Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
Vom Netzwerk:
Gewand, nur um schon bald hinter den kalten Fluten des westlichen Meeres neuerlich und dieses Mal für längere Zeit zu verschwinden. Die Dämmerung kam auf leisen, jedoch raschen Sohlen und senkte sich wie ein schmutzig-graues Tuch, das vom nördlichen Polarlicht von unten her grünlich beschienen wurde, über das bald winterliche Land.
    Marbun passierte die östlichen Mauern des kleinen Reiches in nördlicher Richtung und befleißigte sich dabei, seinen düsteren Plan in die Tat umzusetzen. Es gab kein Zurück mehr. Eine der ihm unterstellten Wachmannschaften nach der anderen berief er ab von deren Aussichtsposten, indem er schlicht vorgab, dass diese sich in den Süden der Stadt begeben und nahe der dortigen Befestigungslinie auf weitere Befehle warten sollten. Er selbst wolle in der Zwischenzeit dafür Sorge tragen, dass die Wehranlagen im Norden und Osten gesichtert blieben. Stellte einer der Soldaten ein Nachfrage, was selten genug der Fall war, so murmelte er irgendetwas daher von einem Rudel Bären oder Wölfen, die man nahe des südlichen Stadttores gesichtigt habe und die man unbedingt mit einer verstärkten Truppenbesatzung im Auge behalten müsse, für den Fall zum Beispiel, dass sich noch zu später Stunde Reisende der Siedlung näherten und der Hilfe bedurften. Diese Erklärung mochte für einen erfahrenen Krieger oder Heeresführer keineswegs sehr einleuchtend klingen, genügte den engat lumischen Wachen jedoch allemal, um ihrem Vorgesetzten nicht zu widersprechen. Im Übrigen schienen sie dankbar für ein wenig Abwechslung zu sein. Auf jeden Fall verhielt es sich eine gewisse Zeit später derart, dass der nördliche und der östliche Teil des Engat Lum umgebenden Walls nahezu verwaist war. Und so vermochte auch niemand zu erschauen, welche Gefahr sich jenseits des Lad Falinn zusammenbraute, und eine entsprechende Warnung auszurufen, solange noch Zeit dafür gewesen wäre.
    Als es beinahe vollends dunkel geworden war, befand sich der dickbäuchige Anführer der Wachmannschaft an der nördlichsten Stelle der Befestigungslinie und betrachtete zufrieden sein Werk. Er strich sich eine Strähne seines dünnen, klebrigen Haares aus der Stirn, keuchte einige Male tief, da ihn die Wegstrecke, die er zu Fuß zurückgelegt hatte, nicht wenig erschöpft hatte, und dachte an den Grund seines Verrats.
    Er dachte an Sanae.
    Sein Verlangen nach ihr war ebenso groß und unvergänglich wie der Schmerz über seine mangelnde Erwiderung. So viele Male schon hatte ihn die bemerkenswert schöne und tapferne, blondhaarige Nichte des Königs mit einer verletzenden Schroffheit zurückgewiesen, dass er letztlich zu allen Mitteln zu greifen gewillt war, um doch noch ein Leben als Mann an ihrer Seite zu gewinnen.
    So hatte er es als nichts anderes als eine von dem Einen gewollte, einmalige Chance erachtet, als dieser orkische Schamane ihm eines Nachts erschienen war, ihm höflich seine Aufwartung gemacht und ihm nach einigen vielsagenden Worten ein Angebot unterbreitet hatte, das auszuschlagen dem schwerfälligen Heeresführer nicht möglich war. Denn was tat er schon Schlechtes, wenn er eine ebenso schmerzvolle wie unvermeidliche Entwicklung beschleunigte und durch sein Mitwirken möglicherweise sogar noch die Rettung einiger Menschenleben bewirkte? Denn die Ankündigung Zarr Mudahs, dass seiner Heimatstadt sehr bald ein bitteres Erwachen bevorstand und ganz Arthilien in einer schrecklichen Sturmflut der Kreaturen Utgorths ertrinken würde, war in ihm längst zur Tatsache gereift.
    Die wahrlich bei weitem verlockendste aller Versprechungen blieb für ihn jedoch die Aussicht darauf, dass er in jenem großen Reich von Tuors Gnaden, welches sich in baldiger Zeit erheben und das einzig eine Unterscheidung in Herren und Dienende kennen würde, eine herausragende Rolle spielen und seine Angebetete die ihm treu ergebene Frau an seiner Seite sein würde. Die nötige Überzeugungsarbeit dazu würden seine neuen Verbündeten zweifellos zu leisten vermögen.
    Marbun riss sich von seinen hoffnungsfrohen Gedankenspielen los. Er fand, dass es mittlerweile Zeit war, sich zurückzuziehen, denn er wollte keinesfalls an diesem Ort weilen, wenn der Sturm eben dort in seiner verheerendsten Heftigkeit niederging. Er wusste zwar nicht viel über die dienstbaren, kriegerischen Geister seiner geheimnisvollen Auftraggeber, doch war er sich sicher, dass es besser war, nicht darauf zu vertrauen, dass diese ihn als Freund erkennen und ihm – im Gegensatz

Weitere Kostenlose Bücher