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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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seinen vier jeweils gegenüberliegenden, unversperrten Einlässen waren die grünen Gewächse zur Nachbildung von Torbogen ausgeformt, sodass sie Besucher, so diese denn dem rechten Stand angehörten oder auf andere Weise eine entsprechende Berechtigung besaßen, willkommen hießen.
    Sanae ging durch die Straßen in Richtung Nordwesten, denn sie hatte sich angemeldet, zu vorgerückter Stunde bei ihrem Onkel vorzusprechen, und ihr Wohnhaus befand sich im südöstlichen Viertel ihrer Heimatstadt. Einige Tage war es mittlerweile her, dass sie vom Schlachtfeld vor den Toren der Tôl Womin zurückgekehrt war und ihren Landsleuten die frohe Kunde von der Zerschlagung der Horde Durotars berichtet hatte. Die große Freude und Erleichterung, die bei den übrigen Einwohnern und Verantwortlichen des Reiches darüber ausgebrochen war, hatte sich bei ihr allerdings mitnichten einstellen wollen, da ihr Herz seither von einer fortwährenden, unbestimmbaren Furcht und Ungewissheit gequält wurde.
    Die blondhaarige Engat Lumerin schlenderte nicht dahin, sondern bediente sich eines gewohnt zielsicheren, flotten Schrittes, denn mehr als die meisten anderen Menschen dieser Tage galt sie als eine Freundin von Bestimmtheit, Entschlusskraft und Tat, wohingegen ihr Aufschub, Verzug, Ausflüchte und Müßiggang als wahre Gräuel erschienen. Sie genügte damit in keiner Weise demjenigen Bild, das die von Männern dominierte Welt der Menschen Arthiliens von einer Frau erwartete. Darum verwunderte es nicht, dass sie noch keinen Lebenspartner gefunden hatte, dakeiner der Männer ihres Landes ihr angesichts ihrer Unermüdlichkeit gewachsen war. Kaum einer ihrer Landsleute vermochte sich ihr im Übrigen im Kampf mit dem Schwert oder im Umgang mit einem Kriegsbogen zu messen. Aus diesem Grund auch hatte sie solange auf ihren König und nächsten Verwandten eingewirkt, bis dieser sie schließlich zu einer ranghohen Heeresmeisterin gemacht und damit ihre außerordentliche Befähigung für diese Aufgabe anerkannt hatte. Weiterhin nötigte das hohe Maß, wie sich an ihrem Körper Schönheit, Zierlichkeit, Gewandtheit und Kraft in spielerischem Einklang paarten, tagtäglich zahlreichen Männern wie Frauen beeindruckte und höchst anerkennende Blicke ab.
    Sanae gewahrte beiläufig die unzähligen, sanften Lichter, die hinter den mit Vorhängen verhängten Fensteröffnungen der Wohnhäuser glühten. Es hatte eine Zeit in ihrem Leben gegeben, da sie in solchen Augenblicken Bedauern für sich selbst und vielleicht sogar ein wenig Neid empfunden hatte, da es ihr im Gegensatz zu anderen Menschen bislang nicht vergönnt gewesen war, eine Familie zu gründen und mit Hausarbeit und dem Umsorgen und Behüten von eigenen Kindern vollauf beschäftigt und zufrieden zu sein. Gegenwärtig jedoch waren ihre Gedanken gänzlich auf staatsmännische Nöte und Schwierigkeiten gelenkt, denn die Pflichten und Aufgaben, die mit ihrem Beruf und ihrer Position verbunden waren, brachten dies unabdingbar mit sich.
    Die Straßen waren mittlerweile weitestgehend verlassen. Die einfachen Bürger suchten offensichtlich Schutz vor der zusehends stärker um sich greifenden Kälte und wärmten sich in ihren heimeligen Gemächern und Stuben an ihren Kaminen, in denen knisternde Feuer flackerten, und in ihren wollenen Decken und Kissen.
    Nach einer Weile durchschritt sie den südlichen Eingang zu dem Gelände des Königsschlosses und setzte ihre Füße in den weitläufigen, in strikter Ordnung und Sauberkeit erstrahlenden Park. Dessen beeindruckendste Blickfänge stellten vier Brunnen dar, die in den vier Ecken in jeweils akkurater, gleichweiter Entfernung von Hauptgebäude und Umzäunung in den niedrig geschnittenen Rasen eingelassen waren. Jeder von ihnen war riesig, von namhaften Künstlern aufwändig gestaltet und mit Schmucksteinen und erlesenen Perlen aus den unsagbar tiefen Gewässern des Onda Marën besetzt. In regelmäßigen Zeitintervallen schossen die Fontänen hohe Wasserstrahlen in den Himmel und entfachten einen zarten, gischtigen Regendunst, was keinen anderen Zweck erfüllte, als dass ein Betrachter sich an den darin brechenden Lichtreflexen zu erfreuen wusste.
    Sanae grüßte zwei Angestellte, denen sie in dem Garten begegnete, und näherte sich dem eindrucksvollen Anwesen, dessen türkisfarbenen Turmspitzen sich scheinbar in den Horizont zu bohren versuchten. Die Gebäudefassade war in einem weichen Pastellton gestrichen, während der überwiegende Teil der Bedachung in

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