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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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in einem Blitzkrieg erobert hatte, zeigte von ihrem Antlitz soviel, dass sie mit einfachen Rüstungen gewappnet und vor allem schwer bewaffnet waren.
    Wie nur hatte es soweit kommen können, dass eine solch immense Zahl an Angreifern so nah an die Wehrlinie herangelangte, ohne zeitig gewahrt zu werden? Trotz des Nebels, der Dunkelheit und der Tatsache, dass die Wesen bewusst erst spät ihren blanken Stahl entblößt hatten, hätten den weiter nördlich eingeteilten Wachposten, die Marbun unterstanden, einige verdächtige Wahrnehmung nicht entgegen dürfen!
    „Feinde unter uns!“, schrien einige der Männer, denen es ihre Sprache wiederzufinden gelang. Jedoch verstummten die meisten von ihnen sogleich schon wieder, da sich eine große Anzahl von Pfeilspitzen, die in einem plötzlichen Schwall über die Brüstung segelten, durch ihr Rüstzeug in ihre Leiber bohrten.
    Kaum später erklomm auch schon die erste größere Welle der Kreaturen den Schutzwall. Sogleich, da sie sie dessen Verteidiger mit ihren trüben, an Zwielicht gewöhnten Augen erblickten, jagten sie diesen auch schon mit einem unbarmherzigen, beinahe greifbaren Hass entgegen. Unterdessen sprangen unablässig weitere ihrer Art über die Brustwehr auf den Wehrgang. Binnen wenigen Sekunden quoll der schmale Steg über von einem schwarzen, käferartigen Gewimmel, sodass einige der Angreifer von ihren eigenen Kampfgenossen rücksichtslos in die Tiefe gestoßen wurden. Der Sturz jener Unglückseligen verlief zumeist derart, dass diese ein überaus schrilles, von Entsetzen und Todesahnung kündendes Kreischen erklingen ließen, anschließend mit einem gedämpften Schlag den Boden erreichten und dabei wie eine überreife Frucht aufplatzten. Eine zahflüssige, grünliche Flüssigkeit verströmte aus ihren Leibern. Die Ghuls waren demnach Wesen, die man durchaus zu töten vermochte, und keine Geister, wie manche der bei ihrem Anblick angstvoll erstarrten Menschen zunächst wähnten.
    Gleichwohl nutzte dieses Wissen dem zaghaften Widerstand der Engat Lumer nur in geringem Maße. Die auf der Verteidigungsanlage befindlichen Wachen wurden, ehe sie wahrhaftig begriffen, wie ihnen geschah, von dem Ansturm erfasst und verschlungen wie eine vertrocknetes Blatt, das einer Feuersbrunst, die über das Land fegt, als hilflose Nahrung zum Opfer fällt. Wütendeund mit großer Schnelligkeit ausgeführte Hiebe und Stiche fällten die menschlichen Streiter, von denen manche beherzt fochten, andere aber nur noch um einen schnellen Tod flehten. Hingegen wurde nur eine verschwindend geringe Menge der schwarzen Kreaturen durch Pfeil oder Speer getötet oder wenigstens verletzt. Als diese ungleiche Schlacht geschlagen und der Weg in das Feindesland für die Ghuls gänzlich freigeräumt war, gebrauchten sie die verschiedenen, an der Innenseite der Wehrmauer verlaufenden Rampen und hasteten deren Stufen hinab. Ungebremst nahm der überfallartige Einmarsch in das Königreich seinen Lauf.
    Eine Trompete erklang, deren ebenmäßig geformtes, silbernes Antlitz in dem durcheinander wogenden Dickicht aus Nebel und Dunkelheit kaum zu erschauen war. Es war eines der Hörner Engat Lums, das geblasen wurde, als eine Schar am Stadtrand befindlicher Soldaten endlich das Anrennen der feindlichen Armee gewahrte.
    Eine Vielzahl von Rufen und Schreien aus Männerkehlen setzte ein, und es dauerte nicht lange, da eilten menschliche Heereskräfte in den östlichen Bereich des Reiches herbei. Weniger als tausend Schritt Brachland trennte die Mauer an dieser Stelle von den ersten Gebäuden der städtischen Außenbezirke. Niedrig, unscheinbar und mehr oder minder gleichmäßig duckten sich die dortigen Häuser, die überwiegend den einfachen und ärmeren Bürger Engat Lums als Wohnstatt dienten, im Schatten höherer Bauten und bildeten in einem respektvollen Abstand einen Gürtel um die prächtigen Anwesen im Zentrum der Siedlung. Zwischen eben diesen Gebäuden traten nun die Soldaten, durch den Hornstoß alarmiert, hervor und wappneten sich, für ihr Land in jener unglückseligen Stunde bis zum letzten Atemzug einzustehen. Mit aufrechter Haltung und gezückten Waffen gaben sie ihrem verzweifelten Mut und ihrer Entschlossenheit Ausdruck. Dabei pochten die Herzen der meisten bis zu ihren Hälsen, und innerlich flehten sie zu Aldu um ein gnädiges Geschick.
    Obwohl die Sache der Menschen somit noch keineswegs verloren war, schickte sich die Flamme ihrer Hoffnung doch nur zu einem schwachen Glimmen an, das

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