goldenen, mit Juwelen besetzten Armreif. Sein allmählich schütter werdendes braunes Haar war offensichtlich frisch gewaschen, denn es hing noch feucht über dem Kragen seiner Tunika. Auch wenn es einer grauen Einfärbung noch immer widerstand, schien es allmählich an Farbe und Kraft zu verlieren, ebenso wie die Haut seines glattrasierten Gesichtes längst an Straffheit verloren hatte und an vielen Stellen von Falten zerfurcht wurde.
    „Ich freue mich, dich zu sehen, mein Kind!“, sagte der ältere Mann. „Seit deiner Rückkehr gab es schließlich noch keine Gelegenheit, da wir uns allein unterhalten und die Staatsgeschäfte für eine Weile ruhen lassen konnten.“
    „Die Freude ist ganz meinerseits, Onkel“, gab die junge Frau zurück. „Mit jedem Stück Gold, um welches das Vermögen unserer Stadt wächst, scheinen auch unsere zeitraubenden Verpflichtungen wie als Tribut für unseren Wohlstand zu steigen. Und auch jetzt kann ich nicht sehr lange bleiben, denn ich muss noch an den Verteidigungsanlagen nach dem Rechten sehen. Leider musste ich nämlich feststellen, dass während meiner Abwesenheit eine gewisse Nachlässigkeit unter den Wachen Einzug erhalten hat.“
    „Aber Sanae, du weißt, dass Marbun solche Aufgaben überaus gewissenhaft auszuüben versteht“, erwiderte der König leutselig. „Übrigens macht sich der Gute Sorgen um dich; er meint, dass du zu viel arbeitest und dir zu wenig Erholung und Annehmlichkeiten gönnst. Er bat mich deshalb auch, dir in dieser Hinsicht ins Gewissen zu reden, denn wir wissen alle, wie anstrengend die Fahrt, die hinter dir liegt, gewesen sein muss.“
    „Marbun kann mir gestohlen bleiben, wie du weißt, und statt kluger Ratschläge zu verteilen, sollte er sich lieber um seine Pflichten und Aufgaben kümmern!“
    Sanae spie die letzten Worte geradezu aus und musste anschließend angewidert schlucken, da allein der Gedanke an den stark beleibten Heeresführer, den sie in seinem Posten übrigens für weitgehend ungeeignet hielt, sie mit Abscheu erfüllte. Um ihre Wut zu vergessen, stützte sie sich auf die reich verzierte Balustrade des Vorbaus und blickte nach Osten hinaus.
    In der Ferne sah sie, wie unterhalb der unzähligen Dachschindeln Engat Lums, auf die sie von ihrer erhöhten Position aus herabsehen konnte, noch immer viele helle Lichter brannten, doch in der Nähe fiel ihr vor allem auf, dass es mittlerweile neblig geworden war. Wenn sie mit geschärften Augen genauer hinsah, konnte sie regelrecht erkennen, wie der weißliche, wattige Nebeldunst durch die vier Torbogen in den Palastgarten eindrang, ihn in Windeseile eroberte und schließlich vollständig in Besitz nahm. Trotzdem die Sonne noch nicht ganz hinter den Hügeln und Bäumen im Westen der Stadt versunken war, vermochte sie von dem normalerweise grasgrünen Erdboden des Parkgeländes nun nicht das Geringste mehr zu erkennen. Entsetzlichen Nebelgespenstern gleich, wälzten sich ganze Scharen von Dunstschwaden darüber hinweg.
    Außerdem schien es schlagartig empfindlich kälter geworden zu sein. Wie zur Bestätigung dessen begann der König, die roten Kordel seines verschnürten Gewandes ein

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